DAZ-Tipp aus der redaktion

Rot, gelb oder grün?

Stuttgart - 26.10.2017, 16:15 Uhr

Evidenzbasierte Pharmazie via Ampel: Die fachliche Bewertung erfordert aber nach wie vor einen Apotheker. (Foto: bluedesign / Stock.adobe.com)

Evidenzbasierte Pharmazie via Ampel: Die fachliche Bewertung erfordert aber nach wie vor einen Apotheker. (Foto: bluedesign / Stock.adobe.com)


Etwa die Hälfte aller Arzneimittel, die täglich in Apotheken abgegeben werden, fällt in den Bereich der Selbstmedikation. Was hilft am schnellsten gegen Husten? Welche Kopfschmerztablette ist am verträglichsten? Wie wird eine Blasenentzündung auch ohne Antibiotikum behandelt? Für das pharmazeutische Personal stellen diese Fälle sowohl Routinen als auch Herausforderungen dar. Wie eine evidenzbasierte Empfehlung im hektischen Apothekenalltag gelingen kann, erfahren Sie in der aktuellen DAZ. Die Lesetipps der Woche von DAZ-Chefredakteur Dr. Armin Edalat.

Keine Frage – jeder Patient soll eine qualitativ hochwertige Therapie auf Basis der besten Wissens- und Datenquellen erhalten. Und darüber hinaus spielen für den Arzt oder Apotheker auch die Bedürfnisse des Patienten und die eigenen klinischen Erfahrungen eine große Rolle. Das Beratungsgespräch dient dazu, die Ziele und Wünsche des Patienten zu erfragen. Fort- und Weiterbildungen, der kollegiale Austausch sowie die jahrelange Berufstätigkeit sind der Erfahrungsschatz eines jeden Heilberuflers. Fehlt noch die sogenannte externe Evidenz, also die aktuellen Ergebnisse aus klinischen Studien. Im hektischen Apothekenalltag ist es häufig gar nicht möglich, umfangreiche Literaturrecherchen anzustellen und die Studienlage zu überblicken. Ein Informations- und Bewertungssystem, das die Ergebnisse übersichtlich und schnell darstellt, wäre wünschenswert. Marburger Pharmazeuten haben solch eine Web-Anwendung für die evidenzbasierte Beratung entwickelt und stellen sie in der aktuellen DAZ vor. Gleichzeitig erhalten die Leser auch eine kritische Einschätzung, weshalb man sich nicht auf ein reines Ampelschema verlassen darf. Für die abschließende Beurteilung und Entscheidung ist eben mehr gefragt als Rot, Gelb oder Grün.

Dr. Armin Edalat, Chefredakteur Deutsche Apotheker Zeitung

In diesem Zusammenhang empfehle ich Ihnen auch den Artikel „Es muss nicht immer ein Antibiotikum sein!“. Die Behandlungsleitlinie für unkomplizierte Harnwegsinfekte wurde aktualisiert. Mehr als jede zweite Frau erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung (Zystitis). Der Leidensdruck ist groß und mit Einschränkungen im Alltag verbunden. Dazu kommt die Angst, dass Komplikationen oder bleibende Schäden auftreten. Der Besuch beim Arzt zieht sehr häufig die Verordnung eines Antibiotikums nach sich – in den meisten Fällen zur Akuttherapie, manchmal auch zur Rezidivprophylaxe. Doch entspricht das überhaupt noch dem aktuellen Stand der Wissenschaft? Die Gesellschaft für Urologie lehnt in ihrer aktuellen S3-Leitlinie den unkritischen Einsatz von Antibiotika ab und hat einige apothekenpflichtige Arzneimittel neu in ihre Empfehlung aufgenommen.


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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