Lucentis, Velcade und Avastin / „NMG Pharma“ 

Weitere Rückrufe wegen möglicher „Unstimmigkeiten in der Lieferkette“

Stuttgart - 07.08.2018, 16:05 Uhr

Wegen möglicher „Unstimmigkeiten“ in den fraglos etwas verworrenen Lieferketten gibt es derzeit Rückrufe. (Foto: m / Jürgen Schulze / stock.adobe.com)                                      

Wegen möglicher „Unstimmigkeiten“ in den fraglos etwas verworrenen Lieferketten gibt es derzeit Rückrufe. (Foto: m / Jürgen Schulze / stock.adobe.com)                                      


Nach Lunapharm selbst und CC-Pharma hat nun ein weiteres Unternehmen, das mit dem Brandenburger Händler Geschäftsbeziehungen hatte, Arzneimittel zurückgerufen: NMG Pharma. Wie die Arzneimittelkommission der Apotheker am gestrigen Dienstag mitteilte, ruft NMG Pharma mehrere Chargen Lucentis®, Velcade® und Avastin® zurück.

NMG-Pharma ruft seit dem gestrigen Montag mehre Chargen Velcade® (Bortezomib), Lucentis® (Ranibizumab) und Avastin® (Bevacizumab) über die AMK zurück. Begründet wird dies mit dem Verdacht auf Unstimmigkeiten in der Lieferkette zu einem Vorlieferanten. Die Packungen seien ab Juli (Velcade®) 2017 beziehungsweise Dezember 2017 (Lucentis®) und Mai 2018 (Avastin®) ausgeliefert worden, heißt es. Apotheker und Großhändler sollen die Bestände überprüfen und die betroffenen Chargen unter Quarantäne stellen.

Es ist allerdings nicht der erste Rückruf mit dem Verweis auf Unstimmigkeiten in der Lieferkette. Auch der Importeur CC-Pharma hatte vor kurzem Neulasta® und Afinitor® zurückgerufen. Diese stammten laut der Liste des Brandenburger Gesundheitsministeriums aus dem mutmaßlich in Griechenland gestohlenen Bestand des Brandenburger Händlers Lunapharm, einem der Hauptakteure in dem Arzneimittelskandal, der sich inzwischen auch auf mehrere Produkte aus Italien ausgeweitet hat. Lunapharm selbst begründete seinen vorsorglichen Rückruf damit, dass der Verdacht geäußert worden sei, dass diese Arzneimittel in griechischen Krankenhäusern gestohlen wurden. Folgend bis zum Wareneingang bei der Lunapharm haben möglicherweise die Lager- und Transportbedingungen nicht den Anforderungen entsprochen, heißt es. 

Auch wenn der in Bonn ansässige Großhändler und Reimporteur NMG-Pharma auf der Liste der mutmaßlich gestohlenen und wieder in den Verkehr gebrachten Krebsmedikamente des Ministeriums bislang nicht direkt auftaucht, so ist der Name NMG im Zusammenhang mit dem Lunapharm-Skandal dennoch bereits gefallen. So hatte nämlich der Stuttgarter Großhändler Gehe, dessen Name sich auf der Liste findet, Ware von NMG bezogen. Lunapharm soll wiederum als Logistikpartner von NGM-Pharma fungiert haben, erklärt das Bonner Unternehmen. Gehe hatte damals nach der Ausstrahlung des ARD-Magazins Kontraste präventiv alle Arzneimittel, die über NMG bezogen wurden, in Quarantäne gestellt. Laut Gehe handelte es sich dabei um Geschäftsprozesse aus der Vergangenheit. NMG hatte später unter Berufung auf eine Erklärung der Bezirksregierung Köln erklärt, dass die NMG-Ware nicht von den Rückrufen betroffen sei.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.