Endokrine Disruptoren

Experten kritisieren EU-Richtlinie zu hormonell wirksamen Stoffen

Berlin - 13.08.2018, 12:00 Uhr

Alltagsprodukte wie etwa Zahnbürsten können offenbar potenziell hormonell wirksame
Substanzen enthalten. Die neue EU-Richtlinie zu diesen Substanzen löst das Problem nicht, finden die deutsche Gesellschaft für Endokrinologie sowie Verbraucher- und Umweltschützer. ( r / Foto: Imago)

Alltagsprodukte wie etwa Zahnbürsten können offenbar potenziell hormonell wirksame Substanzen enthalten. Die neue EU-Richtlinie zu diesen Substanzen löst das Problem nicht, finden die deutsche Gesellschaft für Endokrinologie sowie Verbraucher- und Umweltschützer. ( r / Foto: Imago)


Zu viele „Schlupflöcher“ und nicht stringent genug: So lautet das Urteil der deutschen Gesellschaft für Endokrinologie zur neuen EU-Richtlinie zu hormonell wirksamen Substanzen. Zahlreiche Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen wie etwa Greenpeace und der BUND teilen die kritische Haltung der Fachgesellschaft und haben sich in einem Schreiben an die Brüsseler Behörde gewandt.

Eine neue Richtlinie der Europäischen Union zu hormonell wirksamen Stoffen halten Experten für unzureichend. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie kritisierte an der Vorschrift, dass es „zu viele Schlupflöcher im Bewertungssystem“ gebe, zu viele gefährliche Substanzen kämen durch. „Die EU hat keine stringenten Lösungen für die Stoffe“, sagte Josef Köhrle, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie der Deutschen Presse-Agentur. „Sie müssen schneller und besser untersucht werden. Es dauert zu lange, bis schädliche Substanzen aus dem Verkehr gezogen werden.“

Hormonbelastung beim Zähneputzen?

Die sogenannten endokrinen Disruptoren werden mit hormonbedingten Krebserkrankungen, sowie Fortpflanzungs- und Fruchtbarkeitsstörungen in Verbindung gebracht. Sie finden sich in vielen Alltags- und Kosmetikprodukten, wie etwa Plastikfolie oder Zahnbürsten. Auch europäische Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen hatten eine umfassendere Strategie von der EU-Kommission gefordert. 70 von ihnen, darunter der Bund für Naturschutz und Umwelt (BUND) und Greenpeace richteten ihre Kritik in einem Schreiben an die Brüsseler Behörde.

Aktuell gehe es nur darum, wie hormonelle Stoffe als solche identifiziert werden könnten. „Aus Sicht des BUND werden diese Kriterien leider kaum dazu beitragen, dass hormonelle Schadstoffe zukünftig schnell erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden“, sagte Ulrike Kallee, BUND-Referentin für Chemie. Die Nachweishürden, um solche Stoffe als Hormongift einzustufen, seien zu hoch. Die Richtlinie ist seit Juni in der EU verbindlich.


dpa / Dr. Bettina Jung
redaktion@daz.online


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