Personalmangel

Spahn will ausländische Pfleger anlocken

Berlin - 03.04.2018, 07:00 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will Pflegekräfte aus dem EU-Ausland anwerben. (Foto: Imago)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will Pflegekräfte aus dem EU-Ausland anwerben. (Foto: Imago)


Zur Überwindung des Personalmangels will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mehr Pflegekräfte aus dem Ausland für einen Job in Deutschland gewinnen. Diese aus den Nachbarländern einzuladen, „ist die nächstliegende Option“, sagte der CDU-Politiker an Ostern der „Rheinischen Post“.

Spahn verwies dabei auf die in der EU geltende Arbeitnehmerfreizügigkeit. Spahn forderte zugleich eine raschere Anerkennung von Abschlüssen für Pflegekräfte und Ärzte aus dem Ausland.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach lehnte Spahns Anwerbe-Plan ab. „Wir sollten nicht anderen Ländern Pflegekräfte weg kaufen, dort fehlen sie auch bereits“, schrieb er bei Twitter und mahnte eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte an. „Einfach nur den Koalitionsvertrag umsetzen, nicht ständig Neues“. Die Sprecherin für Pflegepolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, Kordula Schulz-Asche, rief Spahn auf, „schnellstmöglich ein umfassendes Programm für eine Pflege-Offensive“ vorzulegen.

Nach einer Mitte März vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung vorgelegten Studie gibt es 17.000 offene Stellen in den Pflegeheimen – vor allem wegen des Fachkräftemangels und der abnehmenden Qualität der Bewerber. Zu seinem Amtsantritt hatte Spahn angekündigt, den Pflegeberuf attraktiver machen zu wollen, etwa über eine bessere Entlohnung. Via Twitter betonte er am Wochenende, dass das Gewinnen ausländischer Pflegekräfte nur ein Baustein sei, um die Pflege-Probleme anzugehen.

In dem Zeitungsinterview kritisierte der Minister, manchmal seien ausländische Pflegekräfte und Ärzte über Monate, teils sogar über Jahre in Deutschland und könnten nicht loslegen, weil das Verfahren zur Anerkennung sich so ziehe. Selbstverständlich müsse die ausländische Qualifikation gleichwertig mit der deutschen sein, das gehöre gründlich geprüft. „Wir sollten aber mit den Bundesländern die Überprüfungen deutlich beschleunigen“, so Spahn.


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3 Kommentare

Lohndumping

von Klaus König am 04.04.2018 um 11:02 Uhr

Neoliberale verweisen immer auf den freien Markt, der sich durch Angebot und Nachfrage freiheitlich von selbst reguliert und die Wertschöpfung bestimmt. Beim Pflegenotstand werden diese Regeln mit allen Mitteln der Kunst umgangen. Ein Pfleger darf bloss nicht zu viel Geld verdienen. Und wenn der Pfleger nicht mehr gewillt ist, für diesen billigen Lohn und diesen unglaublich schweren Arbeitsbedingungen, diese Arbeit zu leisten, da muss man sich die Pflegekräfte eben aus dem Ausland holen, in der Hoffnung, dass die es für ein Apfel und ein Ei machen. Am besten noch bis Alter 70 arbeiten und dann eine Rente nur auf Grundsicherungs Niveau bekommen. Dann darf der alte Pfleger nach seinem Arbeits - und Entbehrungsreichen, stressigen Leben noch Pfandflaschen suchen gehen, oder in irgendeiner Ausbeuter Firma putzen gehen, damit er sich im Alter nicht langweilen muss. Das ist doch, was sich Jens Spahn und seine konservativen Anhänger, bestehend aus Juristen, Wirtschaftsweisen, führende Wirtschaftseliten usw., so vorstellen.
Bei den Juristen kommt man nie auf die Idee, dass deren Arbeit ein Computer erledigen könnte und dass wir Billiglohn-Juristen aus dem Ausland holen, weil der deutsche Jurist schlicht und einfach zu teuer geworden ist. In die Juristerei steckt der Deutsche sein Geld ohne Ende rein. Für jeden Mist braucht man eine noterielle Beglaubigung, weil die einfache deutsche Sprache von jedem Richter in juristen Sprache tausend mal umgedeutet werden kann. Da kann der Jurist gutes Geld verdienen, für einen unglaublich hohen Stundenlohn. Kein Deutscher beklagt sich darüber.
Aber bei der Pflege sollen wir aufpassen, dass Arbeit nicht zu teuer wird. Herr Spahn hat was gegen zu hohe Renten und zu teurere Arbeit einzuwenden. Nur bei der Diäten Erhöhung hat er keine Einwände gehabt, dass Politiker in Deutschland eventuell vielleicht zu teuer werden könnten. Das müssen wir bezahlen und es stört ihn nicht.
Es ist eine traurige Bilanz in Deutschland, wie die Leistung und der Wertschöpfung von Arbeit, von sogenannten konservativen Eliten minderbewertet wird. Und genau so sieht es dann auch aus. Der Pflegenotstand ist das beste Beispiel dafür.

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Strukturwechsel in der Gesundheitspolitik notwendig

von Frederik Weiss am 03.04.2018 um 11:01 Uhr

Grundsätzlich alles in den dunklen Schatten der Politik zu stellen bringt niemanden weiter. Kritik ist notwendig. Aber auch Vorschläge, Anregungen, Forderungen der Akteure im Gesundheitswesen sind wichtig. Pure Kritik erzeugt den Widerstand der sich überschätzenden Politik, klare Vorschläge zwingen die Verantwortlichen zu Stellungnahmen und können von den Medien begleitet werden.
Das Gesundheitssystem besteht leider aus zu vielen unkoordinierten Einzelsegmenten mit einer weit unterschätzten Zahl von Protagonisten auf der Leistungserbringerseite und auf der Kostenträgerseite.
Der von Ihnen EU-weit gesehene Konsens, daß Apotheken überflüssig sind, ist weit hergeholt. Jeder Zeitgenosse mit gesundem Menschenverstand weiß, daß ein Apotheker weit mehr über Arzneien und Wirkstoffe weiß, als jeder Arzt, der in vielen Fällen seine "Pharmarichtung" auslebt. ;-)
Diese "Spahn-Idee" zur Anwerbung von ausländischen Pfegekräften ist -obwohl von einigen Medien "gefeiert"- nichts Neues. Mehr als 120.000 ausländische Pflegekräfte sind bereits in Deutschland tätig.
Die sogenannte "Gesundheitspolitik" ist von Kompetenzmangel und Lobbyismus geprägt. Jüngstes Beispiel ist die mit 2 Milliarden Euro "unterstützte Entwicklung" der elektronischen Gesundheitskarte, die nun als gescheitert gesehen wird.
Aprospos Spahn und Pflegekräfte: Es ist auffallend, daß sich Spahn als Gesundheitsminister sehr häufig mit Flüchtlingsthemen befasst. Vielleicht ist er auf dem falschen Ministersessel gelandet?

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Typisch

von Karl Friedrich Müller am 03.04.2018 um 9:01 Uhr

neoliberal und weltfremd.
es sollen im Ausland dort selbst dringend benötigte Arbeitskräfte abgeworben werden.
Womit denn? Miese Arbeitsbedignungen und schlechte Bezahlung?
Da wird der Zustrom enorm sein, LOL
Statt im Land die Arbeitsbedingungen zu verbessern.. Den eigenen Leuten gönnt man nichts..... da muss man schon Ausländer sein, am Besten Flüchtling (und nein, das ist nicht rassistisch)
Spahn hat keine Ahnung, was er machen soll.
Wenn man sich im Land umsieht, muss man erkennen, dass für die Regierung das Volk nicht existiert, nur als Wähler, alle 4 Jahre.
Die Regierung verfolgt keine langfristigen oder nachhaltigen Projekte, die Konzerne, von der Regierung unterstützt, auch nicht. der schnelle Euro ist gefragt. Dafür wird alles zerstört.
Große Landstriche im Osten gehören Konzernen, die die Flora und Fauna zerstören mit Mais und anderen Monokulturen, von den Grünen unterstützt., Bio gas ist ÖKÖ, Mit bio und ökö hat das gar nichts zu tun. Nur so als Beispiel. Die Parteien kommen von ihrer Ideologie nicht weg, blenden die Folgen aus und erzählen nur Quatsch. Siehe aus die tollen Politiker, die ums verrecken den RX Versand erhalten müssen
Die unterstützten Konzerne zahlen zum Dank keine Steuern, kaufen alles auf, pressen der Bevölkerung das letzte Geld ab.
Hier auf irgendein Rx Versand verbot zu hoffen, ist realitätsfremd.
Die Schlagzeile aus Frankreich zeigt es auf. Es besteht wohl EU weit der Konsens, dass Apotheken überflüssig sind.
Je mehr ich über die Zustände in Deutschland lese und erfahre, um so erschrockener bin ich. Schriften vom Bund für politische Bildung öffnen die Augen.
Der Amtseid der Politiker ist die größte Lüge überhaupt.

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