USA

Apotheker wegen tödlichem Meningitis-Skandal verurteilt

Boston - 27.10.2017, 08:45 Uhr

Nicht-sterile Infusionen haben in den USA Dutzenden Patienten das Leben gekostet. (Foto: dpa)

Nicht-sterile Infusionen haben in den USA Dutzenden Patienten das Leben gekostet. (Foto: dpa)


Eine Apotheke im US-Bundesstaat Massachusetts hat einen der größten Gesundheitsskandale in den USA ausgelöst: Mehr als 700 Menschen erkrankten an Hirnhautentzündung, nach denen ihnen kontaminierte Schmerzmittel gespritzt wurden – 76 davon starben. Nachdem bereits im Juni ein Apotheker zu neun Jahren Haft verurteilt wurde, wurde jetzt auch ein weiterer Pharmazeut schuldig gesprochen.

Laut US-Justizministerium ist es die „bisher größte Krise für die öffentliche Gesundheit, die durch ein Arzneimittel ausgelöst wurde“: Seit 2012 erkrankten mehr als 700 Menschen in 20 US-Bundesstaaten an Hirnhautentzündung, 76 starben. Insgesamt soll es rund 13.000 Betroffene geben, die die Infusionen erhielten. Auslöser war offenbar eine Apotheke im Bundesstaat Massachusetts, die eigentlich in Reinräumen Arzneimittel zubereiten sollte. Doch hier gab es offenbar skandalöse Probleme.

Bei der Zubereitung von mehr als 17.000 Infusionen mit dem Glucocorticoid Methylprednisolon habe der 50-jährige Apothekeninhaber Barry C. den Profit über das Wohlergehen von Patienten gestellt, erklärte der Staatsanwalt Chad A. Readler im Juni. „Unter seiner Aufsicht haben Angestellte ihren Kunden versichert, dass sie sichere Arzneimittel erhalten“, betonte er: Dabei habe der Apotheker schwerwiegende Fehler in Sachen Hygiene und Sterilität ignoriert, abgelaufene Wirkstoffe verwendet und „unzählige weitere Herstellungs-Abkürzungen“ ausgenutzt habe, die zu zahlreichen vollständig vermeidbaren Todesfällen geführt hätten.

So fanden Inspekteure stehendes Wasser und Schimmel in der Apotheke, wie auch Bakterien auf Arbeitshandschuhen. Auch hat die Apotheke laut den Ermittlungen routinemäßig größere Mengen von Arzneimitteln ohne vorliegendes Rezept abgegeben – oder Rezepte gefälscht, die auf Namen wie „Michael Jackson“, „Freddie Mae“ oder „Diana Ross“ liefen.  



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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