Treffen aller Kammern und Verbände

Die ABDA will Frieden mit ihren Mitgliedern

Berlin - 25.06.2018, 11:10 Uhr

Aus der ABDA-Spitze heißt es, dass man Frieden mit den Mitgliedern sucht, man wolle in den nächsten Monaten eine politische Lösung des Versandhandelskonfliktes präsentieren. (Foto: Schelbert)

Aus der ABDA-Spitze heißt es, dass man Frieden mit den Mitgliedern sucht, man wolle in den nächsten Monaten eine politische Lösung des Versandhandelskonfliktes präsentieren. (Foto: Schelbert)


Am kommenden Donnerstag steht in Berlin die ABDA-Mitgliederversammlung an. Das Treffen der Kammern und Verbände könnte brenzlig werden – schließlich haben einige ABDA-Mitglieder in den vergangenen Wochen große Unzufriedenheit mit der Arbeit ihrer politischen Vertretung geäußert. Aus Kreisen der ABDA heißt es nun, dass man Verständnis für die Unruhe an der Basis habe. Aber schon in den nächsten Monaten wolle man einen Lösungsvorschlag im Versandhandelskonflikt präsentieren.

Wenn man sich für die Berufspolitik im Apothekerlager interessiert, musste man in den vergangenen Wochen den Eindruck gewinnen, dass die ABDA mächtig unter Druck steht: Denn gleich mehrere Mitgliedsorganisationen haben deutliche Signale nach Berlin geschickt, dass sie mit der politischen Lobbyarbeit der ABDA derzeit unzufrieden sind: Keine Ergebnisse, ein zu passives Kommunikationsverhalten und keine Verbindung zur Basis.

Für großen Ärger sorgte beispielsweise der ABDA-Haushaltsentwurf. Die ABDA verlangt eine Beitragssteigerung von rund 3,5 Prozent von den Kammern und Verbänden – seit 2014 wären die Beiträge somit um rund 23 Prozent angestiegen. Die Kammern Nordrhein und Westfalen-Lippe beschwerten sich über das Beitrags-Leistungs-Verhältnis und lehnten den Entwurf offiziell ab. Deutliche Worte fand auch Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbert, der mit Bezug auf das politische Kommunikationsverhalten – etwa zum Honorargutachten – sagte, dass die ABDA „gemeinschaftlich abgetaucht“ sei. Ungewöhnlich war auch die Kritik aus der Kammer Schleswig-Holstein, die eigentlich nicht für laute Töne bekannt ist. Doch unter dem neuen Kammerpräsidenten Kai Christiansen wurde nun eine Resolution beschlossen, in der der ABDA eine Frist gesetzt wird, innerhalb derer sie ihre politische Ausrichtung erklären soll.

ABDA: Auf der Mitgliederversammlung wollen wir uns erklären

Wie reagiert man in Berlin auf diese Kritik? Wie will die ABDA ihre Mitglieder wieder „einfangen“ Schließlich ist es kein gutes Zeichen an die Politik, dass man in einer entscheidenden Phase nicht geschlossen agiert. DAZ.online hat sich an der ABDA-Spitze umgehört. Zitieren lassen wollte sich niemand. Allerdings hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass man „großes Verständnis“ für den Unmut der Mitgliedsorganisationen habe. Schließlich sei es eine Aufgabe der Kammern und Verbände, den Ärger an der Basis an die ABDA weiterzugeben.

Einen Grund für den Ärger an der Basis sieht die ABDA-Spitze in den Absprachen mit dem Bundesgesundheitsministerium. Man habe nach dem ersten Treffen Stillschweigen vereinbart, stehe aber jetzt in „dauerhaften, regelmäßigen Gesprächen“ mit dem BMG. Es sei nicht möglich, Zwischenstände an die Verbände und Kammern weiterzureichen. Für die Mitgliederversammlung am kommenden Donnerstag hat sich die ABDA-Spitze jetzt vorgenommen, die Mitlieder zu befrieden: Man wolle ein Signal senden, dass eine Lösung des Versandhandelskonfliktes in den nächsten Monaten präsentiert werden könne. So wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schon in einer Facebook-Diskussion erklärte, hieß es auch aus der ABDA, dass man spätestens beim Deutschen Apothekertag „gemeinsam mit dem BMG“ eine Lösung vorstellen werde.

ABDA: Es geht nicht um den Rx-Versand, sondern um die Preisbindung

Doch wie könnte diese Lösung aussehen? Spahn hatte erklärt, dass er keine Rabatte im Rx-Markt haben will, das Rx-Versandverbot sieht er aber europarechtlich nur schwer umsetzbar. Aus der ABDA-Spitze heißt es nach wie vor, dass die Erhaltung der Festpreise nur mit dem Rx-Versandverbot umsetzbar sei. Allerdings scheint man auch in der ABDA sich nicht am Verbot festzuklammern. Oberste Priorität habe die Rx-Preisbindung, nicht das Verbot des Rx-Versandhandels. Wenn es neue Ideen gebe, mit denen der Rx-Versand und die Rx-Preisbindung gleichzeitig erhalten werden können, werde man sich dem nicht verschließen.  


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Wo wird hier agiert ?

von gabriela aures am 25.06.2018 um 22:39 Uhr

„Schließlich ist es kein gutes Zeichen an die Politik, dass man in einer entscheidenden Phase nicht geschlossen agiert.“

Also: es gibt Kritik an den Finanzträumen der ABDA , die auch den Kammerdelegierten weitgehend unbekannte Posten enthalten, Stichwort „Datenpanel“.

Es gibt Kritik an der fehlenden Information über den Stand der Ideen der AG Honorar, die sich ja seit über 7 Jahren die Köpfe zerbricht (vermutlich).

Es gibt Kritik an der Weigerung, sich mehr in die Digitalisierung (Telemedizin, e-Rezept usw.) einzubringen.

Das sind alles Bereiche, in denen eben NICHT agiert wird !

Es gibt keinerlei Dissens über das Ziel, die Gleichpreisigkeit wieder herzustellen.
Es gibt keine Kritik an der ABDA, wenn sie sagt, daß diese eigentlich nur durch ein RX-VV erreicht werden kann.

Nach Ansicht der ABDA ist also gemeinsames Agieren nichts anderes als demütiges Schweigen der 17+17 und ein dankbares, grundsätzliches Abnicken jeglicher „Ergüsse“.





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Klingt nach sauberer Linie

von Wolfgang Müller am 25.06.2018 um 15:57 Uhr

Ich verstehe es nun so, dass es entgegen erster Äußerungen ausschließlich um eine Lösung für feste Rx-Preise geht. Und nicht gleich auch noch um eine "Paketlösung" für die "Honorarfrage". Mit inakzeptabel schnell herbeigehudelten, damit überhaupt nicht zusammenhängenden schrecklichen Schicksalsentscheidungen wie "Irgendeine Honorierung für Dienstleistungen, z. B. mit Einschreibepatienten-Selektivverträgen" unter Senkung oder Festschreibung des Packungs-Fixhonorars.

Wenn es genau so ist, dann ist es wohlgetan. Denn für so eine klare, saubere Linie hat "Die ABDA" ganz sicher nicht nur das Mandat aller ihrer "Mitglieder" (so eines bin ich z. B. ja wohl nicht), sondern auch von 99,8 Prozent der Mitglieder des DAV (dem die "Basis" der Selbständigen als Mitglied angehört).

Wäre es anders, würde unsere Notlage bzgl. der Rx-Festpreise schamlos ausgenutzt. Um opportunistisch ABDA-Lieblings-Steckenpferde gleich "unauffällig" mit durchzubringen ("Der Minister hat das so gewollt"). Abseits normaler Selbständigen-Interessen. Wie "Honorierung weg von der Packung". Dann wäre es hinterhältig, verräterisch und ungezogen.

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