Der Charme der Roten Westen

Apotheker protestieren mit roten Westen in Schladming

Schladming - 21.01.2019, 10:15 Uhr

Gunter Greiner, Alexander Fischer, Gregor
Nelles und Lilie Fischer verteilten rote Warnwesten an die Teilnehmer des
Pharmacon in Schladming (von links nach rechts). (j/Foto: DAZ)

Gunter Greiner, Alexander Fischer, Gregor Nelles und Lilie Fischer verteilten rote Warnwesten an die Teilnehmer des Pharmacon in Schladming (von links nach rechts). (j/Foto: DAZ)


Am gestrigen Sonntag eröffnete BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer mit dem Pharmacon in Schladming die 49. Internationale Pharmazeutische Fortbildungswoche der Bundesapothekerkammer (BAK). Viele Teilnehmer waren dem Aufruf von Apotheker Gregor Nelles aus Montabaur gefolgt und setzten mit dem Tragen roter Warnwesten ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nicht von der Forderung nach einem Rx-Versandverbot abweichen wollen. Kiefer vertraut jedoch auf die Überzeugungskraft des in der vergangenen Woche verabschiedeten ABDA-Eckpunktepapiers.

Am 17. Januar 2019 hatten die ABDA-Mitgliedsorganisationen einstimmig ein Eckpunktepapier zur Reform des Apothekenmarktes verabschiedet, das zur großen Erleichterung vieler, in aller Deutlichkeit, dem Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Rx-Boni in gedeckelter Form zu erlauben, eine klare Absage erteilt. Stattdessen wird ein striktes Rx-Boni-Verbot sowohl für die Versicherten der Krankenkassen als auch der Privaten Krankenversicherungen gefordert. Die Pläne Spahns zur Honorierung von Dienstleistungen wurden dagegen begrüßt und finden sich auch in dem ABDA-Eckpunktepapier wieder. Mit dem Eckpunktepapier weicht die ABDA-Mitgliederversammlung erstmals offiziell von ihrer alten Forderung nach einem Rx-Versandverbot ab, das lange Zeit als der Königsweg zur Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit im Wettbewerb zwischen ausländischen Versandapotheken und Präsenzapotheken gesehen wurde.

Im Schatten der politischen Großwetterlage

Kiefer versuchte anhand der Großwetterlage die Entscheidung der ABDA-Mitgliederversammlung zu erklären: So wie durch eine neue Wetterlage eine sorgfältig geplante Wanderung auf den Prüfstand müsse, weil etwa Pistensperrungen zu Entscheidungen zwingen würden, ob die Wanderung trotz Lawinengefahr fortgesetzt werden kann oder abgebrochen werden muss, so habe sich die ABDA-Mitgliederversammlung angesichts der politischen Großwetterlage gezwungen gesehen, nach neuen Wegen zur Erzielung der Gleichpreisigkeit und der Sicherung der flächendeckenden Versorgung zu suchen.

Mit dem einstimmig verabschiedeten Eckpunktepapier sei nun die Politik gefordert, Rx-Boni rechtssicher zu verbieten und dafür Sorge zu tragen, dass auch ausländische Versandapotheken zur Einhaltung der Arzneimittelpreisverordnung verpflichtet werden. Gleichzeit solle der Weg zur Honorierung von pharmazeutischen Dienstleistungen wie beispielsweise von Medikationsanalysen geebnet werden. Geplant ist im Spahn-Paket, dass Apotheker und Krankenkassen diese zusätzlichen Dienstleistungen vereinbaren. Bezahlt werden sollen sie aus einem Fonds, der wie der Notdienstfonds durch die Apothekerschaft verwaltet wird. 



Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Kleiner Hinweis zur Farbe des A(potheken) ...

von Christian Timme am 21.01.2019 um 13:57 Uhr

Die korrekte Farbbezeichnung ist HKS 13 und setzt sich im 4-farbigen Druck aus dem Zusammendruck vom 100 Magenta und 100% Yellow zusammen ... oder für Apothekers „richtiges rot“ braucht „viel gelb“ ...

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