Widerruf der Lizenz

EU-Versandapotheke muss offline gehen

Karlsruhe - 27.02.2018, 12:30 Uhr

Kunden der EU-Versandapotheke landen derzeit auf einer Wartungsseite. (Foto: Screenshot EU-Versandapotheke)

Kunden der EU-Versandapotheke landen derzeit auf einer Wartungsseite. (Foto: Screenshot EU-Versandapotheke)


Nach Rechtsstreitigkeiten um alte Forderungen in Millionenhöhe und Kundenbeschwerden über wochenlange Lieferzeiten gehen bei der EU-Versandapotheke erstmal die Lichter aus: Die Aufsichtsbehörde widerrief nun die Versandlizenz, bestätigt die Betreiberin gegenüber DAZ.online.

Die unter dem Dach der EU-Berlinda-Versandapotheke e.K. geführten Versandportale eu-versandapotheke.com und berlindaversandapotheke.de sind bereits seit Ende letzter Woche offline. Wegen einer „technischen Störung“ sei auch die Hotline nicht erreichbar, erklärt eine Ansage unter der Telefonnummer. In den letzten Monaten gab es viele Beschwerden von Kunden, die in Bewertungsportalen erklären, teils wochenlang auf Arzneimittel gewartet zu haben.

Eine Anfrage bei der zuständigen Aufsichtsbehörde wurde am Montag zunächst nicht beantwortet. Auf Nachfrage erklären jedoch die Betreiberin Bettina Kira Habicht sowie ihr Ehemann Sven Schumacher, der als Justitiar der Apotheke tätig ist, dass die Versandlizenz inzwischen widerrufen wurde. „Wir bedauern es sehr – aufgrund eines Rechtsstreits sind uns Gelder gesperrt worden“, erklärt die Apothekerin.

Lieferung nur noch auf Vorkasse

Es sei jedoch „Unsinn“, dass sie Rechnungen nicht bezahlt habe: Die aktuellen Probleme seien der Höhepunkt lange zurückliegender Vorgänge, erklärt Habicht, die von „Altverbindlichkeiten“ spricht. Zum Jahresanfang 2014 hatte Habicht die Apotheke von ihrem Vorgänger übernommen, der Übergang gelang wohl nur scheinbar problemlos. In juristischen Auseinandersetzungen mit dem Großhändler Phoenix geht es seit einiger Zeit um Forderungen in Höhe von inzwischen 5,4 Millionen Euro gegenüber Habicht, die selber Forderungen in Millionenhöhe gegen den Großhändler geltend macht.

Anfang letzten Jahres verhängte Phoenix laut Schumacher einen Lieferstopp, seine Ehefrau wird seit gut einem Jahr nur noch auf Vorkasse beliefert. Gleichzeitig hätten Krankenkassen eine Summe von insgesamt gut 1,6 Millionen Euro nicht mehr beglichen, erklärt Schumacher. Während aktuelle Liquiditätsengpässe von ihm nicht bestritten werden, könnte er die von vielen Kunden bestätigen erheblichen Lieferverzögerungen so „nicht bestätigen“, erklärt er.

Erhebliche Vorwürfe

Derweil liegt der Rechtsstreit um die Forderungen beim Landgericht Cottbus, das am 17. April hierzu verhandeln will. Beide Seiten bringen erhebliche Vorwürfe vor – Schumacher spricht von Schadensersatzansprüchen im zweistelligen Millionenbereich, während Phoenix offenbar erwägt, wegen möglicher Verleumdung vorzugehen.

Während die juristischen Auseinandersetzungen daher noch Jahre dauern könnten, ist nun zumindest klar, dass Kunden der Versandapotheken sich zumindest in der nächsten Zeit woanders umsehen müssen. „Also wer richtig Nase zu und alles hat, geht in die gute Apotheke vor Ort“, erklärte ein Nutzer auf einem Bewertungsportal.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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