Geld für Übernahmen

„Aggressiver“ Wachstumskurs der Versandhändler

München - 27.06.2018, 12:20 Uhr

Die beiden Platzhirsche im Versandmarkt, Zur Rose und Shop Apotheke, sammeln Geld ein, um weitere Übernahmen umzusetzen. (Foto: BVDVA)

Die beiden Platzhirsche im Versandmarkt, Zur Rose und Shop Apotheke, sammeln Geld ein, um weitere Übernahmen umzusetzen. (Foto: BVDVA)


Nur wenige Wochen nachdem sich die Shop Apotheke 75 Millionen Euro auf dem Kapitalmarkt besorgt hat, zieht der Wettbewerber Zur Rose mit Ausgabe einer millionenschweren Anleihe nach. Mit dem Geld sollen vor allem Zukäufe finanziert werden, das Rennen um die beste Marktposition unter den Versandapotheken geht damit in eine weitere Runde. Sogar das ansonsten marktliberal positionierte Handelsblatt berichtet von einem „aggressiven“ Wachstum der beiden Platzhirsche.

Die strategische Ausrichtung von Shop Apotheke Europe und der Zur Rose-Gruppe, den dominierenden Spielern auf dem deutschen und europäischen Markt für Versandapotheken, ist spätestens seit Herbst 2016 klar: Nachdem der Europäische Gerichtshof die Rx-Preisbindung für ausländische Versender gekippt hatte, stehen die Zeichen klar auf Wachstum. Dieses Credo kommunizieren die Vorstände immer wieder, diese Haltung drückt sich auch in deren Verhalten aus: Wiederholt haben beide Versandhändler Millionen von Euro auf dem Kapitalmarkt eingesammelt. Zudem investieren sie kräftig in Marketingkampagnen mit Breitenwirkung. Und beide Firmen spielen eine führende Rolle, wenn es um die Übernahme von Wettbewerbern und damit um den Ausbau der eigenen Marktposition geht.

Tatsächlich liegen die jährlichen Wachstumsraten im soliden zweistelligen Bereich. Shop Apotheke kalkuliert für dieses Jahr mit einem Umsatz von 560 Millionen Euro, Zur Rose wird wohl die Marke von umgerechnet einer Milliarde Euro Umsatz überspringen. Die „Online-Apotheken wachsen aggressiv“, beide börsennotierten Apothekenkonzerne seien „sehr expansiv unterwegs“, vermeldete angesichts dieser Entwicklung das renommierte Handelsblatt, ein Medium, das bei diesen Themen ansonsten zu einer eher zurückhaltenden Wortwahl neigt.

Ausgabe von Millionen-Anleihen

Anlass für diese Einschätzung ist auch die Tatsache, dass sich beide Unternehmen derzeit in Sachen Finanzierung für die nächsten Wachstumsschritte rüsten und ihre Kriegskassen kräftig füllen. So hat Shop Apotheke Europe wie berichtet im April 2018 eine Anleihe auf den Markt gebracht und damit 75 Millionen Euro eingesammelt. Nach Angaben des Managements sollen mit dem Geld vor allem Zukäufe im OTC-Bereich insbesondere in Deutschland finanziert werden, um das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen. Darüber hinaus sollen die frischen Finanzen „für allgemeine Unternehmenszwecke“ zum Einsatz kommen.

Nun zieht der Schweizer Wettbewerber Zur Rose, die Muttergesellschaft der niederländischen Versandapotheke DocMorris, nach: Wie das Unternehmen in einer Presseinformation mitteilte, hat die Zur Rose Group in den vergangenen Tagen durch Ausgabe einer Anleihe 85 Millionen Schweizer Franken – umgerechnet 74 Millionen Euro – eingesammelt. Die Anleihe wird laut Zur Rose mit 2,5 Prozent verzinst und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Damit legt das Unternehmen die finanzielle Grundlage für weitere Zukäufe – auch hier soll das Geld nach Unternehmensangaben „zur Finanzierung von Akquisitionen sowie für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet“ werden.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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