Lieferengpässe

Ibuflam 600 wieder lieferbar – aber wie lange?

Berlin - 03.07.2018, 14:50 Uhr

Diesen Ibuflam-Vorrat wünschen sich Apotheker derzeit. (m / Foto: Rokitta / Punkt-Apotheke)

Diesen Ibuflam-Vorrat wünschen sich Apotheker derzeit. (m / Foto: Rokitta / Punkt-Apotheke)


Nach Angaben des Herstellers Zentiva ist Ibuflam 600 aktuell lieferbar. Apotheker berichten, dass sie die Gelegenheit nutzen und sich mit großen Bestellungen eindecken. Ob sie das Rabattarzneimittel auch kommende Woche noch beziehen können, ist unklar. Die Liefersituation zu Ibuprofen-Arzneimitteln ist seit Monaten angespannt. Weshalb ist es so schwierig, den Bedarf zu decken?

„Den Apotheken geht das Ibuprofen aus“, so oder so ähnlich lauten in diesen Tagen immer häufiger die Schlagzeilen, auch in den Publikumsmedien. Zudem wurde vergangene Woche bekannt, dass BASF, einer der führenden Wirkstoffproduzenten, seine Produktionsstätte in Texas vorübergehend stilllegen musste. Nach Auskunft eines BASF-Sprechers ist es noch unklar, wann die Produktion wieder beginnen kann, da die Fehleranalyse noch läuft.

Ibuflam 600 zeitweise lieferbar

Mehreren Medienberichten zufolge ist von den Lieferengpässen vor allem das Rabattarzneimittel Ibuflam 600 von Zentiva in der Packungsgröße 50 Stück betroffen. „In der 600er-Variante ist fast alles vom Markt. Das Problem wird uns sicher noch das ganze Jahr begleiten“, erklärte Kai Christiansen, Präsident der schleswig-holsteinischen Apothekerkammer, am vergangenen Samstag in den Kieler Nachrichten.

Anscheinend ist Hersteller Zentiva nicht konstant lieferunfähig. „Sobald wir Ware haben, geben wir diese raus“, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Laut Auskunft des Unternehmens Zentiva standen am vergangenen Montag noch 50er-Packungen Ibuflam 600 sowohl für den Großhandel als auch für das Direktgeschäft zur Verfügung.

BASF-Produktionsausfall nicht alleinige Ursache

Nach eigenen Angaben bezieht Zentiva den Wirkstoff nicht von BASF. Weshalb gab es dann aber trotzdem immer wieder Lieferprobleme bei Ibuflam? Ibuprofen wird weltweit nur in sechs Fabriken hergestellt, die in USA, China und Indien ansässig sind. Die Kapazitäten, die mehreren Medienberichten zufolge auf mindestens 30.000 Tonnen pro Jahr geschätzt werden, sind ständig ausgereizt. Und die weltweite Nachfrage steigt jährlich um 5 Prozent.

Angespannt ist die Ibuprofen-Liefersituation schon seit Monaten. Sobald ein Problem in der Lieferkette besteht oder die Nachfrage saisonal steigt, wie etwa zur Grippesaison, bekommen dies Wirkstoffproduzenten, Arzneimittelhersteller und vor allem Apotheken zu spüren.

Massenmarkt Ibuprofen

Ibuprofen ist nach Angaben von IMS-Health das am meisten verkaufte OTC-Schmerzmittel. Mit 27 Millionen Verordnungen ist es auch im Rx-Bereich ein wichtiges Therapeutikum für Schmerzpatienten. Technisch betrachtet ist der Wirkstoff einfach herzustellen. Woran liegt es dann, dass Ibuprofen-Arzneimittel seit Monaten knapp sind?

Aus der Pharmaindustrie heißt es, dass die geringen Preise für Ibuprofen-Generika für die Wirkstoffproduzenten und Arzneimittelhersteller immer weniger attraktiv sind und es bestehe wenig Anreiz, weitere Produktionsstätten zu eröffnen. Da das Generika-Geschäft ein Mengen-Geschäft ist, konsolidiert sich der Markt auf weniger Firmen. BASF plant zwar, ab 2021 eine weitere Produktionsstätte für Ibuprofen in Ludwigshafen zu eröffnen. Sollte die Nachfrage weiterhin in dem Tempo steigen bleibt aber offen, ob das neue Werk den Bedarf künftig decken kann.


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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