Unkraut-Vernichter

Neuer GroKo-Streit wegen Glyphosat

Berlin - 28.11.2017, 07:00 Uhr

Die Zulassung für den Unkraut-Vernichter Glyphosat wurde um fünf Jahre verlängert. Die geschäftsführende Bundesregierung steht daher vor einem erneuten Konflikt. (Foto: countrypixel / stock.adobe.com)

Die Zulassung für den Unkraut-Vernichter Glyphosat wurde um fünf Jahre verlängert. Die geschäftsführende Bundesregierung steht daher vor einem erneuten Konflikt. (Foto: countrypixel / stock.adobe.com)


Nach monatelangem Hin und Her steht nun fest: Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat darf auch künftig in Europa verkauft werden. Die EU-Länder haben die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat für weitere fünf Jahre gebilligt. Dies teilte die EU-Kommission am Montag mit. In Deutschland droht der ohnehin schon abgeschlagenen Zusammenarbeit zwischen Union und SPD nun neuer Ärger.

18 Mitgliedstaaten hätten für den Vorschlag der Kommission für eine Verlängerung um fünf Jahre gestimmt, neun dagegen, ein Land habe sich enthalten. Damit sei die nötige qualifizierte Mehrheit erreicht. Die Verlängerung ist nicht nur bedeutend für Landwirtschaft und Verbraucher, sondern auch für den deutschen Chemieriesen Bayer, der den Glyphosat-Erfinder Monsanto übernehmen will. Glyphosat ist ein sehr wirksames Unkrautgift und wird weltweit in großen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt. Einige Wissenschaftler sehen jedoch ein Krebsrisiko. Mehr als eine Million Bürger in der EU haben gegen eine weitere Zulassung des Mittels unterschrieben.

Das Verfahren um die Neuzulassung zog sich monatelang hin, weil sich im Kreis der Mitgliedsländer lange weder dafür noch dagegen eine ausreichende Mehrheit fand. Die EU-Kommission wollte zunächst eine Verlängerung um zehn, dann sieben, dann fünf Jahre. Damit setzte sie sich jetzt durch. Das Europaparlament hatte sich im Oktober dafür ausgesprochen, Glyphosat ab sofort nur noch sehr eingeschränkt zuzulassen und bis 2022 schrittweise zu verbieten.

SPD-Ministerin: Ich habe nie zugestimmt!

In Deutschland hatte es seit Monaten einen Konflikt zwischen Union und SPD wegen Glyphosat gegeben. Während die SPD die Zulassung des Unkraut-Vernichters kritisch sieht, wollte die Union dafür stimmen. Und genau dieser Streit scheint nun neu aufzuflammen. Denn – glaubt man Bundesumweltministerin Barbara Hendricks – hat ihr Ministerium der Verlängerung nie zugestimmt.

Hendricks protestierte scharf gegen das Vorgehen des Agrarministeriums. Sie habe CSU-Minister Christian Schmidt „telefonisch eindeutig erklärt, dass ich mit einer Verlängerung der Zulassung von Glyphosat weiterhin nicht einverstanden bin, auch nicht unter bestimmten Konditionen.“ Es sei daher klar gewesen, dass Deutschland sich erneut hätte enthalten müssen, erklärte Hendricks.

Schmidt erwiderte: „Mit unserer heutigen Zustimmung zur weiteren Zulassung von Glyphosat für fünf Jahre konnten wir wichtige Bedingungen durchsetzen“, sagte der Minister (CSU) der Rheinischen Post. Er nannte etwa eine „Stärkung der Rolle von Biodiversität und Tierschutz“. Die Ministerin fügte hinzu: „Jeder, der an Vertrauensbildung zwischen Gesprächspartnern interessiert ist, kann sich so nicht verhalten.“


bro / dpa
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Tja

von Andreas Dömling am 28.11.2017 um 9:51 Uhr

scheinbar hat doch jeder Mensch seinen Preis. Sollte sich mal ein Journalist drum kümmern wieviel Geld da geflossen ist. Reicht ja nicht dass wir eh schon enorm hohe Nitrat Werte im Trinkwasser haben, nein wir müssen noch einen Chelatbildner (Glyphosat) auf die Äcker hauen, damit die Pflanzen ja keine Mineralstoffe mehr aufnehmen. Uns MEnschen ist nicht mehr zu helfen!

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Alle Macht den Konzernen, es geht weiter

von Karl Friedrich Müller am 28.11.2017 um 8:18 Uhr

Die CSU steht für Umweltzerstörung und Bürgerferne.
Seehofer hat als Landwirtschaftsminister schon erlaubt, dass Gülle unbegrenzt auf die Felder verteilt werden darf. Er hat damit dafür gesorgt, dass unter anderem unser Trinkwasser gefährdet ist. Die Bauern sollen nun "dokumentieren"! Was für ein Witz! Das hilft allenfalls den Großbauern, die kleinen werden weiter verdrängt.
Statt ein Gesetz abzuschaffen, den Gülle Import (der auch noch dazu kommt!!!) zu verbieten, werden Bürokratiemonster geschaffen, um die Bevölkerung zu beruhigen.
Schmidt verhält sich ähnlich. Bayer und Monsanto müssen geschützt werden, nicht etwa die Bevölkerung.
E K E L H A F T
DIese Politiker um Seehofer und Merkel gehören entsorgt. In Rente, ohne Lobby Tätigkeit, damit sie keinen Schaden mehr anrichten können.

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AW: Alle Macht den Konzernen, es geht weiter

von Bernd Jas am 28.11.2017 um 14:47 Uhr

Hallo Herr Müller,
noch was zum Thema sauberes Wasser gefällig?
Das Zeigt wie Menschen durch ihr Eigreifen alles zerschwurbeln können. Nachhaltig geht anders!

http://www.deutschlandfunkkultur.de/kolumne-ueber-artensterben-ruiniert-der-naturschutz-die.993.de.html?dram:article_id=394763

Viel Spass mit den Kolumnen.

AW: Alle Macht den Konzernen, es geht weiter

von Karl Friedrich Müller am 28.11.2017 um 16:13 Uhr

vielen Dank Herr Jas.
Udo Pollmer schätze ich sehr. Es gibt eben viele Ursachen für Probleme. Eine vielfältige Information hilft.
Aber fast immer ist es der Mensch, der eingreift und hinterher erst merkt, was angerichtet wurde.

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