Nahrungsergänzung

Mit Vitaminen und Co. vor Erkältung schützen: Was sagt die Evidenz?

Stuttgart - 27.11.2018, 14:05 Uhr

Hätte sich die Erkältung verhindern lassen? (j/ Foto:                                 
                                        


                                        ageevphoto/stock.adobe.com)

Hätte sich die Erkältung verhindern lassen? (j/ Foto: ageevphoto/stock.adobe.com)


Nahrungsergänzungsmittel, die grippalen Infekten vorbeugen sollen, gibt es wie Sand am Meer. Klassiker sind Vitamin C und Zink, aber auch Vitamin D wird diskutiert. Aber bringt das auch was? Professor Martin Smollich hat bei der Fortbildung des WIPIG-Netzwerkes „Ernährung und Prävention“ einen Blick auf die Evidenz geworfen.

Schneller gesund werden oder gar nicht erst krank oder dafür sorgen, dass ein beginnender Infekt nicht so schlimm wird – mit Wünschen dieser Art schlagen derzeit reihenweise Patienten in der Apotheke auf. Kann ihnen evidenzbasiert geholfen werden? Dieser Frage widmete sich Professor Martin Smollich vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität Lübeck am vergangenen Wochenende bei der Fortbildung des WIPIG-Netzwerks in Nürnberg. Die Antwort lautet wie so oft: Kommt drauf an. Smollich nahm sich bei seiner Bewertung die Klassiker der Infektprävention vor, Zink und Vitamin C, sowie Vitamin D.

Demnach verringere Vitamin C weder die Häufigkeit von Infekten noch die Infektdauer. Vermutlich wirksam ist Ascorbinsäure hingegen laut Smollich zur kurzfristigen Infektprävention vor körperlicher Anstrengung. Das sei beispielsweise bei Soldaten untersucht worden, erklärte er. Die Einnahme von täglich 500 bis 1000 mg kurz bevor sie ins Biwak gingen, habe bewirkt, dass die Soldaten während der Übung seltener krank wurden. Auf den Alltag der Apothekenkunden übertragen, könnte die präventive Einnahme zum Beispiel vor dem Skiurlaub sinnvoll sein.

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Zink hochdosiert auf keinen Fall auf Dauer

Zink kann tatsächlich Infekthäufigkeit und -dauer reduzieren – allerdings erst in Dosierungen ab 75 mg/d. Smollich warnt aber davor, den ganzen Winter hochdosiert Zink zu nehmen. Das führe zu schwerem Kupfermangel, und zwar schon bei einer Anwendung, die über eine Woche hinausgeht. Zwei bis drei Tage zu Beginn eines Infekts könne man das machen, aber länger nicht, so Smollich.

Zink: Vorsicht bei den Mengenangaben

Die höchste Dosierung in NEM pro abgeteilte Einheit ist 30 mg, zum Beispiel von Pure Encpasulations (Zinkpicolinat oder Zinkcitrat) oder Nicapur. Arzneimittel, bei denen die angebegebene Tagesdosis über 25 mg entspricht, sind verschreibungspflichtig. Mit 25 mg sind jedoch Präparate auf dem Markt, als Brausetabletten Aliud oder Beta oder in Tablettenform (z.B. Zinkorot ). Bei der Dosierungsangabe von Zinkpräparaten heißt es aufpassen, weil die Bezeichnung der Arzneimittel uneinheitlich sind. Zum Teil ist das Salz angegeben, zum Teil die Zink-Ionen. So enthält Zinkorot tatsächlich 25 mg Zink-Ionen, Unizink 50 hingegen nur 10mg. Die 50 bezieht sich auf das Salz Zink DL-aspartat.

Vitamin D hilft, aber nicht bei allen

Das Dritte, auf das Smollich in diesem Zusammenhang einging, war Vitamin D. Das sei vermutlich wirksam, wenn es darum ging, die Häufigkeit von Atemwegsinfekten zu verringern. Das sei gezeigt worden. Allerdings gelte hier: Je niedriger der Spiegel, desto stärker der Effekt. Bei eigentlich nur suboptimalen Spiegeln von 30 bis 50 nmol/l, was aber noch nicht als manifester Mangel gilt, sehe man keinen Effekt, erklärte er. Von daher kann man das hier seiner Ansicht nach auch so sehen: „Vitamin-D-Mangel erhöht die Infektanfälligkeit, gleicht man den Mangel aus normalisiert sich das wieder.“


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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