DAZ-Tipp aus der redaktion

Da ist der Wurm drin

Stuttgart - 20.10.2017, 10:30 Uhr

(Illustration: 3drenderings / stock.adobe.com)

(Illustration: 3drenderings / stock.adobe.com)


Für die Meisten dürfte es wohl sehr unappetitlich klingen: Lebende Wurmeier als Nahrungsergänzungsmittel. Abseits des Ekels ist aber vor allem die Frage nach dem Nutzen interessant. So sollen die Parasiten eventuell bei entzündlichen Krankheiten helfen. Was es damit auf sich hat und warum man nicht zu euphorisch sein sollte, erfahren Sie in der aktuellen DAZ. Der Lesetipp der Woche von DAZ-Volontär Mathias Schneider.

Die Idee ist so einfach wie logisch: Man möchte die Fähigkeit von Parasiten nutzen, das Immunsystem zu manipulieren, um so überschießende Immunantworten im Rahmen von Autoimmunerkrankungen zu drosseln und entzündliche Prozesse einzudämmen. Schon seit einigen Jahren gibt es immer wieder Publikationen dazu, wie mit Parasiten zum Beispiel Allergien oder Asthma therapiert werden könnten. Nun hat die Hamburger Firma Enteron Science GmbH die Zulassung von Eiern des Schweinepeitschenwurms als Novel Food beantragt. Aber können die Wurmeier wirklich helfen? Die Studienlage ist nicht eindeutig und spricht eher dagegen. Konnten in ersten klinischen Studien noch überraschende Erfolge bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen erzielt werden, waren die Ergebnisse von zwei größeren Placebo-kontrollierten Studien doch eher ernüchternd. Es konnte kein Unterschied zwischen Placebo und Verum festgestellt werden. Für die Zulassung als Novel Food ist allerdings auch kein Wirknachweis gefordert. DAZ-Autor Prof. Dr. Richard Lucius findet, dass die Wurmeier den Patienten nicht vorenthalten werden dürfen – eine kompetente Beratung durch den Apotheker immer vorausgesetzt. Warum er den Parasiten trotz der nicht überzeugenden Studienergebnisse eine Chance gibt und weitere interessante Fakten zum Schweinepeitschenwurm, lesen Sie in „Ein Parasit zur Nahrungsergänzung?“

Dr. Mathias Schneider, Volontär der DAZ

Eigentlich ist schon lange bekannt, dass nicht das Fett, sondern der Zuckeranteil im Essen der entscheidende Risikofaktor für Krankheiten wie das metabolische Syndrom ist. Nun wird dieser Paradigmenwechsel der Ernährungsmedizin verstärkt öffentlich wahrgenommen. So hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) beispielsweise in ihren zehn Regeln zur Ernährung die Warnung vor Fett als Risikofaktor gestrichen. Aber kann man nun eine fettreichere Ernährung mit reduziertem Kohlenhydratanteil empfehlen, wie die Ergebnisse der PURE-Studie nahelegen, einer zur Zeit ebenfalls viel diskutierten Studie zum Einfluss von Kohlenhydraten und Fett auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität? Ganz so einfach ist es nicht. Zumal die Studie auch methodische Probleme aufweist. Viel wichtiger als das Mengenverhältnis von Makronährstoffen ist deren Qualität, meint Ernährungsexperte Prof. Dr. Martin Smollich. Keinesfalls sollten nun die Kohlenhydrate so verteufelt werden, wie es in der Vergangenheit mit den Fetten passierte. Für die DAZ hat sich Prof. Smollich die Aktualisierung der DGE-Empfehlungen und die PURE-Studie angesehen und kritisch eingeordnet.


Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.