Medizinalhanf

Linz: Kassen lehnen zu viele Cannabis-Anträge ab

Berlin - 20.03.2018, 11:30 Uhr

Kammerpräsidentin Magdalene Linz aus Niedersachsen beschwert sich darüber, dass die Kassen aus ihrer Sicht zu viele Cannabis-Anträge von Patienten ablehnen. (Foto: Schelbert)

Kammerpräsidentin Magdalene Linz aus Niedersachsen beschwert sich darüber, dass die Kassen aus ihrer Sicht zu viele Cannabis-Anträge von Patienten ablehnen. (Foto: Schelbert)


Die Abgabe von Cannabis auf Rezept läuft aus Sicht der niedersächsischen Apothekerkammer noch nicht richtig rund. „Die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse wird häufig abgelehnt“, sagte Kammerpräsidentin Magdalene Linz der Deutschen Presse-Agentur. „Aufgrund der gestiegenen Nachfrage gibt es immer wieder massive Lieferengpässe. Hier wünsche ich mir deutliche Verbesserungen.“

Seit dem 10. März 2017 ist die Verschreibung von Cannabisblüten zu medizinischen Zwecken für schwerkranke Patienten im Einzelfall als Rezepturarzneimittel möglich und erstattungsfähig. Vor der ersten Verordnung müssen GKV-Versicherte eine Genehmigung bei der Krankenkasse einholen. Im vergangenen Jahr gingen rund 13.000 solcher Genehmigungsanträge für medizinisches Cannabis bei den Krankenkassen ein - und nach anfänglichen Startschwierigkeiten hatte sich die Genehmigungsquote inzwischen auf zwei Drittel stabilisiert.

Laut ABDA haben die Apotheken 2017 rund 44.000 Einheiten Cannabisblüten zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung abgegeben. Eine Auswertung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) zeigte einen sprunghaften Anstieg von GKV-Verordnungen über die Quartale hinweg. Im ersten Quartal 2017 also vom 10. bis 31. März, belieferten die Apotheken 488 Rezepte mit 564 Abgabeeinheiten. Im zweiten Quartal waren es 4615 Rezepte mit 10.055 Abgabeeinheiten, im dritten Quartal 8.898 Rezepte mit 14.777 Abgabeeinheiten und im vierten Quartal 12.717 Rezepte mit 18.828 Abgabeeinheiten. Verordnungen auf Privatrezepten wurden vom DAPI nicht erfasst. Wie viele Patienten seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes am 10. März 2017 in Niedersachsen medizinisches Cannabis verschrieben bekommen haben, ist nicht bekannt.

Für die Apotheken entsteht durch die steigende Zahl an Cannabis-Rezepten ein deutlicher Mehraufwand. Denn seit der Reform gelten Cannabisblüten offiziell als Rezepturarzneimittel und müssen einer Eingangskontrolle unterzogen werden und zwar jede einzelne der importierten fünf oder 10 Gramm Packungen. „Das ist eine unschöne Situation, um es mal ganz deutlich zu sagen, die passt auch mir nicht und die passt auch allen Apothekern nicht“, sagte Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, kürzlich gegenüber dem Deutschlandfunk.

Und genau deswegen wünschen sich die Apotheker auch eine Extra-Vergütung für die Cannabis-Abgabe. Schon seit Monaten verhandeln der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband hierzu. Nach Informationen von DAZ.online stecken aber auch hier die Verhandlungen fest - man kann sich nicht einigen.


bro / dpa
brohrer@daz.online


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„Es existiert nicht die eine Therapieform“

1 Kommentar

Cannabis?

von Heiko Barz am 21.03.2018 um 9:55 Uhr

Eine Diskussion um "Cannabis" ist reines Politikum. Die zur Verfügung stehenden und standardisierten Tropfenprodukte aus Cannabis reichen immer aus, um eine ausreichende Therapie zu gewährleisten.

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