DAZ.online-Wahlcheck zu den Bürgerschaftswahlen

Wen könnten Apotheker in Bremen wählen?

Berlin - 24.05.2019, 11:15 Uhr

Die Bremer Bevölkerung ist aufgerufen, eine Bürgerschaft (Haus rechts im Bild) zu wählen. Welche apothekenpolitischen Positionen vertreten die Parteien? (s / Foto: imago images / Eckhard Stengel)

Die Bremer Bevölkerung ist aufgerufen, eine Bürgerschaft (Haus rechts im Bild) zu wählen. Welche apothekenpolitischen Positionen vertreten die Parteien? (s / Foto: imago images / Eckhard Stengel)


Am kommenden Sonntag stehen nicht nur die Europawahl und zahlreiche Kommunalwahlen an. Auch in einem Bundesland wird gewählt: Bremen. Seit 1947 stellt die SPD den oder die Bürgermeister/-in und kontrolliert die Bremische Bürgerschaft. Das könnte sich nun aber ändern, wenn man den Umfragen glaubt. Aber worauf sollten Apotheker aus der Hansestadt bei der Wahl achten? DAZ.online hat die größten Parteien zu ihren Positionen zum Apothekenmarkt befragt.

Am kommenden Sonntag wählen die wahlberechtigten Einwohner Bremens und Bremerhavens eine neue Bürgerschaft. Derzeit besteht das Landesparlament aus 83 Abgeordneten. Seit 2007 regieren SPD und Grüne gemeinsam in Bremen – die Koalition wurde bereits zwei Mal wiedergewählt. Bürgermeister ist derzeit Carsten Sieling (SPD). In der Bürgerschaft stellen die Sozialdemokraten die stärkste Fraktion, gefolgt von der CDU, den Grünen, der Linken, der FDP, der AfD, der rechtspopulistischen Vereinigung „Bürger in Wut“ sowie einigen parteilosen Abgeordneten.

Erstmals seit 1947 könnten die Machtverhältnisse in der Hansestadt aber kippen. Denn in den Umfragen liegt die SPD derzeit nur noch zwischen 23 und 25 Prozent, die CDU leicht darüber. Über starke Zugewinne können sich wahrscheinlich die Grünen freuen, die in den Umfragen derzeit knapp unter 20 Prozent liegen. Ob es allerdings zu einer Neuauflage von Rot-Grün reicht, ist vor diesem Hintergrund mehr als ungewiss.

In Bremen gab es Ende 2018 ingesamt 145 Apotheken, Ende 2012 waren es noch 152. Der Rückgang der Apothekenzahl ist hier also etwas moderater verlaufen als in anderen Teilen des Landes. Allerdings: Das Bundesland Bremen hat mit 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner die geringste Apothekendichte Deutschlands. Im DAZ.online-Wahlcheck wollten wir von den „großen“ Parteien daher unter anderem wissen, wie die Versorgunglage eingestuft wird. Aber auch zu anderen apothekenpolitischen Themen haben wir die Parteien befragt.

Was sagt die SPD zu…

…der sinkenden Apothekenzahl, der Apothekendichte und der Versorgungslage?

Als Maß für die Apothekendichte wird die Anzahl der Apotheken, die 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner versorgen, zugrunde gelegt. Der Mittelwert für Deutschland liegt bei 24 Apotheken. Die Apothekendichte im Land Bremen beträgt 21 Apotheken/100.000 Einwohnerinnen und Einwohner und liegt damit auf vergleichbarem Niveau mit der Apothekendichte im Stadtstaat Hamburg, die sich auf 22 Apotheken/100.000 Einwohner beziffert. Aus unserer Sicht ist die wohnortnahe Versorgung durch die dichte Infrastruktur des Städtestaates wohnortnah gewährleistet.

…dem Fachkräftemangel in Apotheken?

Die Bundesagentur für Arbeit stuft seit Dezember 2016 den Apothekerberuf als Mangelberuf ein und zeigt in diesem Zusammenhang auf, dass ausgeschriebene Stellen in der öffentlichen Apotheke im Schnitt 140 Tage unbesetzt bleiben. Die Zahl der Pharmaziestudierenden und der neu approbierten Apotheker in Deutschland nimmt hingegen leicht zu. Gleichzeitig steigt aber auch der Bedarf an Pharmazeutinnen und Pharmazeuten auf dem Arbeitsmarkt, z. B. in der pharmazeutischen Industrie oder in Krankenhäusern. Hinweise auf eine konkrete Gefahr für die Versorgungsqualität und Anbietervielfalt ergeben sich aufgrund der vorhandenen Apothekendichte zwar noch nicht (siehe auch Beantwortung von Frage 1), dennoch lässt sich feststellen, dass es für öffentliche Apotheken zunehmend schwieriger wird, qualifiziertes Personal in ausreichender Anzahl zu finden. Die Entscheidung für diesen Beruf ist eng an die Attraktivität des Arbeitsplatzes öffentliche Apotheke gekoppelt. Um dem absehbaren Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sollten nach unserer Auffassung diese Attraktivität, Verdienstmöglichkeiten, Arbeitszeiten etc. gesteigert werden. Diese Rahmenbedingungen zu ändern, liegt in erster Linie in der Verantwortung „der Apotheke“ als Arbeitgeber und ihren Beschäftigten. Falls hierfür gesetzliche Rahmenbedingungen zu verändern sind, werden wir uns politisch diesen nicht verwehren.

…der Rolle des Versandhandels?

Der in Deutschland seit 2004 erlaubte Versandhandel hat für die deutschen Apotheken eine Veränderung der Rahmenbedingungen eingeleitet. Die Einführung des Versandhandels bedeutete für die durchschnittliche öffentliche Apotheke, die keinen Versandhandel betreibt, eine Verschlechterung des Betriebsergebnisses, insbesondere durch wirtschaftliche Verluste im Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln. Wir unterstützen daher die jüngst vom Gesundheitsministerium vorgestellten Veränderungen.

…dem geplanten Apotheken-Stärkungsgesetz, insbesondere den pharmazeutischen Dienstleistungen?

Die Frage nach mehr Kompetenz für Apothekerinnen und Apotheker kommt nach unserer Einschätzung, insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Probleme bei der flächendeckenden Hausarztversorgung in Zukunft eine „Schlüsselrolle in der medizinischen Versorgung“ zu. Nach unserer Ansicht sind Apothekerinnen und Apotheker die „ausgewiesenen Fachleute“ für alle Fragen rund um die Arzneimitteltherapie. Bei der Suche nach Lösungen für die Gewährleistung einer flächendeckenden Versorgung der Patienten und einer Entlastung der Ärzte befürworten wir eine Neuverteilung der Aufgaben unter den an der Versorgung beteiligten Akteuren. Mit den Erfahrungen aus den Modellvorhaben sollten Ärztinnen und Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken die Möglichkeit erhalten, ihre medizinische Kompetenz zum bestmöglichen Nutzen der Patientinnen und Patienten (neu-)einsetzen zu können.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Was sagt

von Conny am 24.05.2019 um 11:56 Uhr

...die Afd ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Was sagt

von Benjamin Rohrer am 24.05.2019 um 12:22 Uhr

In der Tat hatten wir vergessen zu erwähnen, dass die AfD auf unsere Fragen nicht geantwortet hat. Die Partei hatte natürlich die gleichen Fragen und die gleiche Zeit zum Antworten. Wir haben eine Aussage dazu nun ergänzt. Danke für den Hinweis.

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