Apothekenvergütung

Bericht: Honorar-Gutachter wollen kein Rx-Versandverbot

Berlin - 03.12.2017, 18:45 Uhr

Einem Bericht der Frankfurter Rundschau zufolge sollen die Honorar-Gutachter gegen das Rx-Versandverbot sein. (Foto: Andrey popov / stock.adobe.com)

Einem Bericht der Frankfurter Rundschau zufolge sollen die Honorar-Gutachter gegen das Rx-Versandverbot sein. (Foto: Andrey popov / stock.adobe.com)


Das Bundeswirtschaftsministerium hält das Gutachten zum Apothekenhonorar weiterhin zurück. Immer häufiger gibt es nun aber Medienberichte, die aus einer Version des Papiers zitieren. Jüngstes Beispiel: Ein Bericht in der Frankfurter Rundschau, nach dem die vom BMWi beauftragten Gutachter erklären, dass das Rx-Versandverbot keine wirtschaftlichen Probleme der Apotheker lösen würde. Wie verlässlich diese Leaks sind, darf allerdings in Frage gestellt werden.

Über das vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in Auftrag gegebene Gutachten zum Apothekenhonorar werden immer mehr Details bekannt. Am gestrigen Samstag berichtete die Frankfurter Rundschau, wie die Gutachter bei ihren Rechnungen vorgegangen sein sollen. So wird in dem Bericht der Tageszeitung erklärt: Um das Honorar der Vor-Ort-Apotheken in Relation zu setzen, wurden als Vergleich Arbeitszeit und Gehalt eines (angestellten) Leiters einer Krankenhausapotheke herangezogen. Dieser verdiene im Jahr etwa 100.000 Euro brutto.

Die Gutachter kommen laut FR-Bericht zu dem Schluss, dass etwa 8400 Apotheker bei gleicher Arbeitszeit zum Teil wesentlich höhere Einkommen haben. Und weiter: „Zu den Spitzenverdienern gehören vor allem die Apotheken in großen Ballungszentren (plus 892 Millionen Euro) und Spezial-Apotheken, die Krebsmedikamente für eine Chemotherapie zubereiten (plus 233 Millionen Euro).“ Allerdings soll die Agentur auch festgestellt haben, dass viele Apotheker deutlich weniger verdienen als der Durchschnitt. So sollen 5300 Apotheker im Umkreis der Ballungszentren und 2300 Landapotheker deutlich weniger bekommen als der besagte Klinikpharmazeut.

Gutachter sollen gezielte Unterstützung für Landapotheker wollen

Erstmals berichtet die FR nun auch über die Empfehlungen der Gutachter. Demnach soll das von der Union verfolgte Rx-Versandverbot aus Sicht der Experten keine Lösung sein. Die Zeitung zitiert: „Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind weder durch das Verbot des Versandhandels noch durch die allgemeine Vergütung (…) zu beheben.“, heißt es in der Studie. Vielmehr sollten gezielt die Apotheken finanziell unterstützt werden, die für die flächendeckende Versorgung „relevant“ sind. Diese müssten identifiziert und unterstützt werden.

Wie verlässlich diese Informationen sind, ist allerdings nur schwer festzustellen. Die Version des Gutachtens, die in den Medien derzeit immer wieder zitiert wird, ist vom 13. November 2017. Auch DAZ.online hatte darüber berichtet, dass es in dieser Vorversion heißt, dass die Apotheker mehr als eine Milliarde Euro zu viel verdienen. Nicht enthalten in dieser Zwischenversion sind aber beispielsweise die Empfehlungen des Statistischen Bundesamtes. Das BMWi hatte Destatis damit beauftragt, die Zahlen zu überprüfen. Außerdem haben inzwischen drei Bundesministerien (Finanzen, Wirtschaft, Gesundheit) an dem Papier gearbeitet und vermutlich einige Veränderungen eingebracht. Was von dieser etwa drei Wochen alter Version noch übrig ist, ist derzeit unbekannt.

Dem Vernehmen nach halten die Ministerien aber daran fest, das Papier weiterhin nicht zu veröffentlichen. So sollen die Staatssekretäre der drei oben genannten Ministerien abgesprochen haben, dass das Gutachten erst nach weiteren Änderungen freigegeben wird.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Frankfurter Rundschau

von Dr.Diefenbach am 04.12.2017 um 11:04 Uhr

Es ist ein Skandal,dass irgendwelche"Wirtschaftsjournalisten"permanent aus einem Gutachten zitieren(können),was ja noch unter "Verschluss"sein soll.?!-Dass alle diese Zahlen bisher jeglicher Grundlagen entbehren,die diese Herrschaften vortragen,das heißt,dass die Journaille diese erfunden hat,bezweifle ich.Also hantiert doch wohl irgendeiner mit diesen Werten,die für uns alle schlichtweg fatal wären.Damit erkennt aber auch die ABDA,dass die "Partner"de facto Gegner sind.Mit wenigen Ausnahmen.Und nochmal zu den 8 Euro 35"!Das war 2003 das Agreement zur Abschaffung der prozentualen Sachlage.Das war damals schon schlimm genug und ist heute noch viel schlimmer,betrachtet man die Hochpreiserquote!!!Die ABDA braucht endlich einen ausgewiesenen Wirtschaftsprofi,der unabhängig des Traumes 2030 gnadenlos UNS vertritt.Es gilt doch auch:Versorgungswerke,aus Beiträgen finanzierte Projekte,all das gerät mehr und mehr in eine Schieflage,wenn es nicht endlich gelingt,sachbezogen zu bewerten,Dass Schreiberlinge da in der auch hier wieder erkennbaren Form gegen den Stand zu Felde ziehen,das erfordert PR!!!Und nicht nur SO,das "eingeweihte "Kreise es lesen.Wir haben in unseren ABDA Beiträgen hohe Beträge für ÖA,also bitte breit aufgestellt nutzen.Und nochmal:Ein Bruchteil der Medienwirksamkeit,die unser Mischer von Bottrop auf sich zieht,könnte doch klar stellen,wie WICHTIG dieser Beruf ist.

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AW: 1,1 zuviel !

von Christian Giese am 04.12.2017 um 12:07 Uhr

Alles richtig!
Die ABDA erkennt nicht die Bedrohlichkeit der, sich hier auf die "1,1 zuviel!" gebildeten kollektiven öffentlichen Meinung.

Skalierbare Peinlichkeiten Deutschlands ...

von Christian Timme am 04.12.2017 um 8:08 Uhr

Aussitzen, abtauchen und ein bisschen Demenz, die „runderneuerte SPD“ versucht aus den immer tiefer werdenden Startlöchern zu kommen und liegt schon wieder auf der „Fresse“ ... dabei kommt der Winter erst ...

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Wie zuverlässlich ....

von gabriela aures am 03.12.2017 um 22:06 Uhr

... die leaks sind ist doch sekundär.
Zahlen, die niemand überprüfen kann, werden rausposaunt.
Für die erste und die schmutzigste Variante, die Neiddebatte, bietet sich natürlich die B... an.
1,1 Milliarden € - das bleibt hängen !

Danach wird etwas differenzierter nachgeschoben, interessiert bloß nicht.
Wieso haben eigentlich Kreti und Pleti irgendwelche Gutachten und den Hauptdarstellern im Drama werden sie vorenthalten ?
Tja.... wir sind halt Wichte in der politischen Wahrnehmung ...

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Diskriminierung der Apotheken

von Karl Friedrich Müller am 03.12.2017 um 21:31 Uhr

Wieso interessiert sich jeder Eumel für unser Einkommen und, vor allem, meckert?
Ärzte bekommen Erhöhungen ohne jede Diskussion.
Die Kassenfürsten bedienen sich selbst und genehmigen sich jede Menge zusätzlicher Privilegien.
KK Angestellte verdienen im Schnitt das Doppelte wie Apothekenmitarbeiter. Zu Recht?
Was für ein Mist geht hier ab? Diskriminierung, üble Nachrede, Neid, Hass. Warum das alles?
Industriebonzen verdienen Unmengen. Wenn es schief läuft, keine Verantwortung, sondern noch „Boni“.
Politiker haben keine Zeit im Parlament zu sitzen. Wegen den Nebeneinkünften. Das gehört abgeschafft! Um Nebeneinkünfte zu generieren, sind sie nicht gewählt!
Wir arbeiten für unser Geld! Meist viel und hart.
Und dann die Zumutung, nur „kostendeckend“ zugeteilt und gegönnt bekommen.
Was für Armleuchter laufen draußen rum. Ich halte es nicht mehr aus.
Und unsere Führung malt Mandalas oder beschäftigt sich mit Malbüchern oder sonst was...
Man möchte manchmal den ganzen Mist hinwerfen....
wozu arbeiten für missgünstige, egoistische, Neoliberale und konzernhofieredne Leute?
Ich habe es oft gesagt: Das Gesundheitswesen ist soziale Aufgabe des Staates. Weg mit Privatisierungen! Weg mit der Schonung von Konzernen vor Beiträgen. Mehr Finanzen des Staates für das Gesundheitswesen.
So, wie es im Moment läuft, wird es vor die Wand gefahren. Es hat sich schon viel zu viel massiv verschlechtert und ist zum Selbstdeienungsladen verkommen durch Fehlanreize, Fehlbehandlungen, unnötige Therapien.
Aufwachen!

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