Mangelhafte Beratung

Verheerendes Warentest-Ergebnis für Versandapotheken

Berlin - 24.10.2017, 11:15 Uhr

Maximal „befriedigend“ schneiden Versandapotheken ab. Die pharmazeutische Beratung fehlt im Päckchen. (Foto: dpa | Logo: Stiftung Warentest)

Maximal „befriedigend“ schneiden Versandapotheken ab. Die pharmazeutische Beratung fehlt im Päckchen. (Foto: dpa | Logo: Stiftung Warentest)


Die Stiftung hat 15 deutsche und drei ausländische Versandapotheken getestet und kommt zu einem für die Versender verheerenden Ergebnis. Sieben der 18 getesteten Unternehmen erhalten die Bewertung „mangelhaft“, die beste vergebene Note ist ein „befriedigend“. Die Tester stören sich insbesondere an den schlechten bis gänzlich ausbleibenden fachlichen Beratungen der Versender.

In ihrer aktuellen Ausgabe hat die Stiftung Warentest 18 deutsche und ausländische Versandapotheken unter die Lupe genommen. Darunter sind die EU-Versender DocMorris, Europa Apotheek und Shop Apotheke sowie die deutschen Versender Versandapo.de, Deutsche Internet Apotheke, Medpex, Sanicare, Aponeo, Medikamente per klick, Aporot, Juvalis, Apodiscounter, Apotal, Mycare, Eurapon, Berlinda Versandapotheke, Besamex swoei Delmed. Unter der Überschrift „Probleme im Päckchen“ präsentieren die Warentester ihre Ergebnisse, die für die Versender in der derzeitigen politischen Diskussion rund um die Zukunft des Versandhandels sicherlich keine Hilfe darstellen.

In ihrem Text weist die Stiftung zudem ausdrücklich darauf hin, dass mit Absicht keine Apotheken vor Ort getestet worden seien. Dies sei bereits 2014 in einem Doppeltest geschehen, wobei die Apotheken wie die Versender bestenfalls ein „mittelprächtiges“ Bild abgegeben hätten. Außerdem habe man erst kürzlich in mehreren Apotheken getestet, inwiefern der Medikationsplan aktualisiert werden könne – und auch da hätten die Apotheken schlecht abgeschnitten.

Nun aber zum aktuellen Test der Versandapotheken: Die Warentester haben die „fachliche Qualität“ der Versender anhand von sieben Aufgaben getestet:

  1. Die Wechselwirkung zwischen dem Nahrungsergänzungsmittel Magium K forte und Candesartan erkennen.

  2. Die Wechselwirkung zwischen Atorvastatin und Amiodaron auf zwei verschiedenen Rezepten erkennen.

  3. Eine doppelte Verordnung zweier ähnlicher Medikamente erkennen: Diclofenac und Ibuprofen sowie Pantoprazol und Esomeprazol.

  4. Allgemeine Beratung zum OTC-Präparat Diclofenac.

  5. Beratung zu einem Ginkgo-Präparat bei vorliegender Wechselwirkung mit dem Blutverdünner Marcumar.

  6. Allgemeine Beratung zu rezeptfreien „Augenvitaminen“ bei nachlassender Sehkraft.

  7. Medikationsplan eines Patienten aktualisieren, dabei auf Wechselwirkungen achten.

Auf ihre Beratungsergebnisse können die Versender alles andere als stolz sein. „Halbwegs ordentlich“ habe der Fall geklappt, bei dem zwei verschiedene Rezepte mit Atorvastatin und Amiodaron vorlagen. „Um Welten schlechter“ waren die Resultate beim Schmerzmittel-Test: Hier lagen zwei verschiedene Rezepte über zwei verschiedene Analgetika (Ibuprofen und Diclofenac) für einen Patienten gleichzeitig vor. Nur ein einziger Versender meldete sich per Telefon und wies auf die Wechselwirkung hin und riet dazu, nur eines der beiden Medikamente einzunehmen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Versand-Apotheken-Test

von M.Skibjies am 20.06.2018 um 12:10 Uhr

Ich habe eben" Vitamin B complex ratiopharm" in der Apotheke gekauft, für 29,95 €. In jeder Versandapotheke kostet es ungefähr die Hälfte. Da könnt Ihr die Versand-Apotheken schlecht reden, wie Ihr wollt, es wird nichts nützen.

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Versandapotheke

von lupus am 24.10.2017 um 11:41 Uhr

Ist dieser Test von den Deutschen Apotheken gesponsert?Ich bestelle für 4 Leute seit Jahren und habe immer Mitteilung über Wechselwirkung. In den Apotheken , die ich auch nutze, hat mich noch keiner auf Wechselwirkung hingewiesen. Aber über Kartenzahlung(Selbstzahler) beschwert. Selbst verschreibende Ärzte haben Wechselwirkung nicht beachtet.

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AW: Versandapotheke

von Anita Peter am 24.10.2017 um 15:19 Uhr

Sie haben völlig Recht, das Thema Wechselwirkungen und Medikationsmanagement gehört in die Apotheke und muss von den Kassen bezahlt werden. Dazu benötigt es auch eine Weiterentwicklung der Gesundheitskarte. Wenn man als Verbraucher 4 verschiedene Bezugsquellen hat, wird es schwierig ein ordentliches Medikationsmanegement durchzuführen, ohne dass alle AMs auf der eGK geführt werden.

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