Regionale Verteilung von Ärzten

Für mehr Geld alleine geht kein Arzt aufs Land

Remagen - 10.11.2017, 09:25 Uhr

Viele Gemeinden suchen verzweifelt Ärzte. (Foto: picture alliance / Sven Simon)

Viele Gemeinden suchen verzweifelt Ärzte. (Foto: picture alliance / Sven Simon)


Wenn es um die ungleiche regionale Verteilung von Ärzten geht, steht Deutschland international nicht alleine da, und außerdem gar nicht mal so schlecht. Dies belegt eine neue Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV. Warum wollen junge Ärzte nicht auf dem Land arbeiten, und was tun die Staaten dagegen?  

Die oft diskutierte regionale Ungleichverteilung der Ärzte ist ein internationales Phänomen. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP-PKV) hervor (WIP-Diskussionspapier 2/2017).  

Die Erhebung erstreckt sich auf über 20 ausgewählte OECD-Länder, darunter neben Deutschland unsere Nachbarn, Belgien Dänemark Frankreich, Niederlande Österreich und die Schweiz sowie außerhalb Europas Australien Japan, Kanada und die USA. Eine höhere Ärztedichte in Ballungsräumen und weniger Ärzte im ländlichen Raum, das gibt es allerorten, und zwar unabhängig von der Finanzierung der Gesundheitssysteme oder der Art und Weise, wie die Ärzte vergütet werden. 

Ärzte im Großen und Ganzen gleichmäßig verteilt

Im Vergleich der ausgewählten Staaten steht Deutschland nach den Zahlen sogar recht gut da. Bezüglich der Arztdichte führt Österreich mit 5,2 Ärzten je 1000 Einwohner die Rangliste an. Deutschland rangiert mit 4,1 an fünfter Stelle und liegt damit noch gut über dem Durchschnitt der betrachteten Länder (3,4 Ärzte auf 1000 Einwohner). Die reine Ärztedichte sagt jedoch noch nichts über die regionale Verteilung aus. Als Maß hierfür verwendet die OECD den Abstand zwischen der größten und der geringsten Arztdichte innerhalb eines Landes. Gemessen an dieser Spannweite liegt Deutschland auf dem vierten Platz nach den USA, den Niederlanden und Österreich mit der größte Ungleichverteilung. Die Spannweite ist jedoch empfindlich gegenüber Ausreißern, wie ausgeprägten Agglomerationsräumen. In Deutschland sind dies die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Ein differenzierteres Bild erlaubt der so genannte Interquartilsabstand, das heißt der Abstand zwischen dem oberen und dem unteren Quartil einer Verteilung. Je höher er ist, umso stärker variieren die regionalen Arztdichten. Hiernach befindet sich Deutschland im unteren Mittelfeld. Dies deutet auf eine noch eine relativ gleichmäßige Verteilung der Ärzte hin. Sehr dünn besiedelte, dünn besiedelte und mittel besiedelten Gebiete unterscheiden sich hierzulande wenig in ihrer Arztdichte (3,8 bis 4,1). 

Allgemeinarztdichte: Rang 2, Facharztdichte: Rang 4

Daneben hat die Autorin des WIP-Diskussionspapiers Christine Arentz auch die Dichte von Allgemein- und Fachärzten separat evaluiert. Allgemeinärzte sind in der Regel der erste Ansprechpartner für die Patienten, deswegen kommt es auf sie besonders an, so ihre Begründung. Irland und Deutschland (1,7) haben die meisten Allgemeinärzte auf 1000 Einwohner auf, gefolgt von Österreich, Australien und den Niederlanden. Erstaunlicherweise liegen ausgerechnet Länder mit einer expliziten „Gatekeeper-Funktion“ der Hausärzte, wie etwa Großbritannien oder Schweden mit 0,8 bzw. 0,7 unter dem Durchschnitt. Die Facharztdichte ist in Deutschland ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Sie liegt bei 2,3 auf 1000 Einwohner (Rang 4 der untersuchten Länder).  



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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