Mitarbeitervergütung

Kommt der Mindestlohn von 9,19 Euro?

Berlin - 25.06.2018, 07:00 Uhr

Der Mindestlohn liegt derzeit bei 8,84 Euro, könnte aber 2019 auf 9,19 Euro steigen. (Foto: Imago)

Der Mindestlohn liegt derzeit bei 8,84 Euro, könnte aber 2019 auf 9,19 Euro steigen. (Foto: Imago)


Noch im Juni will die Mindestlohnkommission ihre Empfehlung für den Mindestlohn im kommenden Jahr mitteilen. Für Apotheker ist das insofern relevant, weil Großhändler in der Vergangenheit schon ihre Konditionen anpassten – wegen des Mindestlohns, der derzeit bei 8,84 Euro liegt. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt aber vor einer zu starken Erhöhung.

„Als Regelfall soll die Steigerung des Mindestlohns der Entwicklung des Tariflohnindexes ohne Sonderzahlungen folgen“, sagte IW-Tarifexperte Christoph Schröder der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Daraus würde sich eine Erhöhung um 4 Prozent auf 9,19 Euro ergeben. Für einen höheren Anstieg sehen wir keinen Grund“, so Schröder.

Anpassung steht für 2019 an

Am morgigen Dienstag will die Mindestlohnkommission ihre Empfehlung zur Anfang 2019 anstehenden Anpassung bekanntgeben. Das Gremium richtet sich nach dem Tarifindex des Statistischen Bundesamts, also einer Berechnung der Lohnentwicklung aufgrund hunderter Tarifverträge. Die Statistikbehörde hatte im Januar bekannt gegeben, dass der monatliche Index der tariflichen Stundenverdienste von Dezember 2015 bis Dezember 2017 um 4,8 Prozent gestiegen ist. Sehe die Kommission keine besonderen Umstände in der Konjunkturentwicklung, so das Statistikamt, werde sie der Tarifentwicklung folgen: „Unter diesen Voraussetzungen würde der Mindestlohn ab dem 1. Januar 2019 auf 9,19 Euro ansteigen.“

Die Kommission soll laut Gesetz im Rahmen einer Gesamtabwägung prüfen, welche Höhe einen angemessenen Mindestschutz für die Beschäftigten bietet, faire Wettbewerbsbedingungen ermöglicht und die Beschäftigung nicht gefährdet. Deshalb wird mit Spannung erwartet, ob der Mindestlohn künftig höher oder niedriger liegt als 9,19 Euro. Die Politik dürfte die Empfehlung der Kommission umsetzen.

Schröder sagte, 9,19 Euro sicherten den Mindestlohnempfängern einen Anstieg der Realverdienste. „Zwar ist die Beschäftigungslage derzeit gut“, sagte er. „Mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognose für 2018 und 2019 vor allem wegen außenwirtschaftlicher Risiken jedoch deutlich herabgesetzt.“ Überdies mahne die OECD an, dass junge gering qualifizierte Männer aus dem In- und Ausland besser gefördert werden sollten, um ihre Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Dies sollte nicht durch zu hohe Mindestlohnsteigerungen erschwert werden“, warnte Schröder.

DGB fordert ordentliche Erhöhung

DGB-Chef Reiner Hoffmann hatte hingegen „einen ordentlichen Zuschlag“ gefordert. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung betonte unter Berufung auf ihre Forschungsinstitute WSI und IMK, das Niveau des deutschen Mindestlohns sei im internationalen Vergleich relativ niedrig. Wer zum gegenwärtigen Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde beschäftigt sei, könne in vielen Großstädten wegen der stark gestiegenen Mieten auch als Alleinstehender oft kein Leben ohne zusätzlichen Hartz-IV-Bezug führen.

Bisher stieg der 2015 eingeführte Mindestlohn einmal, nämlich 2017 von 8,50 auf 8,84 Euro pro Stunde. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) rechnet mit einer deutlichen Erhöhung: „Angesichts der guten wirtschaftlichen Lage gehe ich von einer kräftigen Erhöhung aus“, hatte er gesagt. Zudem kündigte er schärfere Kontrollen zur Einhaltung des Mindestlohns an.


bro / dpa
brohrer@daz.online


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