Besondere Apothekenkunden

Tatort Apotheke: Schwertkämpfer und aggressive Innensenatoren

Stuttgart - 12.12.2017, 11:15 Uhr

Der 65-jährige Apotheker „Herr Salim“ weiß, dass Nachsicht und Hilfsbereitschaft oft besser sind als Gegenangriff.(Foto: beeboys / stock.adobe.com)

Der 65-jährige Apotheker „Herr Salim“ weiß, dass Nachsicht und Hilfsbereitschaft oft besser sind als Gegenangriff.(Foto: beeboys / stock.adobe.com)


Apotheker geraten im Alltag manchmal in eigentümliche Situationen. Wie am vergangenen Dienstag in Ludwigshafen. Ein Mann betritt eine Apotheke in einem Einkaufscenter. Der 49-Jährige zieht ein chinesisches Langschwert und fuchtelt damit herum. Zwar bedroht er die Angestellten nicht und verlässt nach wenigen Minuten freiwillig den Laden. Der Sicherheitsdienst des Zentrums nimmt ihn trotzdem in Verwahrung.

„Die Situation war kurios, aber nicht bedrohlich“, sagt Apothekerin Salica Wünsche von Leupold am Telefon nachsichtig. Der Mann sei bekannt gewesen und habe psychische Probleme. „Da ist eher Mitgefühl angebracht“, resümiert die Inhaberin der Rats-Apotheke den bizarren Zwischenfall. 

Ortswechsel: Auch Apotheker Markus Schmitz-Hübsch kennt Begegnungen der besonderen Art. Seit dem vergangenen Sommer leitet er die Albatros-Apotheke. Diese liegt nur wenige Geh-Minuten von der Hamburger Reeperbahn entfernt. Situationen, ähnlich der in Ludwigshafen, erleben der 43-Jährige und seine Belegschaft regelmäßig. „Neulich kam ein Kunde rein und drohte lauthals unseren Laden abzufackeln.“ Grund der Wut war ein angeblich blutiger Geldschein, den er als Rückgeld erhalten habe. Nach seiner Reaktion gefragt, antwortet der Hamburger leicht verschmitzt: „Meine Mitarbeiter und ich schauten uns an und mussten schmunzeln. In einem bunten Viertel rechne man mit solchen Dingen.“

Die Belegschaft reagiert gelassen und bleibt freundlich. Der Mann, der schon öfter etwas gekauft hat und bisher unauffällig war, beruhigt sich wieder. Er sei weiterhin Kunde. „Natürlich ist man angespannt in so einem Moment“, setzt der Kiez-Apotheker hinterher, „aber ich habe noch keine ernsthaft gefährliche Situation erlebt.“ Humor und Gelassenheit helfen, um zu deeskalieren, weiß er. 

Aggressiv zu reagieren hält er für eine schlechte Idee und berichtet von einem Vorfall an seinem früheren Arbeitsplatz. In einer Apotheke in der Nähe des Fischmarkts lässt sich der ehemalige Hamburger Innensenator Ronald Schill von einem drogenabhängigen Kunden provozieren. Als die Situation in der Offizin eskaliert, fordert Schmitz-Hübsch beide Herren zur Besonnenheit auf. „Ich bat sie den Disput draußen fortzusetzen“, so der Apotheker. Die Streithähne folgten brav. Noch heute können er und seine Kollegen über Vorfälle wie diesen lächeln.



Michael Sudahl, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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