Aus dem Bundestag in die Pharmaindustrie

Abgeordnetenwatch beschwert sich über Wechsel von Ex-Hennrich-Mitarbeiter

Berlin - 16.01.2019, 07:00 Uhr

Neuer Mitarbeiter: Abgeordnetenwatch.de hat sich über den Wechsel von Thomas Hugendubel, bislang Büroleiter bei Michale Hennrich (CDU), zum Pharmakonzern Roche beschwert. (Foto: Imago)

Neuer Mitarbeiter: Abgeordnetenwatch.de hat sich über den Wechsel von Thomas Hugendubel, bislang Büroleiter bei Michale Hennrich (CDU), zum Pharmakonzern Roche beschwert. (Foto: Imago)


Thomas Hugendubel, ehemaliger Mitarbeiter vom CDU-Arzneimittelexperten Michael Hennrich, ist in die Pharmaindustrie gewechselt. Wie ein Sprecher des Pharmaunternehmens am Dienstag bestätigte, leitet Hugendubel seit 1. Januar dessen Hauptstadtbüro. Hennrich ist als Berichterstatter für Arzneimittel und Apotheken Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags. Das Online-Portal abgeordnetenwatch.de beschwert sich über diesen Wechsel.

Mit der Beschäftigung ehemaliger Mitarbeiter von Politikern bekommen Teile der Pharmabranche nach Angaben der Organisation abgeordnetenwatch.de bevorzugten Zugang zur Politik. Léa Briand, Sprecherin von abgeordnetenwatch.de, kritisierte laut einer Mitteilung: „Mitarbeiter von Abgeordneten sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt, deswegen erfährt diese selten von derartigen Seitenwechseln.“

Dabei kauften sich Konzerne und Lobbyverbände auf diese Weise „direkten Zugang“ zu politischen Entscheidungsträgern. Die Organisation führte weitere Fälle an, in denen Mitarbeiter von Politikern die Seite gewechselt hätten. Unter anderem sei schon früher ein anderer Mitarbeiter von Hennrich zum Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) gewechselt.

Briand sagte: „Unternehmen und Verbände, die keine ehemaligen Angestellten von Fachpolitikern beschäftigen, geraten ins Hintertreffen.“ Nötig sei die Einführung eines Lobbyregisters, in dem Lobbyisten zeitnah angeben, wer ihre Auftraggeber sind, auf welche Gesetzentwürfe sie Einfluss nehmen und mit welchen Entscheidungsträgern sie sich austauschen.


bro / dpa
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

... und zur AOK, zum ADAC?

von Dr. Tee am 16.01.2019 um 23:26 Uhr

... Gewerkschaft, Kirche, Bund der Ruhestandsbeamten? Rotes Kreuz, DFB, Greenpeace? Alle frei von Eigeninteressen ;-)

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Wie denn sonst??

von Holger am 16.01.2019 um 11:07 Uhr

Was ist denn die Alternative? Der Mitarbeiter eines Abgeordneten ist ein ganz normaler Arbeitnehmer. Wollen wir dem verbieten, seinen Arbeitgeber zu wechseln? Sorry, aber da gilt ja wohl die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Berufswahl.

Ich sehe auch einen Wechsel in diese Richtung (Mitarbeiter Politik wird Mitarbeiter Firma) als wesentlich unkritischer an, als wenn ein Firmenmitarbeiter auf einmal in das Büro eines Abgeordneten wechseln würde - da hätte ich Maulwurfverdacht. Sollte sich aber zum Beispiel ein Mitarbeiter eines Pharmaunternehmens als Abgeordneter in den Bundestag wählen lassen, dann wäre das wieder völlig unkritisch, oder??

Lassen wir die Kirche einfach im Dorf! Eigentlich ist es doch ein gutes Zeichen, wenn wir eine gewisse Fluktuation zwischen den Welten haben.

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