Ökotest

Venenmittel: Rosskastanie und Weinlaub aus der Apotheke überzeugen

Stuttgart - 30.04.2019, 14:00 Uhr

 Besenreiser und retikuläre Varizen stellen das erste Stadium der chronischen Venenkrankheit dar. (Foto:  j/
                                            
                                            
                                                    
                                        
                                        
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Besenreiser und retikuläre Varizen stellen das erste Stadium der chronischen Venenkrankheit dar. (Foto:  j/ luaeva / stock.adobe.com)


Das wichtigste Kriterium bei der Bewertung von Arzneimitteln durch Ökotest ist nach eigener Aussage die Wirksamkeit. Ist die nicht nachgewiesen, könne die Gesamtnote nicht besser als mangelhaft sein, heißt es. Im aktuellen Test – es geht um Venenmittel – können deswegen nur Präparate aus der Apotheke punkten. Ware aus dem Drogeriemarkt fällt ausnahmslos durch.

Ökotest hat in seiner aktuellen Ausgabe Venenmittel getestet und dabei neunmal die Bestnote sehr gut vergeben – ausnahmslos an Präparate aus der Apotheke. Sie enthalten fast alle einen Trockenextrakt aus Rosskastaniensamen dessen Wirksamkeit als nachgewiesen gilt – für Ökotest der wichtigste Bewertungsmaßstab. Mittel im Test waren zum Beispiel Venostasin®, Venoplant® , Aescusan® oder Venen-Tabletten von Stada. Ob der Beleg der Wirksamkeit gegeben ist, bewerten übrigens zwei Pharmazeuten, nämlich Professor Manfred Schubert-Zsilavecz und Dr. Mario Wurglics von der Uni Frankfurt. Das einzige Präparat ohne Rosskastanie, das mit der Bestnote abschneidet, ist Antistax®, das einen Trockenextrakt aus roten Weinrebenblättern enthält.

Deklarationsmängel und fehlender Wirksamkeitsbeleg

Zweimal vergibt Ökotest die Note gut: Antiveno® von Heumann, ebenfalls mit einem Trockenextrakt aus roten Weinrebenblättern, bekommt Abzüge, weil die Wirksamkeit nicht produktspezifisch nachgewiesen ist. Bei Venorutin® intens mit dem ß-Hydroxyethylrutosid Oxerutin, einem partialsynthetisch abgewandelten Flavonoid als wirksamer Bestandteil, reicht es aufgrund von Deklarationsmängeln nicht für die Bestnote. Ökotest kritisiert, dass es keine ausreichenden Hinweise zu „weiteren Maßnahmen der Venenstärkung“, also Kompressionstherapie oder kalte Wassergüsse, gibt. Ein Mittelfeld ist nicht vorhanden, die Noten befriedigend oder ausreichend wurden nicht vergeben. Die Note mangelhaft erhielten sämtliche Drogeriepräparate, weil die Wirksamkeit entweder nicht nachgewiesen war, wie bei den rutosidhaltigen Mitteln, oder der Wirktstoffgehalt nicht angegeben war. Das war bei zwei Rosskastanienpräparaten der Fall. Beides bedeutet für Ökotest: Abwertung um vier Noten. 

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Ganz am Ende finden sich wieder zwei Apothekenpräparate – Troxerutin Ratiopharm und Veno SL® 300, das ebenfalls das ß-Hydroxyethylrutosid Troxerutin enthält. Was passt hier nicht? Ökotest vermisst den Wirksamkeitsbeleg für Troxerutin sowie ausreichendende Hinweise zu „weiteren Maßnahmen der Venenstärkung“. Also gibt es vier Noten Abwertung für den fehlenden Wirksamkeitsbeleg minus eine weiter für den Deklarationsmangel – es bleibt nur das Urteil „ungenügend“.

Arzneimittel nur ein Baustein

Ökotest weist auch noch einmal explizit darauf hin, dass Venenmittel nur ein Baustein seien und andere Maßnahmen wie Kompression bei Venenschwäche nicht ersetzen – deswegen wird das Fehlen des Hinweises auf andere Maßnahmen auch als Deklarationsmangel gewertet. Von Mitteln zum Einreiben raten die Tester ganz ab. Sie verweisen dabei auf einen früheren Test, bei dem alle getesteten Cremes und Gele wegen fehlender Wirksamkeitsbelege mit mangelhaft oder ungenügend abschnitten.

Grundsätzlich gehörten Venenerkrankungen in ärztliche Hände, mahnt das Magazin. Nur der Arzt könne feststellen, welche Behandlung notwendig ist und ob sogar eine Thrombosegefahr besteht.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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