Bundestagswahl

SPD-Politikerin: Medikationsmanagement nur beim Arzt

Berlin - 15.09.2017, 13:15 Uhr

Nicht in der Apotheke: SPD-Politikerin Ulrike Bahr will, dass das Medikationsmanagement ausschließlich in der Arztpraxis stattfindet. (Foto: dpa)

Nicht in der Apotheke: SPD-Politikerin Ulrike Bahr will, dass das Medikationsmanagement ausschließlich in der Arztpraxis stattfindet. (Foto: dpa)


Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr hat sich im Rahmen der ABDA-PR-Aktion „Wahlradar Gesundheit“ dafür ausgesprochen, den Apothekern keine weiteren Kompetenzen im Medikationsmanagement zu verleihen. Aus Sicht der Sozialdemokratin sind alle Beratungen rund um das Thema Arzneimittel Aufgabe der Ärzte.

Ulrike Bahr kandidiert als Direktkandidatin Wahlkreis Augsburg. Sie zog 2013 erstmals über die Landesliste der SPD Bayern ins Parlament ein und sitzt derzeit im Familienausschuss. Außerdem ist Bahr stellvertretendes Mitglied im Gesundheitsausschuss. Von ihrem Wahlkreisapotheker wurde Bahr in fünf Fragen auf ihre Meinung zum Apothekenmarkt angesprochen. Die Antworten liegen nun vor.

In einer bestimmten Angelegenheit hat Bahr eine bemerkenswerte Meinung, die auch viele ihrer Parteimitglieder nicht unbedingt teilen dürften. Auf die Frage, wie Apotheker stärker in das Medikationsmanagement eingebunden werden könnten, antwortet die SPD-Politikerin: „Die Versorgungssteuerung und damit auch das Medikationsmanagement sind und bleiben Aufgabe des Hausarztes/ der Hausärztin. Gerade in städtischen Räumen mit hoher Apothekendichte halte ich ein Medikationsmanagement durch Apotheken für schwer umsetzbar.“ Die SPD-Gesundheitsexperten im Bundestag hatten sich zuletzt eigentlich dafür stark gemacht, den Apothekern mehr Kompetenzen zukommen zu lassen.

In ihren restlichen Antworten weicht Bahr nicht von der allgemeinen Meinung der SPD zum Apothekenmarkt ab. Zu den Auswirkungen des EuGH-Urteils sagt die SPD-Politikerin: „Ob ein generelles Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten ein geeignetes Mittel ist, ist dabei nicht entschieden. In der heutigen Zeit ist der Versandhandel ein allgemein üblicher Vertriebsweg geworden, den auch Patientinnen und Patienten für die Beschaffung ihrer verordneten Arzneimittel nutzen. Insbesondere in strukturschwachen Regionen und für in ihrer Mobilität eingeschränkte Patientinnen und Patienten stellt der Versandhandel eine sinnvolle Ergänzung zu Präsenzapotheken dar.“

Bahr steht zum Fremd- und Mehrbesitzverbot

Außerdem wollte Bahrs Wahlkreis-Apotheker wissen, wie die wichtige soziale Funktion und Rolle der Apotheker erhalten werden könne. In ihrer Antwort verwies die Sozialdemokratin auf das Apothekenhonorar: „Dabei müssen wir noch einmal ganz neu diskutieren, wie dieser wertvolle Beitrag auch angemessen honoriert werden kann, damit Apotheken auch in Zukunft wirtschaftlich arbeiten können.“ Grundsätzliche Änderungen will sie im Apothekenmarkt allerdings nicht haben. Bahr: „Die freiberuflich geführte Apotheke wird auch durch das Fremd- und eingeschränkte Mehrbesitzverbot geschützt.“

Laut ABDA haben sich an der Initiative „Wahlradar Gesundheit“ bislang 133 Direktkandidaten aller sieben Parteien aus 115 Wahlkreisen in 15 Bundesländern beteiligt. Angela Merkel (CDU) und ihr Widersacher Martina Schulz (SPD) haben allerdings noch keine Antworten geschickt.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Widerspruch in sich

von Dr. Thomas Müller-Bohn am 16.09.2017 um 16:12 Uhr

Das Medikationsmanagement ist definitionsgemäß ein interdisziplinär angelegter Prozess, bei dem Arzt und Apotheker interagieren. Wenn der Arzt das Medikationsmanagement allein durchführt, ist das ein Widerspruch in sich. Frau Bahr möchte also kein Medikationsmanagement, sondern maximal eine Medikationsanalyse durch den Arzt.

Und warum soll das MM bei hoher Apothekendichte schwer umsetzbar sein? Egal wie viele Apotheken es gibt, muss sich der Patient beim MM für eine gewisse Zeit auf eine Apotheke festlegen. Wo ist das Problem?

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