Widerspruchslösung

Spahn: Organspende-Bereitschaft soll automatisch gelten

Berlin - 03.09.2018, 09:25 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich in der Organspende-Debatte für die Widerspruchslösung ausgesprochen. ( r / Foto: Imago)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich in der Organspende-Debatte für die Widerspruchslösung ausgesprochen. ( r / Foto: Imago)


Um zu mehr Organspenden in Deutschland zu kommen, hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine Widerspruchslösung ausgesprochen. „Nur so kann die Organspende zum Normalfall werden“, sagte der CDU-Politiker der Bild-Zeitung. Das würde bedeuten, dass jeder Bürger der Organspende-Bereitschaft aktiv widersprechen muss. Wenn kein Widerspruch vorliegt, gilt automatisch die Bereitschaft zur Organspende.

Konkret steckt hinter der sogenannten Widerspruchslösung, dass jeder Bundesbürger automatisch als Organspender gilt, außer man selbst oder Angehörige widersprechen. Bisher sind Entnahmen in Deutschland nur möglich, wenn jemand ausdrücklich zustimmt.

Eine solche Neuregelung stelle zwar einen Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen dar, sagte Spahn. Doch seien alle bisherigen Versuche der Politik, die Zahl der Organspender zu steigern, leider ohne Erfolg geblieben. „Deshalb brauchen wir eine breite gesellschaftliche Debatte über die Widerspruchslösung.“ Einen Gesetzentwurf werde er dazu nicht in den Bundestag einbringen, kündigte Spahn an und sprach sich zunächst für eine Diskussion zu dem Thema im Bundestag aus.

Zur Steigerung der Spenderzahlen hatte Spahn bereits angekündigt, dass Transplantationsbeauftragte in Krankenhäusern mehr Zeit für diese Aufgabe bekommen und die Vergütung der Einrichtungen für den ganzen Prozess einer Organspende verbessert werden sollen. Die Zahl der Organspender hatte nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation im vergangenen Jahr mit 797 einen Tiefpunkt erreicht. Im ersten Halbjahr 2018 gab es eine Zunahme. Ende August hatte Spahn gesagt, dass 10.000 Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan warten.


bro / dpa
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Organpiraterie

von Bieck, Gabriele am 01.10.2018 um 22:21 Uhr

Fuer mich ist das ein Ausschlachten bei lebaendigem Leibe. Ich bin einfach fassungslos, was sich Politiker und Aertzte wagen. Ich und meine Angehoerigen werden uns niemals ausschlachten lassen und wir wollen auch niemals ein fremdes Organ.

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Ach, hört doch auf..

von Enya am 04.09.2018 um 23:32 Uhr

..als hätte die CDU sich je um Leib und Leben der Bürger geschert, geschweige um die Leiden Schwerkranker! Ganz im Gegenteil - das kann ich aus höchstpersönlicher Erfahrung -in beiden genannten Fällen übrigen- bezeugen. Groteskere Züge kann die Heuchelei eigentlich kaum noch annehmen.
Und als hätte Deutschland keine anderen Probleme als Organspende! Eine Regierungspartei, die die staatliche Schutzpflicht für Leib und Leben der Bürger verfassungswidrig verweigert, und damit nicht nur das Leid von Menschen, sondern auch die Kosten ins Unermessliche treibt, will nun die Bürger auch noch verpflichten, sich ausweiden zu lassen nach dem Motto "...und wären ihnen nicht die Organe entnommen worden, dann lebten sie auch heute noch." Ein Schelm wer dabei Böses denkt.
Die Widerspruchslösung ist schlicht verfassungswidrig - und die Forderung seitens einer Partei, die sich einen Dreck um Leib und Leben der Bürger schert, eine ungeheuerliche Frechheit.
Bürger sind weder "Staatseigentum", noch "Menschenmaterial" zum beliebigen Ausschlachten. Die Widerspruchslösung ist nichts weiter als eine Quasi-Lizenz zum Töten, denn der einzige Unterschied besteht -rational gesehen- nur darin, dass der Arzt nun einfach drauflos schneiden kann, ohne sich zu rechtfertigen, wenn er den Widerspruch nicht zu Gesicht bekommt. Wenn umfangreiche Beweismittel schon bei Gerichtsverfahren verschwinden (ich sag nur "NSU"..usw.), dann ist das Löschen aus dem Widerspruchsregister oder das "Verzotteln" des Spendeausweises ein Klacks. Und wer den Ausweis versäumt, dessen Menschenrechte und -würde wird ohnehin überfahren. Und wenn sich hinterher der Widerspruch doch noch findet - tja, dann ist es leider, leider zu spät... Kamma nix machen. Tut uns ja sooo leid.

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Organspende

von Conny am 03.09.2018 um 13:18 Uhr

Ist es so schwer zuverstehen Herr Müller das Sie widersprechen können ?

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AW: Organspende

von Karl Friedrich Müller am 03.09.2018 um 16:52 Uhr

Erklärungen können einfach verschwinden

so nicht

von Karl Friedrich Müller am 03.09.2018 um 11:10 Uhr

Dem Staat und Spahn ist nicht heilig. Nun müssen wir uns zwangsweise ausschlachten lassen. Nicht nur Melkkuh und Arbeitstier.
Keiner hat ein Recht auf meine Organe! Ich lasse mich nicht für einen Reichen umbringen!
Die Korruption im Bereich Organhandel ist mir nicht geheuer.

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