Antibiotika-Tag am 18. November

Ambulante Antibiotikaverordnungen steigen nicht

Berlin - 17.11.2017, 09:20 Uhr

Antiobiotikaverordnungen im ambulanten Bereich sind in Deutschland konstant. (Foto: Photographee.eu / stock.adobe.com)

Antiobiotikaverordnungen im ambulanten Bereich sind in Deutschland konstant. (Foto: Photographee.eu / stock.adobe.com)


In Deutschland ist die Zahl der ambulant verordneten Antibiotika im Vergleich zu den Vorjahren weitestgehend konstant geblieben. Das teilt die ABDA in einer Pressemitteilung anlässlich des Welt-Antibiotika-Tages am morgigen Samstag mit. Europaweit gesehen sind die Unterschiede immens. So werden in Griechenland fast dreimal so viele Antibiotika verordnet wie in Deutschland, das sich eher am unteren Rand bewegt. Spitzenreiter mit der niedrigsten Verordnungszahl sind die Niederlande. 

Die öffentlichen Apotheken gaben 2016 vergleichbar häufig Antibiotika wie in den Vorjahren ab. Es waren rund 12,6 definierte Tagesdosen pro 1000 Versicherte und Tag (dose per 1000 inhabitants per day, DID) an oralen Antibiotika zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung. Das entspricht etwa dem Wert der Vorjahre: 2012 wurden rund 13,1 und 2014 rund 12,8 DID abgegeben. Das ergab eine Auswertung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts e. V. (DAPI) anlässlich des Welt-Antibiotikatags. Verordnungen auf Privatrezepten wurden nicht erfasst.

Große Unterschiede in Europa

Innerhalb von Europa gibt es immense Unterschiede im Antibiotika-Gebrauch. Im Jahr 2015 wurden in den Niederlanden im ambulanten Bereich nur 10,7 DID abgegeben. Spitzenreiter war Griechenland mit 36,1 DID. Der die Bevölkerungszahlen berücksichtigende Mittelwert lag in ganz Europa bei 22,4 DID. „Diese Zahlen sind nicht eins zu eins mit unseren aktuellen Ergebnissen vergleichbar, zum Beispiel weil in der aktuellen Auswertung des DAPI Verordnungen von Zahnärzten nicht berücksichtigt wurden und sich die Auswertung auf oral angewendete Antibiotika beschränkte. Aber die Tendenz ist klar: In Deutschland werden Antibiotika erfreulicherweise zurückhaltender verordnet als in den meisten anderen europäischen Ländern“, sagt Dr. Andreas Kiefer, Vorstandsvorsitzender des DAPI.

 „Apotheker beraten ihre Patienten zum richtigen Umgang mit Antibiotika. Das trägt dazu bei, dass sich weniger Resistenzen entwickeln.“ Unter www.abda.de ist ein Flyer mit dem Titel „7 Tipps für den richtigen Umgang mit Antibiotika” verfügbar. Dazu gehört unter anderem, dass Antibiotika nur nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden. 

Therapiedauer muss individuell festgelegt werden

Zudem scheint man derzeit vom alten Dogma abzuweichen, dass immer die ganze Packung genommen werden muss. Diese Faustregel sei überholt, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) vor Kurzem in einer Stellungnahme. Denn es ergeben immer mehr Studien, dass Patienten in einer Vielzahl von Fällen von kurzen Antibiotika-Therapien profitieren. Untersuchungen der letzten Jahre lieferten immer mehr Belege, dass bei vielen Infektionen eine kürzere Einnahmezeit genauso wirksam sei, erklärt die DGI.

„Dennoch sollten Patienten Antibiotika nicht in Eigenregie absetzen, sobald sie sich besser fühlen“, sagt DGI-Vorsitzender Gerd Fätkenheuer. „Vielmehr sollten Antiinfektiva individuell abgestimmt auf die bakterielle Infektion und in enger Absprache mit dem Arzt eingenommen und abgesetzt werden.“ Denn auch eine Pauschalisierung, dass nunmehr immer kurz therapiert werden dürfe, könne für manche Patienten gefährlich sein.


jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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