FDA warnt vor Herzrhythmusstörungen

Warum Lakritz gefährlich werden kann

Stuttgart - 03.11.2017, 11:55 Uhr

Zu viel Lakritz kann Nebenwirkungen verursachen, warnt die FDA. (Foto: PhotoSG / stock.adobe.com)                                    

Zu viel Lakritz kann Nebenwirkungen verursachen, warnt die FDA. (Foto: PhotoSG / stock.adobe.com)                                    


Kann man Süßigkeiten überdosieren? Bei den meisten Naschereien endet das in Übelkeit und Magendrücken, bei Lakritz hingegen kann das im Extremfall auch gefährlich werden. Es kann nämlich zu Arrhythmien und EKG-Veränderungen kommen. Daher hat die amerikanische Arznei- und Lebensmittelbehörde FDA nun vor übermäßigem Lakritzkonsum gewarnt. 

Am vergangenen Dienstag war Halloween. Insbesondere in den USA gibt es an diesem Fest traditionell Unmengen von Süßigkeiten. Die FDA hat das zum Anlass genommen vor übermäßigem Lakritzkonsum zu warnen. Wer über 40 Jahre alt ist und über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen täglich mehr als zwei Unzen, also knapp 60 Gramm Lakritz isst, läuft Gefahr mit Herzrhythmusstörungen im Krankenhaus zu landen, warnt die Behörde. 

Der Behörde liegt ein Bericht aus dem letzten Jahr vor, laut dem ein Lakritzliebhaber große Probleme nach dem Verzehr bekommen hatte. Zudem hat eine Reihe von Fachzeitschriften Lakritz mit gesundheitlichen Problemen bei über 40-Jährigen in Zusammenhang gebracht – einige davon litten schon vorher unter Bluthochdruck oder Herzerkrankungen

Übeltäter Glycyrrhizin

Schuld an diesen unerwünschten Wirkungen ist das Glycyrrhizin, ein Gemisch aus Kalium- und Calciumsalzen der Glycyrrhizinsäure. Letztere ist das Diglucuronid der 18β-Glycyrrhetinsäure. Glycyrrhizin wird im Verdauungstrakt durch Mikroorganismen hydrolysiert. Dabei entsteht das Aglykon, die Glycyrrhetinsäure. Als potenter Inhibitor 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase, die für die Inaktivierung von Cortisol zuständig ist, verzögert Glycyrrhetinsäure die Ausscheidung von Corticosteroiden. Es kommt zu erhöhten Cortisolspiegeln. Cortisol kann dann intrazellulär unspezifisch an Mineralkortikoid-Rezeptoren binden und Aldosteron-ähnliche Wirkungen auslösen. Im Extremfall kommt es zu einem sekundären Hyperaldosteronismus mit allen Erscheinungsformen, dazu gehören Hypokaliämie, Hypernatriämie, Ödeme und Hypertonie. Die Störungen im Kaliumhaushalt führen zu Hyperpolarisation und somit zu einer reduzierten neuromuskulären Erregbarkeit, die sich unter anderem in Herzrhythmusstörungen, wie ventrikuläre Extrasystolen bis zum Kammerflimmern, oder EKG-Veränderungen äußern kann. 

Wie viel Lakritz ist sicher? 

Der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der Europäischen Kommission empfiehlt, täglich nicht mehr als 100 mg Glycyrrhizinsäure aufzunehmen. Da keine konkreten Gehaltsangaben für Glycyrrhizinsäure deklariert werden müssen, ist das allerdings kaum zu überprüfen. 

Lakritzliebhabern gibt die FDA daher folgende Ratschläge:

  • Unabhängig vom Alter sollten keine großen Mengen Lakritz auf einmal verzehrt werden;
  • falls beim Verzehr größerer Mengen Symptome wie unregelmäßiger Herzschlag oder Muskelschwäche auftreten, sollte man auf keinen Fall weiter Lakritze essen und zudem einen Arzt kontaktieren.

Die FDA weist in diesem Zusammenhang auch auf mögliche Interaktionen mit Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln hin. So sind Wechselwirkungen mit Antihypertensiva möglich. Besondere Vorsicht gilt bei gleichzeitiger Anwendung von herzwirksamen Glykosiden, Diuretika, Corticosteroiden, antrachinonhaltigen Abführmitteln und anderen Arzneimitteln mit Einfluss auf den Elektrolythaushalt. Hier ist die Gefahr von unerwünschten Wirkungen erhöht. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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