Grippesaison 2017/18

Mehr als doppelt so viele Impfungen in Schweizer Apotheken

Stuttgart - 27.08.2018, 14:30 Uhr

Immer mehr Schweizer lassen sich in der Apotheke gegen Grippe impfen. (s / Foto: imago)

Immer mehr Schweizer lassen sich in der Apotheke gegen Grippe impfen. (s / Foto: imago)


Die Schweizer scheinen sich an die Möglichkeit, sich in der Apotheke gegen Grippe impfen zu lassen, zu gewöhnen. So stieg die Zahl der durchgeführten Grippeimpfungen von 8.366 in der Saison 2016/17 auf knapp 20.000 in 2017/18. Laut einer im Auftrag des Apothekerverbands Pharmasuisse erstellten Studie hätten sich etwa 15 Prozent aller Personen ohne das Angebot in den Apotheken gar nicht impfen lassen. 

Seit 2015 dürfen in der Schweiz speziell qualifizierte Apotheker impfen, unter anderem gegen Grippe. In der Grippesaison 2016/17 war das Impfen in Apotheken ohne ärztliches Rezept in 15 Kantonen möglich, in der Saison 2017/18 bereits in 18 Kantonen. Die Zahl der Apotheken, die diesen Service anboten, kletterte von einer Saison zur nächsten von 316 auf rund 470. Das entspricht einem Anstieg von 48 Prozent. Der Apothekerverband pharmaSuisse geht davon aus, dass bereits in der Grippesaison 2019/20 die Grippeimpfung ohne ärztliche Verordnung in rund der Hälfte aller Schweizer Apotheken möglich sein könnte.

In noch größerem Ausmaß als die Zahl der Apotheken, die Impfungen anbieten, ist die Zahl der Patienten gewachsen, die sich in der Apotheke hat impfen lassen. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Firma B,S,S, ein Beratungsbüro spezialisiert auf Forschung und Beratung für Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt, im Auftrag des Apothekerverbands durchgeführt hat. Demnach haben sich in der abgelaufenen Grippesaison knapp 20.000 Menschen in Schweizer Apotheken gegen Influenza impfen lassen. Das bedeutet ein Plus von 135 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, in dem 8.366 Impfwillige das Angebot in Anspruch nahmen. Die Anzahl der pro Apotheke durchgeführten Impfungen stieg um 56 Prozent. Das sei ein Hinweis darauf, dass das Angebot seitens der Kunden an Bekanntheit gewonnen hat, so Pharmasuisse. 

Alles über den Schweizer Apothekenmarkt

Europa, deine Apotheken – Schweiz

Über den buntesten Apothekenmarkt Europas

Anscheinend keine Verlagerung von Ärzten zu Apothekern

Nachdem auch die Zahl der Grippeimpfungen bei den Ärzten in der Grippesaison 2017/ 2018 leicht zugenommen habe, sei nicht davon auszugehen, dass es nur zu einer Verlagerung von Ärzten zu Apothekern komme, heißt es in der Untersuchung. Fast 20 Prozent der in Apotheken Geimpften ließen sich der Erhebung zufolge zum ersten Mal gegen Grippe impfen. Rund 15 Prozent aller Personen gaben an, sie hätten sich ohne das Angebot in den Apotheken gar nicht impfen lassen. 30 Prozent derer, die in die Apotheke zum Impfen gingen, waren über 65 Jahre alt und gehören somit zu der Altersgruppe, der eine Grippeimpfung standardmäßig empfohlen wird. Die Daten stammen aus der elektronischen Datenbank phS-net.ch sowie der Adressdatenbank von pharmaSuisse. Über eine Schnittstelle erfassen die Impfapotheken die Impfkontakte mittels eines elektronischen Fragebogens, der unter anderem Informationen zum Impfung selbst sowie demographische Merkmale des Patienten abfragt. 

Laut Fabian Vaucher, dem Präsidenten des Schweizer Apothekerverbands, wird aus der Studie ersichtlich, dass sich Apotheken mit der Grippeimpfung mehr und mehr als Ort der Gesundheitsvorsorge positionieren. Die Grippeimpfung stärke zudem die Bindung zu den Kunden und leiste einen wichtigen Beitrag, um die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung zu erhöhen. 

Fitz Becker: Deutsche Apotheker sind bereit

In Deutschland wird das Thema Impfen in der Apotheke derzeit nicht von der Standesvertretung forciert. So erklärte der Präsident des Deutschen Apothekerverbandes Fritz Becker kürzlich bei der Hauptversammlung des Hessischen Apothekerverbandes, dass die Apothekerschaft das Impfen in der Apotheke derzeit nicht aktiv vorantreibe. Würde man aber gebeten, sich hier einzubringen, zum Beispiel um die Impfraten zu erhöhen, stände man bereit, solche Dienstleistungen qualitätsgesichert mit einer enptsprechenden Vergütung anzubieten. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.