Schweiz

Pille-danach-Werbung vor Kinderfilmen sorgt für Ärger

Berlin - 22.12.2017, 14:30 Uhr

In der Schweiz sorgt ein Kino-Spot des Baseler Apothekerverbandes für Ärger. (Screenshot: apothekerverbandbasel.ch)

In der Schweiz sorgt ein Kino-Spot des Baseler Apothekerverbandes für Ärger. (Screenshot: apothekerverbandbasel.ch)


In der Schweiz sorgt derzeit ein Kino-Werbespot des Baseler Apothekerverbandes für Aufsehen. In dem Spot wird für die Pille danach und die dazugehörige Beratung in der Apotheke geworben. Medienberichten zufolge soll der Spot mehrfach vor Kinderfilmen ausgestrahlt worden sein, was für viel Kritik sorgt.

So wie in Deutschland sind Notfallkontrazeptiva auch in der Schweiz rezeptfrei aus der Apotheke zu beziehen. Das ist bei unseren Nachbarn allerdings schon seit 2002 der Fall. An die Abgabe sind allerdings strenge Vorgaben geknüpft: Die Kundin muss die Tablette noch in der Apotheke einnehmen. Außerdem muss der Pharmazeut der Kundin mehrere Fragen stellen, um Risiken auszuschließen. Die Apotheker können den Preis für diese Beratung frei festsetzen – auch wegen der unterschiedlichen Arzneimittelpreise kann der Gesamtpreis für die Kundinnen daher von Apotheke zu Apotheke schwanken, liegt aber meistens zwischen 30 und 100 Schweizer Franken.

Um auf diese Serviceleistungen der Apotheker hinzuweisen, hat der Apothekerverband der Stadt Basel einen Werbespot produzieren lassen. Der Film ist unter anderem auf der Internetseite des Verbandes zu sehen, ist aber als typischer, kurzer Kino-Spot entworfen worden. Zu sehen ist ein Pärchen, das sich auf einem Bahnsteig trifft und sich küsst. Nach dem Platzen eines roten Luftballons sagt ein Sprecher: „Gummi geplatzt? Für die Pille danach direkt in die Apotheke!“

Seit Tagen berichten mehrere Schweizer Medien über den Spot, weil er angeblich direkt vor Kinderfilmen ausgestrahlt wird. Die Tageszeitung „20 Minuten“ berichtet, dass der Spot in 21 Kinos der Kino-Kette „Pathé“ regelmäßig vor Kinderfilmen laufen soll. Unter anderem auf Twitter sei das Thema mit großer Verwunderung diskutiert worden. Und: „Solch ein Werbespot im Kino ist für das Kind und für die Eltern eine unglückliche Situation. Die Kinobetreiber sollten sich überlegen, welche Werbung sie wann platzieren“, sagt Xenia Schlegel, Geschäftsführerin der Stiftung Kinderschutz Schweiz, gegenüber „20 Minuten“.

Was sagt der Apothekerverband zu den Vorwürfen? In dem Zeitungsbericht wird ein Sprecher damit zitiert, dass der Spot noch bis zum Ende des Jahres in den Kinos ausgestrahlt werde. Man plane derzeit nicht, die Werbung vorzeitig abzuziehen.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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