Vergütung nicht kostendeckend

Valsartan-Rückruf verursacht Riesenaufwand beim Großhandel

Stuttgart - 12.07.2018, 09:00 Uhr

Der Münchener Großhändler Sanacorp erwartet, beim Valsartan-Rückruf draufzuzahlen. (c / Foto: Sanacorp)

Der Münchener Großhändler Sanacorp erwartet, beim Valsartan-Rückruf draufzuzahlen. (c / Foto: Sanacorp)


In vielen Fällen treffen die Folgen eines Problems Dritte, die an dessen Entstehung gänzlich unschuldig sind. So auch im Fall der verunreinigten Valsartan-Präparate: Ausbaden dürfen den mutmaßlich bestehenden Drang des chinesischen Herstellers, noch mehr noch billiger zu produzieren, Apotheker, Patienten und der pharmazeutische Großhandel, dem durch den Rückruf ein immenser Aufwand entsteht.

Der Großhandel wird für die Abwicklung der Rückrufe vergütet, 10 Prozent des Apothekeneinkaufspreises bekommt er. Das habe man so festgelegt, um es nicht jedes Mal neu verhandeln zu müssen, erklärt eine Sprecherin des Phagro. Beim aktuellen Valsartan-Rückruf ist das aber anscheinend nicht kostendeckend. So erklärt ein Sprecher der Sanacorp: „Der Aufwand ist immens.“ Es gelte nicht nur zu überprüfen, welche Apotheke welche Chargen erhalten habe. Auch die Abholung sei in diesem Fall extrem aufwendig: „Es ist ja nicht so, dass wir in einer Apotheke 200 Packungen einer Charge holen. In den meisten Apotheken sind jeweils nur wenige Packungen“, sagt der Sprecher weiter. Diese müssten erfasst und an die Hersteller zurückgeschickt werden. Weiter sei der Großhandel dafür verantwortlich, die Gutschrift zu überwachen. Bei günstigen Präparaten wie Valsartangenerika sei die Rückrufvergütung auf keinen Fall kostendeckend, heißt es. So koste beispielsweise die mittlere Stärke 160 mg von Al unter zehn Euro pro 98 Stück, manche Packungen lägen aber auch nur knapp über einen Euro. Dazu kommen laut dem Sanacorp-Sprecher die Kosten für Rückgabe der eigenen Lagerware. Für das Ausräumen der Großhandelslager, den Rückversand an die Hersteller und die Kontrolle der Gutschriften gebe es ohnehin keine Vergütung. 

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Und auch die AMK-Phagro-Schnellinfo, die im Falle der Valsartan-Rückrufe versendet wurde, kostet Geld. Der Aufwand wird zwar aus den Mitteln des Phagro bestritten, diese speisen sich aber letztendlich aus den Beiträgen der Mitglieder, also der Großhändler. Und auch wenn über den Versand der Schnellinfo unter medizinisch-pharmazeutischen Aspekten die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) entscheide, erfolge der Versand an die Apotheken doch über den Phagro-Faxverteiler, erklärt die Verbandssprecherin. Zudem werde eine ausgedruckte Kopie der Lieferung beigelegt. Erhalte man von einem Apotheken-Fax keine Rückmeldung, hake man auch nach. 

Bislang sind 17 chargenbezogene Rückrufe von Valsartan erfolgt. Der Großhändler Gehe hatte am gestrigen Dienstag laut eigener Aussage 15.000 Packungen in Quarantäne, die Tendenz sei aber steigend, hieß es. Der Großhändler erwartet weitreichende Engpässe. Auch für die Apotheken bedeutet das, neben dem bereits bestehenden, weiteren und unvergüteten Mehraufwand.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Rückruf Valsartan

von Möller am 12.07.2018 um 13:36 Uhr

Ich frage mich eigentlich, wo ist unser gut bezahlte Gesundheitsminster ?

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Valtarsan

von Marion Nolting am 12.07.2018 um 12:50 Uhr

Schlimm genug dass den Patienten verseuchte Tabletten verkauft wurden, wenn sie ein neues Rezept mit einem anderen Blutdrucksenker einreichen und Valtasan zurück bringen wird die Zuzahlung nicht mal verrechnet. In jedem Lebensmittelladen der Rückrufe hat bekommt man sein Geld zurück , bei Krankenkassen und Apotheken ist das wohl möglich.

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AW: Valsartan

von Marion Nolting am 12.07.2018 um 12:59 Uhr

Ich meine natürlich Valsartan "Sorry„

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