Kurz nach dem Brexit

Chef der britischen Arzneimittelbehörde hört  auf

Remagen - 26.11.2018, 14:05 Uhr

Der Brexit bring Unruhe in den britischen Arzneimittelsektor, jetzt muss ich die zuständige Behörde auch noch einen neuen Chef suchen. (Foto: Golden Brown / stock.adobe.com)

Der Brexit bring Unruhe in den britischen Arzneimittelsektor, jetzt muss ich die zuständige Behörde auch noch einen neuen Chef suchen. (Foto: Golden Brown / stock.adobe.com)


Wie verschiedenen Pressberichten zu entnehmen ist, wird der Leiter der britischen Arzneimittelagentur MHRA Ian Hudson seinen Posten im September 2019 abgeben. Anfang nächsten Jahres soll die Suche nach einem Nachfolger losgehen – mitten in der heißen Phase vor dem Brexit Ende März.

Der britische Arzneimittelsektor ist durch den Brexit stark gebeutelt. Die Industrie und die Gesundheitspolitiker sorgen sich um mögliche Versorgungsengpässe für die Patienten, und die Experten in der in der EU hochgeschätzten britischen Arzneimittelagentur (MHRA) müssen aller Voraussicht nach ihre Posten in den wissenschaftlichen Gremien der Europäischen Arzneimittel-Agentur räumen, weil sie nach dem Brexit nicht mehr „zum Club“ gehören.

Genau in diesem Moment, da der Brexit scheinbar im Schnellzugtempo näherkommt, kündigt der Leiter der Agentur, Ian Hudson an, dass er im September 2019 seinen Hut nehmen und den Posten für jemand neues frei machen wird. Dies wurde in den letzten Tagen über verschiedene Medien bekannt. Der Pädiater gehörte 17 Jahre lang zur Belegschaft der britischen Arzneimittelbehörde, und war seit fünf Jahren deren Chef. Vorher war er als „Licensing Director“ für den Großteil der Zulassungsaktivitäten verantwortlich gewesen.

„Zeit für eine neue Person and der Spitze“

„Die Gründe für meinen Rückzug sind sowohl persönlich als auch beruflich“, so Hudson´s Kommentar zu der Entscheidung. „Ich habe immer vorgehabt, meine berufliche Belastung zu reduzieren, um mich anderen Dingen zu widmen und eher eine Portfolio-Karriere zu verfolgen, sobald ich sechzig bin, und das ist jetzt passiert“. Er glaube, es sei Zeit für eine neue Person an der Spitze der Agentur, die die MHRA durch die nächste Phase nach dem Ausstieg aus der EU im nächsten Jahr führe, ergänzt Hudson und sichert zu, er werde sich bis zu seinem Ausscheiden dafür einsetzen, dass die Agentur weiterhin ihren entscheidenden Beitrag zur Volkgesundheit leisten könne. Er freue sich darauf, seine Arbeit bis September 2019 fortzusetzen.

Abwarten mit Hangen und Bangen

Die Suche nach Hudson´s Nachfolger fällt ausgerechnet in die heiße Phase vor dem Brexit Ende März 2019. Welche Rolle die MHRA in Zukunft im europäischen Zulassungssystem spielen könnte bzw. ob sie komplett als Drittland-Agentur fungieren muss, ist nach wie vor unklar. In diesen unsicheren Zeiten schlingert sie ebenso herum, wie die wie die anderen Beteiligten im Arzneimittelsektor. Im Falle eines „soft Brexit“, wie er von Theresa May propagiert wird, würde die MHRA Teil des EU-Behörden-Netzwerks bleiben, allerdings ohne an Entscheidungen beteiligt zu werden. Im schlimmsten Fall muss sie sich auf einen „no-deal-Brexit“ einstellen und Vorkehrungen treffen für eine völlig neue Rolle als eigenständige Behörde, ohne das gewohnte Netzwerk der nationalen Partner in den EU-Mitgliedstaaten. Zulassungsentscheidungen müssten dann rein national getroffen werden, was auch eine Änderung des dortigen Arzneimittelrechts erfordern würde.

Klares Bekenntnis zum Schulterschluss

Im Juli 2018 hatte die britische Regierung ein klares öffentliches Bekenntnis dazu abgegeben, auch in Zukunft einen engen Schulterschluss mit den bisherigen regulatorischen Partnern im Arzneimittelsektor suchen zu wollen. Nach dem Willen und der Wunschvorstellung der Regierung sollen drei Prinzipien die Entwicklung des Post-Brexit-Systems für Arzneimittel und Medizinprodukte bestimmen: Die Patienten sollen nicht benachteiligt werden. Innovationen sollen den britischen Markt so schnell und einfach erreichen wie möglich, und Großbritannien will weiterhin eine führende Rolle bei der Förderung der öffentlichen Gesundheit einnehmen, und zwar sowohl in Europa als auch weltweit.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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