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Zinkversorgung überprüfen – unterstützende Therapie der Neurodermitis

Stuttgart - 04.02.2019, 15:45 Uhr

(Foto: miamariam / stock.adobe.com)
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Als essenzielles Spurenelement ist Zink nicht nur für ein funktionierendes Immunsystem, sondern auch für das Wachstum von Haut und Haaren maßgeblich. Ein Zinkmangel kann sich daher auch in schuppiger und entzündeter Haut äußern. Naheliegend ist somit der Gedanke, den unterstützenden Einsatz von Zink bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis einmal genauer zu betrachten.

Neurodermitis – auch atopisches Ekzem genannt – ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die sich vor allem in starkem Juckreiz und flächenhaft verdickter, schuppiger Haut äußert. Rund 20 Prozent der Kinder und 13 Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen. Im Säuglingsalter stellt Neurodermitis sogar die häufigste chronische Erkrankung dar. Als Ursache wird eine genetische Veranlagung vermutet, die abhängig von verschiedenen Provokationsfaktoren zum Ausbruch der Hauterscheinungen führt. Dabei werden als mögliche Trigger unter anderem Stress, Chemikalien, mechanische Beanspruchung, Klima, Allergene aber auch ein Nährstoffmangel in Betracht gezogen.

Ein Spurenelement mit großer Bedeutung für die Haut

Zink gehört als Mineralstoff zur Gruppe der Spurenelemente, da es im menschlichen Körper nur in „Spuren“ von unter 50 mg / kg Körpergewicht vorkommt. Dennoch ist es ein unentbehrlicher Bestandteil vieler Enzyme und hat weitreichenden Einfluss auf unsere Gesundheit. So ist Zink zum Beispiel in der Haut für die korrekte Keratinisierung (Verhornung), die Bildung von Lipiden und die epidermale Barrierefunktion von Bedeutung. Bei einem Zinkdefizit kommt es daher auch zu Ekzemen, Hyperkeratosen und erhöhter Anfälligkeit für Hautinfektionen.

Studien deuten auf den Einfluss von Zink bei Neurodermitis hin 

Da sich diese Symptome mit denen der atopischen Dermatitis überschneiden, wurde der Einfluss von Zink auf diese Erkrankung genauer untersucht. 

In einer Studie aus 2014 wurde der Zinkgehalt von Neurodermitis-Patienten anhand einer Haarprobe ermittelt. Es konnte gezeigt werden, dass die Zinkwerte dieser Patientengruppe im Vergleich zu gesunden Probanden signifikant erniedrigt waren. In der Folge erhielten die Atopiker im Rahmen der Studie täglich 12 mg Zink. Nach acht Wochen Supplementation hatten sich sowohl der Zinkstatus der Haare als auch der Juckreiz der Patientengruppe verbessert. Darüber hinaus konnte auch der transepidermale Wasserverlust durch die Zinkgabe verbessert werden. 

2016 wurde in einer weiteren Studie der Zinkgehalt der Erythrozyten betroffener Personen bestimmt und mit dem jeweiligen Schweregrad der Erkrankung verglichen. Das Ergebnis: Je niedriger der Zinkspiegel in den Erythrozyten, desto stärker die Ausprägung der Symptome. Der Zinkgehalt im Serum war dagegen bei beiden Personengruppen nicht signifikant unterschiedlich.

Zinksupplementation als unterstützende Maßnahme

Die Therapie des atopischen Ekzems bezieht eine Vielzahl von Maßnahmen ein und wird individuell auf den Patienten abgestimmt. In erster Linie sollten jedoch Triggerfaktoren identifiziert und anschließend gemieden werden. Hinzu kommt eine konsequente Basistherapie mit okklusiven oder feuchtigkeitsbindenden Pflegeprodukten, wie z. B. harnstoffhaltigen Cremes. Je nach Schweregrad werden dann weitere topische oder systemische Wirkstoffe ergänzt. 

Um Ihre Kunden in der Apotheke bei der Therapie zu unterstützen, können Sie ihnen eine Überprüfung des Zinkspiegels empfehlen. Da jedoch nur die intrazellulären Zinkwerte nachweislich bei Neurodermitis-Patienten erniedrigt waren, sollte die Bestimmung anhand des Vollblutes erfolgen. 

Bei einem bestätigten Mangel, kann die Supplementation von Zink (z. B. Zinkorot® 25 Tabletten, Zinkorotat-POS® 40 mg, Curazink® 15 mg Hartkaspeln, Unizink® 50 Tabletten u.v.m.) eine Verbesserung der Symptomatik- insbesondere des Juckreizes - bewirken.

Was ist zu beachten?

Neben einem schlechten Geschmack kann es unter der Einnahme von Zink auch zu Durchfall, Übelkeit und Erbrechen kommen. Um die auftretende Übelkeit zu verhindern, kann Zink in Ausnahmefällen zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Die gleichzeitige Einnahme mit phytinhaltigen pflanzlichen Nahrungsmitteln (z. B. Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse) sollte jedoch vermieden werden, da diese die Resorption beeinträchtigen können. Außerdem gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Kaffee die Resorption von Zink beeinträchtigt.

Zink zeigt als zweiwertiges Kation auch Interaktionen mit Tetracyclinen und Chinolonen (Antibiotika), Schilddrüsenhormonen, Bisphosphonaten (Osteoporose-Therapeutika), D-Penicillamin (Antirheumatikum) und EDTA (Antidot). Aus diesem Grund sollte zwischen der Einnahme von Zink und den genannten Wirkstoffen ein zeitlicher Abstand von mindestens drei Stunden eingehalten werden.

Kinder und Jugendliche sollten bis zum vollendeten 17. Lebensjahr keine zinkhaltigen Supplemente zu sich nehmen. Stillende und Schwangere sollten eine Zink-Supplementation immer mit Ihrem Arzt abklären. Einer Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zufolge sollte die tägliche Dosis von 25 mg Zink auf längere Zeit nicht überschritten werden. 


Nadine Sprecher, Apothekerin, Redakteurin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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