Kammerpräsidentin Linz zu Lieferengpässen

Können Apotheker ihren Versorgungsauftrag überhaupt noch erfüllen?

Stuttgart - 11.09.2018, 13:45 Uhr

Magdalene Linz kritisiert die Liefersituation für Arzneimittel in Deutschland und fürchtet, dass es eher schlimmer als besser wird. ( r / Foto: Schelbert / DAZ.online)

Magdalene Linz kritisiert die Liefersituation für Arzneimittel in Deutschland und fürchtet, dass es eher schlimmer als besser wird. ( r / Foto: Schelbert / DAZ.online)


Adrenalin-Pens fehlen, Ibuprofen ebenfalls. Und auch an Bayers Aspirin mangelt es – und zwar bei Complex und i.v. „Es reicht hinten und vorne nicht", erklärt Kammerpräsidentin Magdalene Linz im Interview mit der Hannoverschen Zeitung. Und ein weiterer Apotheker fragt sich, ob Apotheker die Bevölkerung überhaupt noch ordnungsgemäß mit Arzneimitteln versorgen können, wie es die Apothekenbetriebsordnung fordert.

„Es reicht hinten und vorne nicht“, so beschreibt die noch amtierende niedersächsische Kammerpräsidentin Magdalene Linz die Liefersituation mancher Arzneimittel. Adrenalin-Pens finden sich regelhaft auf der Nichtverfügbarkeitsliste, Ibuprofen hat bei den Analgetika Novaminsulfon bei den Engpässen abgelöst, Bayer meldet „kein Aspirin Complex“ – und was therapeutisch schwerer wiegt, auch kein Aspirin i.v. Die Situation bei Lieferfragen beschreiben sicherlich die meisten Apotheker als „angespannt“, Grund für Linz in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung auch der Bevölkerung die Situation der Apotheker zu erklären. Denn nach Ansicht der Kammerpräsidentin sind die Engpässe kein vorübergehendes Intermezzo: „Wenn schon ein Allerweltswirkstoff nicht mehr lieferbar ist, werden wir zunehmend Probleme bekommen." Mit Allerweltswirkstoff meint Linz Ibuprofen.

Welches Problem steckt hinter all den knappen Medikamenten?

Linz sieht die Ursache für Lieferengpässe unter anderem in der Tatsache, dass mittlerweile die meisten Arzneimittel in Asien produziert würden. „Wenn dort dann auch nur eine Komponente ausfällt und nicht lieferbar ist, hat das dramatische Auswirkungen auf dem Markt", erklärt Linz. Mit dem Ausfall einer Komponente beziehungsweise eines Drittlieferanten begründet beispielsweise Pfizer seine Schwierigkeiten bei der Fastjekt-Produktion. Zudem hätten Prozessänderungen die Kapazität der Produktionsstätten zeitweise begrenzt.

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Auch bei Grippeimpfstoffen kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Versorgungsengpässen – und Linz gibt zu bedenken, dass dieser Fall auch in diesem Jahr wieder eintreten könne: „Wenn nur eine Charge fehlerhaft ist, kann es eng werden, schließlich produziert kein Hersteller auf Vorrat“, so die Kammerpräsidentin. Die großen Grippeimpfstoffhersteller hingegen scheinen zuversichtlich – Sanofi Pasteur, GSK und auch Mylan melden, dass sie bereits mit der Auslieferung an Apotheken beginnen können. Mylan erklärt zudem auf Nachfrage von DAZ.online, man strebe an 90 Prozent aller Bestellungen noch im dritten Quartal zu beliefern.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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