Beratung

Selbstmedikation von Adipositas mit Orlistat

Stuttgart - 24.02.2018, 10:00 Uhr

 Orlistat kann von Erwachsenen mit einem BMI ab 28 kg/m2 zur
Unterstützung der Gewichtsreduktion eingenommen werden. (Foto: Hexal)

Orlistat kann von Erwachsenen mit einem BMI ab 28 kg/m2 zur Unterstützung der Gewichtsreduktion eingenommen werden. (Foto: Hexal)


Das neue Jahr oder den Beginn der Fastenzeit nehmen viele zum Anlass, um abzunehmen. Dafür steht eine Vielzahl an Diäten und vermeintlichen Wundermitteln zur Verfügung. Das A und O sind gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Bei adipösen Patienten können Arzneimittel eine Lebensstiländerung unterstützen. In der Selbstmedikation steht hierfür Orlistat zur Verfügung.

Zahlreiche Abnehmwillige kommen mit einem Präparatewunsch in die Apotheke. Grundsätzlich betonen die Leitlinien, dass eine medikamentöse Therapie keine primäre Behandlungsform von Übergewicht und Adipositas ist und dass eine medikamentöse Therapie nur in Kombination mit einer Lebensstiländerung durchgeführt werden soll. Andernfalls droht nach dem Absetzen der Pharmakotherapie wieder eine Gewichtszunahme.

Die deutsche Leitlinie zur Therapie und Prävention der Adipositas nennt ausschließlich Orlistat für die Pharmakotherapie der Adipositas. Orlistat kann von Erwachsenen mit einem BMI ab 28 kg/m2 zur Unterstützung der Gewichtsreduktion eingenommen werden. Der Wirkstoff hemmt die gastrointestinalen Lipasen, sodass die Triglyceride der Nahrung nicht vollständig gespalten und somit nicht resorbiert werden können. In der Dosierung 120 mg ist es verschreibungspflichtig (zum Beispiel Xenical®), in der 60-mg-Dosierung steht es beispielsweise als Orlistat Hexal® für die Selbstmedikation zur Verfügung. Werden 60 mg Orlistat dreimal täglich zu den Hauptmahlzeiten eingenommen, werden circa 25 Prozent weniger Nahrungsfette resorbiert. Da diese mit dem Stuhl ausgeschieden werden, kann der Stuhl weicher und fettiger sein. Wichtig ist es daher, dass gleichzeitig eine Ernährungsumstellung erfolgt. Die Gesamtfettzufuhr sollte 30 Prozent der Nahrungszufuhr nicht übersteigen, sonst drohen dünnflüssige Fettstühle.

Aufgrund der vermehrten Fettausscheidung kann es bei längerfristiger Einnahme zu einer verminderten Aufnahme fettlöslicher Vitamine kommen. Folglich sollte während der Behandlung mit Orlistat ein Multivitaminpräparat eingenommen werden. Wechselwirkungen können mit zahlreichen Arzneimitteln auftreten. Beispielsweise kann die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva eingeschränkt sein, sodass zusätzliche Barrieremethoden zur Verhütung zu empfehlen sind. Gemäß der Leitlinie sollte die medikamentöse Therapie mit Orlistat nur fortgesetzt werden, wenn in den ersten vier Wochen der Einnahme eine Gewichtsreduktion von mindestens zwei Kilogramm nachweisbar ist.

DAZ-Ausgabe 08/2018

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Artikel "Erfolgreich abnehmen" aus der aktuellen DAZ. Autorin Dr. Karin Schmiedel erläutert, wie Apotheker Patienten bei der Gewichtsreduktion unterstützen können.


Dr. Karin Schmiedel, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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