Griechisch-deutscher Arzneimittelskandal

Taskforce will Aufsichts-Defizite ergründen

Berlin - 03.08.2018, 07:00 Uhr

(Foto: PhotoSG / stock.adobe.com)

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Seitdem das ARD-Magazin Kontraste über zwielichtige Arzneimittel-Schiebereien aus einer griechischen Apotheke berichtet hat, ist im Brandenburger Gesundheitsministerium Alarmstimmung. Die Aufsicht hätte schon viel früher Verdacht schöpfen können, dass beim Pharmahändler Lunapharm, ansässig im brandenburgischen Mahlow, etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Vor zwei Wochen kündigte das Ministerium an, eine Taskforce einzusetzen, die für Aufklärung sorgen soll. Nun hat diese auch eine Leitung – und sich selbst Aufgaben formuliert. Ende August will sie einen Bericht vorlegen.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) steht weiterhin unter Druck. Seit die ARD am 12. Juli im Kontraste-Magazin einen Beitag ausstrahlte, demzufolge der Brandenburger Pharmahändler Lunapharm in Griechenland gestohlene Arzneimittel vertrieben haben soll, hat sie einiges zu erkären. Zunächst hatte Golze den Verdacht offenbar nicht allzu ernst genommen. Doch dann präsentierte sie sich plötzlich als Aufräumerin. Am 20. Juli kam es zu späten Rückrufen von Arzneimitteln, Lunapharm wurden Großhandels- und Herstellungserlaubnis entzogen, Strafanzeigen gegen Mitarbeiter der Aufsichtsbehörde gestellt und eine Taskforce ins Leben gerufen, um die Vorwürfe rund um den Handel mit Krebsmedikamenten aufzuklären.

Während die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die Mitarbeiter der Aufsicht bereits eingestellt hat, hat die Taskforce ihre Arbeit aufgenommen. Am gestrigen Donnerstag teilte Golzes Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (MASGF) mit, dass diese nun einen externen Leiter habe: den Pharmazeuten Dr. Ulrich Hagemann, früherer Abteilungsleiter im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Er habe sowohl das notwendige fachliche Wissen als auch langjährige Verwaltungserfahrung, so die Pressesprecherin des MASGF. Hagemann selbst erklärte: „Wir haben es heute in Deutschland mit seiner föderalen Struktur sowie in der EU mit sehr komplexen Regelungssystemen zu tun. Diese betreffen die Arzneimittelsicherheit und Produktqualität wie auch die Vertriebswege in einem gemeinsamen EU-Markt. Damit werden hohe Anforderungen an alle Beteiligten gestellt“. Die Taskforce im MASGF wolle nun die Verfahrensabläufe und Entscheidungen zum aktuellen Fall analysieren.

Mögliche Defizite und Reformbedarf klären

Wie das Ministerium mitteilt, hat sich die Taskforce auch ganz bestimmte Aufgaben gegeben:

  • Sie will untersuchen, ob und in welchem Umfang es Defizite bei der Aufsichts- und Kontrollausübung durch das MASGF und das LAVG gab.
  • Sie will Empfehlungen erarbeiten, damit ein umfassender Patientenschutz gewährleistet werden kann und Ärzten sowie Apothekern höchstmögliche Sicherheit gegeben wird, dass für die Versorgung ihrer Patienten zugelassene und qualitativ einwandfreie Arzneimittel zur Verfügung stehen.
  • Zudem will die Taskforce klären, ob es im Interesse der Sicherung eines umfassenden Patientinnen-Schutzes Reformbedarf bei den bestehenden EU- und bundesrechtlichen Regelungen gibt.

Ende August 2018 soll der Ministerin ein schriftlicher Bericht über die Ergebnisse vorgelegt werden.

Zu den Mitgliedern der Taskforce gehören neben Hagemann auch die Vorsitzenden der Arzneimittelkommissionen der Ärzte- und Apothekerschaft, Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig und Prof. Dr. Martin Schulz. Zudem Almuth Hartwig-Tiedt, Staatssekretärin im MASGF, Liane Klocek, Präsidentin des Landesamtes für Soziales und Versorgung des Landes Brandenburg (LASV), Susanne Köhler, Leiterin des Justiziariats des MASGF, und Ernst-Friedrich Pernack, Leiter des Referats Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, Produktsicherheit im MASGF.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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