Minus 1,6 Prozent

2018: Größter Rückgang der Apothekenzahl innerhalb eines Kalenderjahrs

Berlin / Stuttgart - 06.02.2019, 12:55 Uhr

Geschlossene Apotheken sind kein Einzelfall: 422 Betriebsstätten schlossen 2018 – dem stehen nur 97 Neueröffnungen gegenüber. (s / Foto: imago)

Geschlossene Apotheken sind kein Einzelfall: 422 Betriebsstätten schlossen 2018 – dem stehen nur 97 Neueröffnungen gegenüber. (s / Foto: imago)


Die Apothekenzahl sinkt weiter – im Jahr 2018 um 1,6 Prozent beziehungsweise 325 Betriebsstätten. Das markiert laut ABDA den bislang stärksten Rückgang innerhalb eines Kalenderjahrs. Besonders beunruhigend findet es ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, dass die Zahl der Apothekeninhaber immer weiter sinkt.  Junge Apotheker müssten wieder eine Perspektive bekommen, um sich eine Existenz als Selbstständige aufzubauen, findet er.

Die ABDA hat die Apothekenzahlen für das vergangene Jahr bekannt gegeben. Zum Jahresende 2018 gab es demnach in Deutschland 19.423 öffentliche Apotheken. 2017 waren es noch 19.748. Der Rückgang um 325 Betriebsstätten (-1,6 Prozent) ist der bislang höchste in einem Kalenderjahr verzeichnete. Er ergibt sich aus dem Saldo von 97 Neueröffnungen und 422 Schließungen. Während 29 Filialen entstanden sind, sind 354 Haupt- beziehungsweise Einzelapotheken verschwunden. Dadurch ist die Zahl der Inhaber von 15.236 auf 14.882 gesunken. Deren Betriebe ergeben zusammen mit den 4.541 Filialen die Gesamtzahl von 19.423 Apotheken. Und diese markiert den tiefsten Stand seit Mitte der achtziger Jahre. Die Erhebungen der ABDA beruhen auf den Angaben der Landesapothekerkammern. So meldete beispielsweise die Kammer Westfalen-Lippe vor kurzem den tiefsten Stand seit 40 Jahren.

Die Apothekendichte in Deutschland ist damit von 24 auf 23 Apotheken pro 100.000 Einwohner zurückgegangen und liegt damit nun deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 31. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 gab es laut Angaben der ABDA in Spanien 47 Apotheken je 100.000 Einwohner.

Schmidt: Ordnungspolitische Rahmenbedingungen müssen stabilisiert werden

„Noch haben wir eine flächendeckende Arzneimittelversorgung, doch wenn sich nichts ändert, wird das bald nicht mehr so sein“, sagt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. „Der Abwärtstrend bei der Apothekenzahl zeigt, dass die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen stabilisiert werden müssen und dass die Apotheken eine bessere fachliche und ökonomische Perspektive brauchen. Der Berufsstand hat seine eigenen Vorschläge für eine Weiterentwicklung des Apothekenwesens vor einigen Wochen zur Diskussion gestellt. Die Politik hat verstanden, dass gesetzgeberische Eingriffe notwendig sind; die sollten jetzt zügig kommen.“



jb / DAZ.online
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2 Kommentare

Digitalisierung first?

von Pharmi am 15.09.2019 um 10:45 Uhr

War das nicht Thema einer anderen Partei? Wer so eine Aussage („Glaubt wirklich jemand in der Apothekerschaft, dass das alles in zehn Jahren, in 15 Jahren noch so abläuft wie heute?“) macht, sollte sich vielleicht fragen, was wichtiger ist. Digitalisierung, die es ja in Apotheken eigentlich auch gibt, oder eine unabhängige, flächendeckende Versorgung...
Aber wie man über verschiedene Quellen ja nun schon gesehen hat, scheinen eher Konzerne und deren Investoren im Fokus von Herrn Spahn zu stehen...

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Runter

von Reinhard Rodiger am 06.02.2019 um 23:27 Uhr

„Noch haben wir eine flächendeckende Arzneimittelversorgung, doch wenn sich nichts ändert, wird das bald nicht mehr so sein“, (FS)

Es ist entweder völlig unbedarft oder einfach nur zynisch.Es kann sich nichts ändern, da dieser Rückgang gewollt ist. Ihn zu beklagen ist vernebelnd. Wie sonst ist zu erklären, dass die Hauptbelastungen selbst erzeugt sowie stetig erhöht statt aktiv vermindert werden.Etwa durch Bezahlung zusätzlicher schon auf den Weg gebrachter Arbeit. Auch die Basisfinanzierung steht überhaupt nicht mehr zur Debatte, sie wird vielmehr dadurch aktiv gemindert. Das kann sich ändern-in eigener Regie.Aber nichts ist davon zu sehen.Es macht der Leichenschmaus doch Spaß.Wer soll darin eine Perspektive sehen?

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