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Das Mikrobiom und die Darmflora

München - 20.02.2019, 11:30 Uhr

Für ein gesundes Mikrobiom: lieber Karotten und Kartoffeln, statt Fastfood und Eiscreme. (c / Foto: T. L. Furrer / stock.adobe.com)
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Für ein gesundes Mikrobiom: lieber Karotten und Kartoffeln, statt Fastfood und Eiscreme. (c / Foto: T. L. Furrer / stock.adobe.com)


Der menschliche Darm ist von rund 100 Billionen Keimen besiedelt. Sie beeinflussen unsere Gesundheit, unsere Verdauung und unser Wohlbefinden. Es besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen diesen kleinen Mitbewohnern und unserem Körper. Wir können unsere Darmflora durch Lebensstil und Ernährung positiv beeinflussen, und davon profitiert unter anderem unser Immunsystem.

Der Darm eines erwachsenen Menschen ist zwischen fünfeinhalb und siebeneinhalb Metern lang. In diesem muskulösen Schlauch siedelt das sogenannten Mikrobiom. Ein Begriff, der sich zunehmender Popularität erfreut. Doch was genau versteckt sich dahinter? „Das Mikrobiom stellt ein komplexes Ökosystem dar. Zusammengesetzt aus einer Vielzahl von hauptsächlich Bakterien, aber auch Pilzen, Archaen und Viren mit einer großen Diversität“, erklärt Professor Dr. Samuel Huber, Oberarzt und Leiter der Sektion für molekulare Gastroenterologie und Immunologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Gesamtheit des Mikrobioms umfasst rund 100 Billionen Keime und ist auch unter dem Begriff Darmflora bekannt.

Wozu brauchen wir diese Vielzahl von Darm-Bewohnern? „Im allgemeinen besteht eine mutualistische Beziehung unseres Körpers mit dem Mikrobiom. Das bedeutet, es existiert ein gegenseitiger Nutzen. Dieser betrifft ganz viele Bereiche“, erklärt Huber. Vor allem spielt das Mikrobiom eine Rolle bei der Verdauung und bei der Erziehung unseres Immunsystems. Darüber hinaus nimmt es aber auch eine wichtige Funktion bei einer Vielzahl von physiologischen Vorgängen und auch bei Krankheiten ein.

Und umgekehrt: „Wir beeinflussen unser Mikrobiom durch unseren Lebensstil und unsere Ernährung. Außerdem spielen die Gene eine Rolle, die individuelle Umgebung und auch Medikamente. Vor allem Antibiotika“, so Huber. Die Zusammensetzung des Mikrobioms variiert von Mensch zu Mensch. Sie ist hochindividuell wie ein Fingerabdruck. Haustiere, Kinder, Sport und Job spiegeln sich in der Zusammensetzung wieder.

Die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflussen

So können wir die Zusammensetzung unseres Mikrobioms positiv beeinflussen: Der Verzehr von Ballaststoffen, beispielsweise aus Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, erhöht die Anzahl der Darmbakterien, die kurzkettige Fettsäuren ausscheiden. Diese kurzkettigen Fettsäuren, wie Butter- oder Essigsäure, dienen der Darmschleimhaut als Energiequelle. Sie senken die Anzahl der bösen Immunzellen und steigern die Produktion der guten. Sie fördern die Darmbewegungen und bestimmen das Darmmilieu mit.

Um diese wertvollen Effekte zu erzielen, muss ein Erwachsener täglich rund 30 Gramm Ballaststoffe zu sich nehmen. Das ist gar nicht so einfach. Der Durchschnittsbürger kommt eher auf 20 Gramm pro Tag. Es ist es sinnvoll, den Verzehr langsam, gegebenenfalls über Wochen, zu steigern. Sonst können Blähungen und Bauchschmerzen auftreten.

Probiotika und Fermentiertes

Des Weiteren freut sich die Darmflora über probiotische Lebensmittel, wie Joghurt mit lebenden Milchsäurebakterien, und Fermentiertes – zum Beispiel in Salzlake eingelegtes Gemüse. Das Mikrobiom ist also quasi die Verbindung von unserem Kochtopf zu unserem Körper. Es entscheidet mit, ob wir krank oder gesund sind. „Essen zwei Menschen einen Monat lang ganz genau das gleiche, dann ähnelt sich auch ihr Mikrobiom. Identisch wird es nicht werden, da neben der Ernährung, wie gesagt, noch eine ganze Reihe von anderen Faktoren eine Rolle spielen“, ergänzt unser Experte.

„Das Mikrobiom kann uns auch schaden, nämlich dann, wenn die Zusammensetzung gestört ist. Dies wird auch als ‚Dysbiose‘ bezeichnet. Oder wenn sich bestimmte Pathobioten (Darmkeime mit krankmachenden Eigenschaften) ausbreiten. Dann kann das Mikrobiom Krankheiten begünstigen. Hierzu gehören unter anderen entzündliche Erkrankungen und Krebs“, warnt der Magen-Darm-Spezialist.

Die Rolle der Gene

Primär erbt der Mensch sein Mikrobiom von den Eltern. Vor allem bei einer vaginalen Geburt. „Man kann also von Anfang an eher Glück oder Pech haben“, weiß Huber. Aber einen Großteil haben wir dann selber in der Hand. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass übergewichtige Menschen über eine anders zusammengesetzte Darmflora verfügen, als Schlanke. Sie beherbergen in der Regel weniger Bakterienarten. Begünstigt durch Fastfood, Zucker und Alkohol.

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Professor Hubers Traum ist es, das Mikrobiom eines Tages derart zu beeinflussen, dass es Krankheiten verhindern oder heilen kann. Und wir Normalbürger? Beginnen am besten erst einmal mit ein paar Karotten und Kartoffeln statt Chips und Eiscreme.


Ariane Gerlach, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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