Tarif-Umfrage der Adexa

Apotheke: Arbeitszeiten steigen, Gehälter nicht

Stuttgart - 30.10.2018, 17:45 Uhr

Tarifumfrage der Adexa 2018: Es gibt eine bundesweite Schieflage bei der Arbeits- und Gehaltsentwicklung in den Apotheken. (s / Foto: Antrey /stock.adobe.com)

Tarifumfrage der Adexa 2018: Es gibt eine bundesweite Schieflage bei der Arbeits- und Gehaltsentwicklung in den Apotheken. (s / Foto: Antrey /stock.adobe.com)


Apotheker arbeiten mehr, allerdings ist das Gehalt nicht in gleichem Maße gewachsen wie die wöchentliche Arbeitszeit. Dies ergab die Tarifumfrage 2018 der Apothekengewerkschaft Adexa. In welchen Kammerbezirken verdienen Apothekenmitarbeiter durchschnittlich noch am besten?

Verglichen mit 2010 arbeiten Apothekenmitarbeiter heute durchschnittlich 7,8 Stunden mehr pro Woche. 2018 kumuliert ihre wöchentliche Arbeitszeit im Mittel auf 35,5 Stunden. In den vergangen beiden Jahren stieg die durchschnittliche Wochenarbeitszeit damit von 33,5 Wochenstunden um zwei Stunden.

Diese Zahlen hat die Apothekengewerkschaft Adexa erhoben. Mehr als 3.000 Apothekenmitarbeiter haben sich an der Tarifumfrage 2018 beteiligt.

Vor allem junge Apotheker arbeiten mehr

Den größten Arbeitssprung seit 2016 machten Approbierte im Alter zwischen 31 und 40 Jahren mit einem Plus von drei Stunden (von 34 auf 37 Wochenstunden). PTA der gleichen Altersgruppe arbeiten im Mittel eine Stunde mehr (33 statt 32 Wochenstunden). PKA der gleichen Jahrgänge hingegen reduzierten ihre wöchentliche Arbeitszeit um eine Stunde (von 34 auf 33 Wochenstunden).

Wo verdienen Apothekenmitarbeiter noch am meisten?

Die Frage drängt sich auf: Müssen Apothekenmitarbeiter zunehmend mehr Stunden arbeiten, um ihren Lebensstandard zu halten? Denn: Die Gehälter gingen diese Entwicklung der Arbeitszeiten nicht mit. Im Gegenteil: Nur in sechs Kammerbezirken hat sich seit 2016 das Gehaltsniveau erhöht (Hamburg, Bremen, Westfalen-Lippe, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt). Von 2014 bis 2016 war dies immerhin noch in 13 von 17 Kammerbezirken der Fall. In vier Kammerbezirken ist nach den Umfrageergebnissen der Adexa das Gehaltsniveau konstant geblieben, und zwar in Sachsen, Thüringen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. In den übrigen Bezirken – Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein, Hessen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Saarland – sind die übertariflichen Gehälter sogar gesunken.

Die höchsten Gehälter bekommen Apotheker derzeit mit 8 Prozent über Tarif in Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein. Drei Bundesländer liegen bei den Apothekengehältern unter dem Tarif: Sachsen-Anhalt, Thüringen und mit 95 Prozent Sachsen.

Fachkräftemangel und niedriges Gehaltsniveau als Ursache für Mehrarbeit

So erklärt auch Adexa: „Dass die Wochenarbeitszeiten steigen, hat sicherlich mehrere Gründe". So versuchten zum einen Arbeitgeber beim aktuellen Fachkräftemangel, ihre Angestellten zu einer höheren Stundenzahl zu bewegen. Zum anderen sei das Gehaltsniveau im Apothekenbereich nicht so hoch, dass man mit einer geringen Stundenzahl gut über die Runden komme. Und weiter: „Wer von seinem eigenen beruflichen Einkommen als Apothekenangestellte/r lebt und vielleicht auch noch Kinder ernähren muss, der muss schon in Vollzeit oder vollzeitnah arbeiten“, meint die Apothekengewerkschaft.

Nicht zuletzt hat für Adexa auch die Politik eine Mitschuld an der Schräglage. „Dass die übertarifliche Bezahlung in den letzten zwei Jahren eher gesunken als gewachsen ist, ist auch ein Zeichen dafür, dass die Bundespolitik die Apotheken nicht ausreichend unterstützt". Hier seien die beiden Stichworte Honorare und EuGH-Urteil zum Versandhandel zu nennen, so Adexa.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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