Pharmakonzerne

Fresenius stellt Akorn-Übernahme in Frage

Stuttgart - 28.02.2018, 07:00 Uhr

Laut Fresenius-Chef Stephan Sturm waren die Vorwürfe gegen Akorn  bei der Prüfung der Übernahme nicht
bekannt gewesen (Foto: Fresenius)

Laut Fresenius-Chef Stephan Sturm waren die Vorwürfe gegen Akorn  bei der Prüfung der Übernahme nicht bekannt gewesen (Foto: Fresenius)


Ursprünglich wollte Fresenius Anfang 2018 die Übernahme des US-Konzerns Akorn abschließen, doch der Kauf entwickelte sich zur Dauerbaustelle. Nun stehen Vorwürfe im Raum, wonach es bei Akorn Missstände in der Produktentwicklung geben soll. Die Untersuchungen laufen. Fresenius schließt einen Rückszug von der Übernahme nicht aus, sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen.

Die geplante milliardenschwere Übernahme des US-Arzneiherstellers Akorn wird zum Dauerärgernis für Fresenius. Bei dem Unternehmen geht der hessische Gesundheitskonzern Vorwürfen nach möglichen Missständen bei der Produktentwicklung nach. Zuvor habe es anonyme Hinweisbriefe gegeben, sagte Fresenius-Chef Stephan Sturm am gestrigen Dienstag in Bad Homburg. Er schloss den Abbruch des 4,4 Milliarden Euro teuren Zukaufs nicht aus.

Vorstandschef Sturm sagte, die Vorwürfe gegen Akorn seien bei der Prüfung der Übernahme nicht bekannt gewesen. Dabei sei diese die „umfangreichste und sorgfältigste“ seiner Amtszeit gewesen. Sollten sich die Vorwürfe gegen Akorn als falsch erweisen, werde Fresenius den Zukauf vollziehen und „zum Erfolg machen“. Sollten die Vorwürfe aber so groß sein, dass sie die strategischen Ziele von Fresenius gefährdeten, behalte sich das Unternehmen den Rückzug von der Übernahme vor, so Sturm. Noch sei es zu früh, darüber zu spekulieren. Dies gelte auch für die Frage möglicher Entschädigungszahlungen.

Der Gesundheitskonzern führt nun eine unabhängige Prüfung bei Akorn mit externen Experten durch, um die „angeblichen Verstöße“ gegen Vorgaben der US-Gesundheitsbehörde FDA zur Datenintegrität und Produktentwicklung aufzuklären. Dabei geht es um mögliches Fehlverhalten von Akorn bei der Zulassung von Medikamenten. Fresenius peile weiter die kartellrechtliche Freigabe des Deals in den USA an.

Akorn-Übernahme wird zur Dauerbaustelle

Sturm hatte monatelang den Akorn-Kauf gegen Kritik auch mit dem Argument verteidigt, dass die Amerikaner der Flüssigmedizinsparte Kabi den bislang verschlossenen Zugang in die Apotheken öffnen. Die umstrittene Übernahme wird für den Konzern jedoch zur Dauerbaustelle: Ursprünglich wollte Fresenius den Zukauf Anfang 2018 abschließen, zuletzt zog sich aber die kartellrechtliche Prüfung dahin. Zudem steht Akorn selbst unter Preisdruck und lieferte jüngst schwache Ergebnisse. Daher wuchs die Sorge, Fresenius könne sich nach einigen gelungenen Übernahmen dieses Mal verhoben haben.

Akorn teilte mit, die Untersuchungen hätten bisher keine Ergebnisse geliefert, die einen wesentlichen Einfluss auf die Geschäfte hätten. Man glaube nicht, dass sie den Abschluss der Übernahme gefährdeten.


dpa-AFX / DAZ.online
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