Versandhandel

Amazon: Alles nur ein Versehen?

Berlin - 23.11.2017, 16:40 Uhr

Das OTC-Angebot bei Amazon sorgt derzeit für Verwirrung. (Foto: dpa)

Das OTC-Angebot bei Amazon sorgt derzeit für Verwirrung. (Foto: dpa)


Der Versand-Konzern Amazon sorgt derzeit für Verwirrung in der Apothekenbranche: Am heutigen Donnerstagmorgen waren mit einem Schlag alle deutschen Versandapotheken, die mit dem Konzern kooperieren, aus dem Verkaufsportal ausgeschlossen. Inzwischen können einige Apotheker aber wieder Produkte anbieten. Bemerkenswert ist, dass Amazon selbst den Ausschluss gegenüber den Apothekern als „Versehen“ bezeichnet hat. Der Konzern selbst erklärt, weiterhin mit allen Apothekern zusammenzuarbeiten.

Was ist los mit OTC-Verkäufen bei Amazon? Am heutigen Donnerstagmorgen waren alle rund 40 deutschen Versandapotheken, die eine Kooperation mit dem Konzern eingegangen waren, als Anbieter nicht mehr vorhanden. Suchte man nach einem OTC-Produkt, fand man nur noch Versandapotheken aus den Niederlanden. Etwa zwei Stunden später waren dann doch wieder wenige deutsche Versender mit an Bord.

Nach DAZ.online-Recherchen herrscht auch unter den beteiligten Versandapothekern große Verwirrung: Am gestrigen Abend – so die Berichte der Apotheker – sei eine Mail verschickt worden, in der von neuen „Anforderungen zur Freischaltung“ im OTC-Segment die Rede war. Ab dem 23. November werden Sie daher nicht mehr in der Lage sein, Ihre Produkte aufzulisten“, soll es sinngemäß in der Mail geheißen haben. Alle derzeit bestehenden Angebote würden entfernt. Auch für künftige Angebote sei der jeweilige Apotheker nicht mehr zugelassen und benötige ab sofort eine neue Freischaltung für den Verkauf.

Ging die Mail auf einen technischen Fehler zurück?

Einige Apotheker waren verärgert über den Umgang, schließlich waren sie im wahrsten Sinne des Wortes von einem Tag auf den anderen vom Verkauf ausgeschlossen worden – ohne Vorwarnung. Ein Pharmazeut machte sich die Mühe und rief bei einer ihm bekannten Amazon-Mitarbeiterin an. Die Amazon-Managerin habe darauf hingewiesen, dass die Mail „ein technischer Fehler“ und ein „Versehen“ gewesen sei, berichtet der Pharmazeut. Die Konzern-Mitarbeiterin habe erklärt, dass man derzeit versuche „Händler ohne Zertifizierung“ auszusortieren. Der Ausschluss aus dem Verkaufsportal werde aber behoben.

In der Tat können nun wieder mehr deutsche Apotheker ihre Arzneimittel bei Amazon verkaufen. Allerdings sind noch längst nicht alle Apotheker, die eine Kooperation mit dem Versender hatten, am Netz. Ein Amazon-Sprecher teilte gegenüber DAZ.online mit: „Amazon arbeitet weiterhin mit allen Apotheken zusammen, die den geltenden rechtlichen Bestimmungen und unseren Qualitätsstandards entsprechen.“*

Unklar ist weiterhin auch, ob die zwischenzeitige Sperrung etwas mit der Klage gegen einen Versandapotheker aus Sachsen-Anhalt zu tun hat. Ein Münchener Apotheker war in einer Abmahnwelle gegen die Kollegen vorgegangen, die auf Amazon Arzneimittel anbieten.

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* Update um 18.05: Der Artikel wurde um das Statement des Amazon-Sprechers erweitert.


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1 Kommentar

Amazon kann jeder Zeit ohne Angabe von Gründen die Händlerverträge kündigen

von Susanne am 23.11.2017 um 20:25 Uhr

Die Händlerverträge sind von Amazon jederzeit ohne Angaben von Gründen kündbar. Es wird Zeit, dass jemand dagen klagt, damit sich die Gerichte die Amazon Verträge mal genauer ansehen kann. Sicherlich ist nur das Amazon bewusst geworden, und der Technikfehler wurde vorgeschoben, wie auch der Grund mit der Nichtverifizierung. Es gibt keine Nichtverifizierten Händler auf Amazon - und Verifizierung heißt nur Adressenabgleich. Das ist ja nicht schwer.

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