Vorschlag von Westerfellhaus

Pflege: 80 Prozent arbeiten, 100 Prozent verdienen

Augsburg - 08.06.2018, 07:00 Uhr

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hat einen Planzur Verbesserung der Attraktivität im Pflegeberuf vorgelegt. (Foto: Imago)

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hat einen Planzur Verbesserung der Attraktivität im Pflegeberuf vorgelegt. (Foto: Imago)


Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hat am gestrigen Donnerstag einen Plan vorgestellt, wie der Pflegeberuf für Pflegerinnen und Pfleger wieder attraktiver werden soll. Er setzt unter anderem auf Prämien von bis zu 5000 Euro und andere konkrete Anreize, um dringend gesuchte Fachkräfte zu gewinnen. Außerdem soll es Pflegern teilweise möglich sein, bei 80 Prozent Arbeitszeit 100 Prozent zu verdienen.

Der Plan von Westerfellhaus soll dazu beitragen, die von der Großen Koalition vorgesehenen zusätzlichen 13.000 Stellen in der Altenpflege auch tatsächlich besetzen zu können, heißt es in dem am Donnerstag vorgelegten Papier mit Vorschlägen. Für nachhaltige Verbesserungen sei es nötig, dass Fachkräfte ihren Beruf zufrieden ausübten und gern blieben. In der Alten- und Krankenpflege sind derzeit bundesweit 35.000 Stellen offen.

Als „deutliches Signal“ schlägt Westerfellhaus steuerfreie Prämien für die Aufnahme einer unbefristeten Stelle vor: 5000 Euro für einst ausgestiegene Berufsrückkehrer und 3000 Euro für Teilzeitkräfte, die um mindestens 20 Prozent der Vollarbeitszeit aufstocken. Für den ersten Job nach absolvierter Ausbildung soll es 3000 Euro geben. In einem auf drei Jahre befristeten „Flächenmodell“ soll es allen Fachkräften möglich sein, bei 80 Prozent Arbeitszeit 100 Prozent Lohn zu erhalten. In der freien Zeit sollen sie sich regenerieren, so dass keine Nebentätigkeit ausgeübt werden dürfte. Vollzeitkräfte könnten alternativ weiter voll arbeiten, bekämen aber einen „Treuebonus“.

Erreichen will Westerfellhaus auch „mehr Wettbewerb der Betreiber um die besten Arbeitsbedingungen und um die größte Wertschätzung für Pflegekräfte“. Dafür könne es in Vergütungsverhandlungen Zuschläge für neue Konzepte geben - etwa für stabilere Dienstpläne, weniger Rückrufe aus freien Tagen und Entlastung bei Dokumentationspflichten. Für mehr Freude am Beruf solle Fachkräften auch mehr Verantwortung übertragen werden können, da sie Pflegeprofis und keine Handlanger seien. So sollten sie - mit entsprechenden Anforderungen an die Qualifikation - zum Beispiel chronische Wunden versorgen können.

Kosten auf breiten Schultern verteilen

Die Kosten dieser Vorschläge sollten „nicht einseitig durch die Pflegebedürftigen“ getragen, sondern „auf möglichst breite Schultern verteilt“ werden, heißt es in dem Papier. Mehrausgaben würden sich schnell auszahlen, „denn überlastungsbedingte Personalausfälle sowie der Einsatz teurer Leasingkräfte werden verringert“.

Die Bundesregierung will die Personalnot außerdem mit einem Sofort-Paket für mehr neue Stellen und bessere Arbeitsbedingungen lindern. Vereinbart wurden Eckpunkte im Volumen von jährlich rund einer Milliarde Euro, das zum 1. Januar 2019 in Kraft treten soll. Bezahlt werden soll es überwiegend aus der gesetzlichen Krankenversicherung.


bro / dpa
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Pflegeausstieg

von Thomas Neblung am 08.06.2018 um 14:36 Uhr

Hallo!

Ich bin erst vor kurzem aus der Krankenpflege komplett ausgestiegen. Das liegt unter anderem auch an den oben genannten Gründen. Pflegekräfte werden wie Handlanger behandelt. Von Arbeitgebern und Ärzten. Wertschätzung gleich null. DienstBereitschaft auf Abruf. Immer wieder Konflikte am Arbeitsplatz wegen dem Dienstplan und Hygienefehlern. Ich habe meine Ausbildung nicht gemacht um ein Zwangsmitglied der pflegekammern zu sein. Diese vertreten eindeutig nicht meine Rechte vor dem Arbeitgeber und vor Gericht.

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