Entwurf abgelehnt

EU-Parlament will keine Ausnahmen beim Schutz vor hormonaktiven Chemikalien

Brüssel - 05.10.2017, 07:00 Uhr

Manche Kunststoffe enthalten hormonaktive Substanzen. (Foto: monticello / stock-adobe.com)                                       

Manche Kunststoffe enthalten hormonaktive Substanzen. (Foto: monticello / stock-adobe.com)                                       


Endokrine Disruptoren können das Hormonsystem auf verschiedensten Wegen beeinflussen. Bestandteile von Pflanzenschutzmitteln oder bestimmten Weichmachern stehen beispielsweise unter Verdacht, so eine Wirkung zu haben. Ein Entwurf der EU-Kommission, der Verbraucher besser vor diesen Stoffen schützen soll, wurde nun vom EU-Parlament abgelehnt. Der Grund: Es gab zu viele Ausnahmen. 

Beim Schutz vor hormonaktiven Chemikalien, sogenannten endokrinen Disruptoren, muss die EU-Kommission nacharbeiten. Das Europäische Parlament lehnte am Mittwoch einen Entwurf der Brüsseler Behörde als unzureichend ab. Die Kommission bedauerte dies und bat sich Bedenkzeit aus. Die Stoffe können Einfluss auf den Hormonhaushalt nehmen und zu Unfruchtbarkeit, Krebs oder Fehlbildungen führen. Nach Angaben von WHO/UNEP (2013) sind bis zu 800 Stoffe bekannt, für die eine endokrine Wirkung entweder nachgewiesen oder vermutet wurde. Jedoch wurde bisher nur ein geringer Anteil dieser Stoffe Tests unterzogen, die endokrine Effekte in intakten Organismen nachweisen können. Zu den bekanntesten syn-
thetischen Stoffen mit potenzieller endokriner Wirkung gehören Bausteine für Kunststoffe wie Bisphenol A oder Additive für Kunststoffe, zum Beispiel Weichmacher wie bestimmte Phthalsäureester (Phthalate).

Die EU-Länder hatten im Juli nach langem Hin und Her den Vorschlag der Kommission gebilligt, den das Europaparlament jetzt blockierte. Darin wurden wissenschaftliche Kriterien aufgestellt, um solche hormonschädigenden Stoffe in Pflanzenschutzmitteln zu identifizieren. Die Abgeordneten störten sich an zu weitreichenden Ausnahmen. Die Behörde solle einen neuen Entwurf ausarbeiten, forderten sie.

Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis kritisierte, das Parlament stoppe eine Maßnahme, die den Gesundheitsschutz vorangebracht hätte. Diese Regelung wäre besser gewesen als gar keine und hätte ausgebaut werden können, sagte er. „Die Kommission muss nun nachdenken, welche Schritte zu unternehmen sind.“ Die Grünen und Verbraucherschützer begrüßten das Parlamentsvotum dagegen. Die Menschen bräuchten einen besseren Schutz vor endokrinen Disruptoren.


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