SPD-Politikerin in der Offizin

Wirtschaftsministerin Zypries besucht Apotheke

Darmstadt - 21.09.2017, 17:50 Uhr


Nach Kritik an ihrem DocMorris-Besuch informierte sich Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) am heutigen Donnerstag in einer Vor-Ort-Apotheke in Darmstadt. Sie zeigte sich überrascht von den digitalen Möglichkeiten abseits des Versandhandels – und empfahl den deutschen Apothekern, über eine gemeinsame Online-Plattform den Ausländern Konkurrenz zu machen. Apotheker Günter Wickop überzeugte der Besuch am Ende nicht.

Der Besuch der Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries bei der niederländischen Versandapotheke DocMorris hatte vor knapp zwei Monaten unter deutschen Apothekern für erhebliche Kritik gesorgt: Warum informiert sich die Ministerin zum Thema Digitalisierung nur bei einem ausländischen, aktiennotierten Unternehmen – und nicht bei einer deutschen Vor-Ort-Apotheke, fragten sich viele Pharmazeuten. „Die deutschen Apotheker können durchaus mit Selbstbewusstsein und Zuversicht in die Zukunft schauen und müssen DocMorris nicht als Schreckgespenst aufbauen“, hatte die Ministerin gegenüber DAZ.online nach ihrem Besuch gesagt.

Gleichzeitig kündigte sie an, dass sie auch gerne eine deutsche Apotheke besuchen werde, wenn sie hierzu eingeladen wird. Der hessische Apothekerverband schritt zur Tat – und lud die in Kürze aus dem Bundestag ausscheidende Ministerin in die Einhorn-Apotheke in ihrem bisherigen Wahlkreis Darmstadt ein. Diese betreibt mit über 30 Beschäftigten in vierter Generation Günter Wickop – die Apotheke existiert jedoch bereits seit 1570. Schnell entwickelte sich ein angeregtes Gespräch zwischen der Ministerin und dem Apotheker: Der Pharmazeut befürchtet, dass Vor-Ort-Apotheken „den Konzernen zum Fraß vorgeworfen werden“, wie er der Ministerin sagte. Er überlegt derzeit, ob er die Einhorn-Apotheke guten Gewissens seinem Sohn übergeben kann – und fragte die Ministerin, was sie ihm raten würde.

Zypries: Das Internet verändert Berufsfelder

„Klar“ solle er sie übergeben, betonte Zypries: Sie sah keine Bedenken, auch angesichts der guten Lage in der Darmstädter Innenstadt. „Die Apotheker, die ich kenne und die in Ihrem Alter sind, die haben alle sehr gut verdient“, erklärte sie – und musste sich aber von Wickop anhören, dass dies in der nächsten Generation nur schwerlich noch der Fall sein werde. In Köln könnten sich beispielsweise nur wenige Apotheken noch die hohen Mieten in der Innenstadt leisten, hinzu bedrohten Versandhandel und Rx-Boni das Geschäft, nachdem im OTC-Bereich ohnehin ein großer Umsatz-Anteil weggebrochen ist.

Zypries erwiderte, dass dies ein allgemeiner Trend sei. „Es gibt eine technische Entwicklung, die heißt Internet“, betonte sie. Dies führe auch dazu, dass sich Berufsfelder ändern – nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Ähnlich sei es im ganzen Handel, wie auch bei den Lebensmitteln, wo Amazon mit seinem Dienst „Amazon Fresh“ auch den Markt aufwirbeln möchte. „Sie tun so, als sei die Bundesregierung dafür verantwortlich“, erklärte die SPD-Politikerin.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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11 Kommentare

Zypries in der Apotheke

von Markus Junker am 29.07.2018 um 1:10 Uhr

Schreckgespenster hocken bei Kindern unterm Bett. Man braucht sich nur die reellen Zahlen anzusehen um festzustellen, was der Versandhandel ist und in welche Richtung er sich entwickelt. Das sind Binsenweisheiten, keine Schreckgespenster.
Wenn man das schon hinnehmen muss, weil die Politik statt zu handeln sich selbst behindert, soll sie einem das Wort nicht im Mund herumzudrehen versuchen. Und im übrigen war sie es, die beim Versandhandelsverbot RX von Minister Gröhe nicht mitmachen wollte. Für wie ahnungslos hält sie die Menschen? Das frag ich mich.
Und der Verweis auf alte Zeiten, in denen man ach soo viel verdient hätte, hat einen langen Bart. Dafür kann sich heute keiner mehr etwas kaufen. Und. Apothekengehälter und Arzneimittelpreise sind nie überproportional gestiegen im Vergleich mit anderen Branchen. Eher geringer ist es der Fall.
Kein Wunder, daß sich die Volksparteien so schwertun mit der Auseinandersetzung mit Populisten; wenn man selber derart populistisch daherkommt, kann das schwerlich gelingen.

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Zypries

von Frank ebert am 22.09.2017 um 13:54 Uhr

Es macht einen wahnsinnig, von welchen Geschöpfen man regiert wird. Jetzt werde ich erstmal googlen was Internet ist.

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Zypries: mit welcher Unkenntnis darf jemand solch einen Posten besetzen?

von Heiko Barz am 22.09.2017 um 12:44 Uhr

Wie war das? In Spanien sind die Arzneimittel billiger?!
Und das aus dem Mund einer, wenn auch scheidenden, Bundeswirtschaftsministerin Dass sich die Preise, wie auch bei den Autos und Anderem, am Bruttoinlandsprodukt des zum Vergleich herangezogenen Landes richteten, müßte doch zum ganz kleinen 1mal1 eines solchen Ministeramtes gehören.
Aber sie stiehlt sich zielstrebig durch ihr Ausscheiden aus dieser Verantwortung. Der Frau ist doch das Berufsbild des Apothekers völlig wumpe!
Wehe aber, wenn sie am Heiligabend um halb3 wegen starker Bauchschmerzen keine Notdiestapo schnell finden kann, dann ist .........Holland in Not........Welch ein Wortspiel!

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Schön, dass Darmstadt so eine lebhafte Innenstadt hat...

von Hubert kaps am 22.09.2017 um 9:10 Uhr

.... dann wird es der Ministerin i.R. sicher nicht langweilig, ist wahrscheinlich der übliche internationale Branchenmix, der uns und Sie so glücklich macht.
Aber im Ernst, diese Antworten könnten auch original so auch aus Holland kommen. Ihre Argumentationen sind eine Beleidigung für alle seriös arbeitenden inländischen Kollegen. Noch 2 mal schlafen, dann ist endlich gut.

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Blitzgescheit

von Florian Becker am 22.09.2017 um 9:00 Uhr

Hört die Frau sich eigentlich selber zu?
Wie unglaublich überheblich und herablassend ist ein Satz wie
"es gibt eine technische Neuerung die heißt Internet"
Genau so herablassend wie "das nennt man Wettbewerb"
Und das sagt die gleiche blitzgescheite Politikerin, die sich medienwirksam mit "buy local" Schild ablichten lässt.
Die gleiche blitzgescheite Politikerin lässt sich dann von Doc Morris zu einem Vorwärts Gespräch einkaufen.
Es ärgert sich zunehmend, wie solche PolitikerInnen uns auf unglaublich dämliche Weise für dumm verkaufen wollen.
Ob das daran liegen mag, dass die selber von interessierter Seite für dumm verkauft werden?
Der Unterschied ist: Bei denen funktioniert es offensichtlich

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irgendwas...

von Helge Killinger am 22.09.2017 um 8:17 Uhr

„Ich bleibe hier wohnen – und ich denke, ich kümmere mich etwas um das Digitale in der Stadt“

Da fällt mir nur ein, Berufswunsch: "Irgendwas mit Internet ?!"

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Zypries

von Alexander Zeitler am 22.09.2017 um 1:06 Uhr

Super. Da war sie ja in einer typischen deutschen Apotheke ,mit 30 ;Mitarbeitern. Da war sie im Centrum von Darmstadt. Doch mal ein wenig in die Prärie gehen. Da macht das der Chef mit 1(!!!!!) PTA und suhlt sich im Reichtum. Und danke Frau Zypries, das Wort INTERNET haben auch wie schon mal gehört.
W"enns IMPORT und INTERNET für solche Leute gäbe, hätten wir wohl weniger innerdeutsche Probleme.

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Berufsverbot?

von Pharmi am 22.09.2017 um 0:32 Uhr

Immer das mit dem Berufsverbot. Wusste gar nicht, dass Versandapotheker ein Beruf ist. Der APotheker verliert dadurch ja nicht seine Zulassung. Er darf auch weiterhin eine Apotheke leiten und OTC darf er ja auch weiterhin über den Versand anbieten. Frau Zypries scheint mir irgendwie schlecht informiert. Auch dass sie offenbar das Eugh-Urteil in der Diskussion vergessen hat und Medikamente mit Büchern vergleicht erscheint mir sehr fraglich...

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da fehlt was....

von gabriela aures am 22.09.2017 um 0:26 Uhr

schön auch, wie sie das mit dem kindle und dem tolino erklärt....bücher und medis sind auch irgendwie völlig gleich. entweder todlangweilig oder blutdruckerhöhend spannend und am nächsten morgen ist man ermattet...

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Ausschussware ....

von gabriela aures am 22.09.2017 um 0:23 Uhr

schön auch, wie sie das mit dem kindle und dem tolino erklärt....bücher und medis sind auch irgendwie völlig gleich. entweder todlangweilig oder blutdruckerhöhend spannend und am nächsten morgen ist man ermattet...

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AW: "Ausschussware" etwa der

von aures gabriela am 22.09.2017 um 0:27 Uhr

Netiquette zum Opfer gefallen ???

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