Illegaler Arzneimittelvertrieb

Britische Apotheker und Großhändler im Visier der Ermittler

Berlin - 14.02.2018, 09:00 Uhr

In Großbritannien läuft derzeit eine groß angelegte Ermittlungsaktion gegen Apotheker, Großhändler, Ärzte und andere Unternehmen. Es geht um den illegalen Arzneimittelhandel. (Foto: Imago)

In Großbritannien läuft derzeit eine groß angelegte Ermittlungsaktion gegen Apotheker, Großhändler, Ärzte und andere Unternehmen. Es geht um den illegalen Arzneimittelhandel. (Foto: Imago)


Mehreren Apothekern und Großhändlern aus Großbritannien wird vorgeworfen, verschreibungspflichtige Arzneimittel illegal verkauft zu haben. Die Arzneimittelbehörde MHRA teilte mit, dass sie im vergangenen Jahr mehr als 40 Tatverdächtige festgenommen habe. Insgesamt soll es um Arzneimittel im Wert von bis zu 200 Millionen Pfund gehen.

Die Behörde hatte erstmals 2016 über den Verdacht gegen einige Apotheker und Großhändler berichtet. Damals seien zwei Apotheker aus der Region Yorkshire festgenommen worden. Der Vorwurf: Die beiden Pharmazeuten hätten mehr als 200.000 Packungen von Benzodiazepinen sowie Hypnotika und weitere Anxiolytika illegal in Umlauf gebracht. Es gehe um ein „größeres Netzwerk der Kriminalität“, auch Großhändler waren damals schon betroffen. Zu Lieferengpässen in Apotheken sei es deswegen aber nie gekommen, versicherte die Behörde schon 2016.

Nun veröffentlichte die MHRA weitere Details zu den Ermittlungen. Insgesamt würde inzwischen in 19 Fällen ermittelt, 40 Tatverdächtige seien festgenommen worden. Betroffen seien Großhändler und eine „kleine Anzahl von Apothekern“. Zwischen 2013 und 2016 haben die Beschuldigten demnach Arzneimittel in den illegalen Umlauf gebracht, die zwischen 115 und 200 Millionen Britische Pfund wert sind. Hauptsächlich gehe es um die Wirkstoffe Diazepam, Zopiclon sowie Tramadol, die laut MHRA inzwischen auf mehreren illegalen Internetseiten zu finden sind.

BBC-Bericht: Drei Websites mit bis zu 100 Transaktionen am Tag

Über die Ermittlungen wird inzwischen in vielen britischen Medien berichtet. Die BBC brachte zuletzt einen langen Radio-Beitrag über das Thema. Demnach sei nicht auszuschließen, dass der illegale Medikamentenhandel auch zu Arzneimittel-bedingten Todesursachen führen könnte. Im vergangenen Jahr hat es laut BBC mehr als 3700 Arzneimittel-bedingte Todesfälle gegeben. Dem BBC-Bericht sind inzwischen auch mehr als nur „eine kleine Anzahl“ von Apotheken betroffen. Dem Sender zufolge ermittelt die MHRA gegen 50 Apotheken-Unternehmen.

Des Weiteren stehen 62 andere Firmen – wie etwa Großhändler – im Visier der Ermittler. Auch gegen Ärzte wird laut BBC ermittelt – elf Mediziner sollen involviert sein. Die Zahl der bislang beschuldigten Pharmazeuten liegt demnach bei 18. In dem Bericht werden auch weitere Wirkstoffgruppen benannt, die vermehrt illegal in Umlauf gebracht werden. Neben den oben genannten Medikamenten geht es auch um Nitrazepam, Temazepam, Zolpidem, Pregabalin sowie Gabapentin. Im Fokus der Ermittler stehen drei illegale Internetseiten, auf denen es bis zu 100 Transaktionen am Tag gebe. In den vergangenen zwölf bis 15 Monaten seien auf diesen Internetseiten etwa 55 Millionen Pfund umgesetzt worden.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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