Schlaganfall

Akutbehandlung hervorragend, Nachsorge unzureichend

Remagen - 30.10.2017, 10:30 Uhr

Die Akutversorgung des Schlafanfalls in Deutschland ist hervorragend. (Foto: Sudok1 / stock.adobe.com)

Die Akutversorgung des Schlafanfalls in Deutschland ist hervorragend. (Foto: Sudok1 / stock.adobe.com)


Bei einer Pressekonferenz berichteten Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) Mitte der Woche in Berlin im Vorfeld des Weltschlaganfalltags, der am gestrigen Sonntag stattfand, über den aktuellen Stand und neue Entwicklungen in der Schlaganfallversorgung. Dabei lobten sie die Akutbehandlung, monierten aber die unzureichende Nachsorge.

Nach neuen Zahlen haben rund 1,76 Millionen Menschen in Deutschland über 18 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben einen Schlaganfall erlitten, Frauen häufiger als Männer.   

Viele denken, dass nur ältere Menschen einen Schlaganfall bekommen. Das stimmt jedoch nicht, stellte der Pressesprecher der DSG Wolf-Rüdiger Schäbitz von der Klinik für Neurologie am Evangelischen Krankenhaus Bielefeld-Bethel fest. Fast jeder fünfte Patient in Deutschland sei jünger als 55 Jahre, und die Zahl der „juvenilen“ Schlaganfall-Patienten zwischen 18 und 55 Jahren nimmt laut Schäbitz weiter zu. Die Experten führen dies auf den Anstieg der typischen Gefäßrisikofaktoren, wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und Übergewicht, zurück.

Bei Jüngeren komplex zu behandeln

Schlaganfälle seien bei Jüngeren komplexer und schwieriger zu diagnostizieren, hob Schäbitz hervor. Ein Großteil der Schlaganfälle in dieser Altersgruppe entstehe durch Beschädigungen arterieller Gefäßwandschichten oder durch Embolien im Herzen. Eine besondere Rolle spiele dabei das sogenannte persistierende bzw. offene Foramen Ovale (PFO), ein angeborenes Loch zwischen dem rechten und linken Vorhof des Herzens, das sich normalerweise bei der Geburt verschließt. Bei etwa jedem fünften gesunden Erwachsenen bleibe es jedoch offen. Dadurch könnten Gerinnsel aus dem venösen in den arteriellen Kreislauf und damit ins Gehirn kommen. Nach neuesten Studien könne das PFO mit einer Art „Schirmchen“  verschlossen werden, aber die Methode komme nicht für jeden Betroffenen infrage.

„Langzeitfolgen bei juvenilen Schlaganfällen können nur durch eine schnelle und fachkundige Behandlung vermieden werden“, sagte Schäbitz, „aber trotz guter Therapiemöglichkeiten bleibt etwa ein Drittel von ihnen dauerhaft arbeitsunfähig.“




Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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