Interview Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli

Was ist, wenn Amazon Zur Rose/DocMorris übernehmen will?

München - 20.09.2018, 14:05 Uhr

Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli erklärt in einem Interview, dass er es nicht ausschließen könne, dass Amazon Zur Rose übernimmt, wenn seine Aktionäre zustimmen. ( r / Foto: DAZ)

Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli erklärt in einem Interview, dass er es nicht ausschließen könne, dass Amazon Zur Rose übernimmt, wenn seine Aktionäre zustimmen. ( r / Foto: DAZ)


Der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose Group, Muttergesellschaft von DocMorris, bereitet sich auf einen Einstieg des Internetriesen Amazon auf dem europäischen Arzneimittelmarkt vor. In einem Interview mit dem Schweizer Finanzportal Cash sagte Zur-Rose-Chef Walter Oberhänsli, dass er ungeachtet eines Eintritts von Amazon in den europäischen Arzneimittelversand mit Zur Rose Marktführer bleiben wolle, aber auch eine mögliche Übernahme durch den US-Konzern nicht verhindern könnte.

Die von Branchenexperten vielfach vermuteten Ambitionen des US-Onlinekonzerns Amazon, in Europa in das Geschäft mit dem Arzneimittelversand einsteigen zu wollen, treibt auch die existierenden Platzhirsche auf diesem Gebiet um. Wie Walter Oberhänsli, Gründer und CEO von Europas größter Versandapotheke, der Schweizer Zur Rose Group, in einem Interview mit dem Finanzmagazin Cash zu Protokoll gibt, bereite er sich auf einen derartigen Schritt von Amazon vor: „Wir wappnen uns für einen Markteinstieg von Amazon“, sagt Oberhänsli wörtlich. Gleichzeitig bekräftigt er, dass Zur Rose und damit auch die niederländische Tochtergesellschaft DocMorris in Europa Marktführer seien und das „auch bleiben“ wollen.

„In den letzten zwölf Monaten haben wir gezeigt, dass wir auch akquirieren können und die gegenwärtige Marktkonsolidierung in Deutschland vorantreiben“, so Oberhänsli gegenüber dem Finanzmedium. Im Übrigen sehe er für sein Unternehmen „weiterhin gute Chancen“ zu bestehen. In dem Zusammenhang bezeichnet er den europäischen Markt als „wirklich schwierig“. Jedes Land habe eine eigene Gesetzgebung. Zudem könne Amazon mit seiner bestehenden Logistik in Europa keine Arzneimittel vertreiben – „alles müsste von null auf aufgebaut werden.“

Oberhänsli: Wenn Amazon ein Angebot macht, müssen die Aktionäre entscheiden

Andererseits will Oberhänsli eine mögliche Übernahme von Zur Rose durch Amazon nicht ausschließen. Dabei handelt es sich um eine in der Wirtschaftswelt häufige und auch von Amazon bevorzugte Vorgehensweise, um innerhalb kurzer Zeit eine starke Position auf einem neuen Markt einzunehmen. Für Oberhänsli stehe es zwar „nicht zur Diskussion“ darüber zu spekulieren, ob Zur Rose ein attraktives Ziel wäre. Andererseits könne er eine Übernahme durch Amazon nicht verhindern. Oberhänsli wörtlich: „Wenn Amazon ein Angebot machen sollte, müssten unsere Aktionäre entscheiden, ob sie dieses annehmen wollen oder nicht.“

Amazon versucht seit einiger Zeit, im Gesundheitswesen Fuß zu fassen, und steht laut einer aktuellen Untersuchung des Daten- und Analytikunternehmens Globaldata vor großen und entscheidenden Schritten. In den USA ist der Konzern diesbezüglich bereits weiter: Erst im Juni hatte Amazon angekündigt, die US-Versandapotheke PillPack übernehmen zu wollen. Im Januar 2018 hatte der Versandgigant mitgeteilt, gemeinsam mit der US-Großbank JP Morgan und der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway eine eigene Krankenkasse gründen zu wollen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Nein Herr Oberhänsli

von Stefan Haydn am 20.09.2018 um 18:31 Uhr

Fair wäre ein Rabatt für alle nur bei gleichen Einkaufsmöglichkeiten und Einkaufsrabatten für alle und gleicher Kostenstruktur und Leistung aller Anbieter. Dann wären wir aber schon fast wieder bei einer Preisbindung.
Welchen Vorteil hätte dann noch ihr Geschäftsmodell?

Ich hätte auch gerne Kapitalgeber, die mich Unsummen an Geld verbrennen lassen.

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» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Nein Herr Oberhänsli

von Heiko Barz am 21.09.2018 um 12:38 Uhr

Alles richtig, Stefan Haydn, wenn wir die staatsrelevanten steuerlichen Aspekte außer acht lassen.
Das hat aber auch der „Obere Hans“ aus der Schweiz nicht gemeint, als er sagte, „ es wäre nur fair, wenn alle Apotheken in Deutschland Rabatte, wie er sie sieht, nämlich auf RX-AM geben könnten!“

Apothekensterben

von Erik Modrack am 20.09.2018 um 18:24 Uhr

Bis jetzt hat DocMorris immer behauptet, dass es nicht Ursache den Apothekensterbens sei... und jetzt plötzlich die Aussage von Oberhänsli: "... und die gegenwärtige Marktkonsolidierung in Deutschland vorantreiben". Ich hoffe
dass jetzt endlich auch der letzte Politiker und Journalist versteht welches "Spielchen" zu Lasten der Gesundheitsversorgung der deutschen Bevölkerung gespielt wird.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Marktkonsolidierung

von Stefan Haydn am 20.09.2018 um 18:34 Uhr

Ich glaube er meinte die Marktkonsolidierung im Versandhandelsbereich. Ganz so böse hatte er das nicht auf dem Schirm.
Besser ist es trotzdem nicht.

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