bei nächtlichem Bettnässen

Desmopressin jetzt wieder als Lösung

Stuttgart - 28.03.2018, 16:30 Uhr

Nächtliches Bettnässen (Enuresis) zählt zu den häufigsten körperlichen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.(Foto: jes2uphoto / stock.adobe.com)             

Nächtliches Bettnässen (Enuresis) zählt zu den häufigsten körperlichen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.(Foto: jes2uphoto / stock.adobe.com)             


Desmopressin ist der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff bei nächtlichem Bettnässen. Neben Tabletten und Schmelzltabletten gibt es nun eine zusätzliche orale Darreichungsform. Infectopharm vermarktet den Wirkstoff in Form einer Lösung zum Einnehmen. Das Präparat Niwinas® ist seit Mitte März in der Lauer-Taxe gelistet. 

Nächtliches Bettnässen (Enuresis) zählt zu den häufigsten körperlichen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Bekommt man das Problem mit Verhaltenstherapie nicht in den Griff, oder sind die Voraussetzungen für diese Therapie nicht erfüllt, kann auch medikamentös behandelt werden. Unter anderem mit Desmopressin, einem synthetischen Strukturanalogon des antidiuretischen Hormons ADH. Es wird als Antidiuretikum, neben Enuresis, zum Beispiel bei Diabetes insipidus eingesetzt.

Zur Behandlung des nächtlichen Bettnässens wird es oral oder nasal verabreicht. Nasenspray, Tabletten und Schmelztabletten stehen derzeit zur Verfügung. Jetzt gibt es wieder eine zusätzliche Darreichungsform: Seit kurzem ist Desmopressin als Saft unter dem Handelsnamen Niwinas® in der Lauertaxe gelistet. Es ist derzeit das einzige Desmopressin-Präparat in Form einer Lösung zum Einnehmen auf dem Markt. Nictur, das seit August 2016 gelistet war, ist seit November 2017 außer Vertrieb. Es stammte von der spanischen Firma GP-Pharm. 

Desmopressin 

Die chemisch modifizierte Variante des Hypophysenhinterlappenhormons Vasopressin (synonym: antidiuretisches Hormon, ADH) hemmt wie das natürliche Hormon die Ausscheidung von Harn (Diurese), wirkt aber länger und hat einen geringeren Einfluss auf den Blutdruck. Es bindet zwar am selben Rezeptor, unterscheidet sich vom physiologischen Hormon aber in der Rezeptoraffinität: Während ADH mit ähnlicher Affinität am V1-Rezeptor, der  hauptsächlich für die Gefäßverengung zuständig ist, bindet wie am V2-Rezeptor, der vor allem für die Wasserretention in den Sammelrohren der Niere zuständig ist, hat Desmopressin eine deutlich höhere Affinität zum V2-Rezeptor. Die gegenüber dem  dem V1-Rezeptor ist hingegen zu vernachlässigen. 

In 0,1-ml-Schritten genau dosierbar

Die geschmacksneutrale Lösung enthält 360µg/ml Desmopressin. Patienten ab fünf Jahren nehmen als Anfangsdosis 0,5 bis 1ml vor dem Schlafengehen ein. Der Vorteil gegenüber den festen oralen Darreichungsformen: Mit der beiliegenden Applikationsspritze lässt sich das Arzneimittel in 0,1-ml-Schritten genau dosieren. Laut Infectopharm wird die neue Therapie-Option durch Servicematerialien in Form von Patienten-Ratgebern und Dosierkarten unterstützt.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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