Bundestagswahl

FDP-Chef Lindner lässt Apotheker zur Linken ziehen

Berlin - 11.09.2017, 16:15 Uhr

Auch ohne Apotheker in den Bundestag: FDP-Chef Christian Lindner erklärt in einem Interview, dass er nichts machen könne, wenn die Apotheker jetzt zur Linken abwanderten. (Foto: dpa)

Auch ohne Apotheker in den Bundestag: FDP-Chef Christian Lindner erklärt in einem Interview, dass er nichts machen könne, wenn die Apotheker jetzt zur Linken abwanderten. (Foto: dpa)


Was Apothekenthemen betrifft, hat die FDP in den vergangenen Monaten eine Kehrtwende vollzogen. Die ursprüngliche „Apothekerpartei“ setzt sich in ihrem Wahlprogramm für Fremdbesitz und für den Rx-Versand ein. In einem Interview mit der Berliner Zeitung erklärt FDP-Chef Christian Lindner nun, dass er da nichts machen könne. Sollen die Apotheker doch die Linken wählen.

Das Verhältnis zwischen der FDP und den Apothekern hat in den vergangenen Monaten gelitten. Die ersten Brüche erhielt die Beziehung nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung, als die Apotheker vergeblich auf eine uniforme Antwort der Liberalen warteten. Statt einer einheitlichen Position brachten die FDP-Landesverbände den Pharmazeuten aber mehrere Einzelmeinungen entgegen: Manche Liberale wollten die Preisbindung erhalten und die Apotheker schützen, einige andere sahen die Chance für Marktöffnungen und forderten Deregulierungen zugunsten der Versandhändler.

Den größten Hieb in Richtung Pharmazeuten teilte dann aber der FDP-Parteitag aus, als er im April ein Wahlprogramm beschloss, in dem er sich für die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes ausspricht. Die Liberalen versuchten sich im Nachhinein aus diesem Beschluss herauszureden – FDP-Vize Marie-Agnes Strack-Zimmermann erklärte, der Beschluss sei in der Hektik des Parteitages beschlossen worden und dass man keine Apothekenketten wolle. Die Apotheker nahmen der Partei das aber nicht so wirklich ab. Erst kürzlich führte der Nachrichtendienst Apotheke Adhoc eine Umfrage durch, bei der die Liberalen nur noch 3,2 Prozent der knapp 300 teilnehmenden Apotheker überzeugte.

Lindner: Da kann ich nichts machen

Immer vorne mit dabei beim neuen Apotheken-Kurs der Partei ist Parteichef Christian Lindner. Es dürfe keinen Naturschutz für Apotheker geben, erklärte Lindner. In einem neuen Interview mit der Berliner Zeitung bekräftigte der Liberale seine Position. Lindner sagte wörtlich: „Wir fühlen uns den Bürgern, Kunden und Steuerzahlern verpflichtet. Deshalb werden wir den Menschen nicht vorschreiben, ob sie Medikamente online bestellen oder aus der Apotheke um die Ecke holen.“

Aus Lindners Sicht wären die Stimmverluste im Apothekerlager ganz offenbar kein großer Verlust: „Manche Apotheker wählen wegen dieses einen Punkts und trotz unseres mittelstandsfreundlichen Programms dann lieber die Linkspartei, die ihnen die Steuern erhöhen will. Da kann ich nichts machen.“ Eine Parallele sieht der Politiker zur Autoindustrie. „Die Automanager mögen uns nicht, weil wir sagen, ihr müsst die Kunden entschädigen. Und die Banker mögen uns nicht, weil wir sagen, wir können Spekulationen nicht mit dem Geld der Steuerzahler auffangen. Als Liberaler fordern wir faire Regeln und setzen uns bewusst zwischen alle Stühle.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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8 Kommentare

Londner

von Helen Blaschke am 13.09.2017 um 14:01 Uhr

Herr Lindner - jung dynamisch erfolglos !
Damit ist alles gesagt-viel Luft.....

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Auch die klügste Henne ...

von Paul Linke am 12.09.2017 um 8:26 Uhr

Vielleicht ist "CL 7" als Künstlername gar nicht so falsch gewählt ? Der Verstand ist dem Vorbild aus dem Fußball ja vergleichbar. Und die 7 steht dann beim Wahlergebnis hoffentlich für Promille.

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Lindner

von Alexander Zeitler am 12.09.2017 um 1:08 Uhr

Lieber(?) Herr Lindner. So rosdig sieht es für Ihre FDP nicht aus. Früher waren wir Stimmfutter für Sie. Das ist nun wohl rum. Hchmut kommt vordem Fall. Wir werden Ihre One Man Show nicht mehr unterstützen.
Hoffentlich haben Sie genügend Matten ausgelegt, damit Sie sich nicht zu sehr verbeulen.
Dann fallen Sie mal gut mit Ihren Konsorten. Ciao Bello sagt man in Italien

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Womit vergrault man WählerInnen?

von Christiane Patzelt am 12.09.2017 um 0:05 Uhr

Herr Lindner hat mit Martin Schultz einen Charakterzug gemein, sie sind beide arrogant und von oben herab. Das wirkt nicht nur unsympathisch, sondern mehr noch unsouverän!
Mir als ApothekerIn bleibt der Beruf, Herr Lindner und die SPD berauben die Bevölkerung um gute Apotheken. Politiker vergessern leider öfter mal, um wen es hier geht--um die Bevölkerung! Und ein Politiker ist StaatsDIENER und nicht der Staat selber--seit Ludwig XIV. haben wir "l'état ce moi" nicht mehr. Ich weiß seit Daniel Bahr und Phillip Rösler auch nicht, wer die FDP noch als "Apothekenpartei " bezeichnen kann, deren neoliberale gequirrlte Soße und Drohgebährden (wenn die Apotheken nicht xy machen, kommt die Kette-nicht wahr Herr Bahr?) waren verletzend, arrogant und am Wähler vorbei!
FDP war, ist und bleibt unwählbat!

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Lindner

von Christian Lindinger am 11.09.2017 um 18:41 Uhr

Was soll man von einer Partei/ Herrn Lindner erwarten, deren/ dessen Slogan lautet:
Digi first
Bedenken second

Was bedeuten soll:
ERST HANDELN
DANN DENKEN
- was für ein Armutszeugnis

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Lindner als one man show

von Ratatosk am 11.09.2017 um 18:35 Uhr

Auch andere Selbständige beobachten diese arroganten Hippster genau. Haben wohl vergessen, daß sie selbst vor Kurzem noch nicht an der 5 % Hürde knabberten, kann aber schnell wieder so kommen. Natürlich ist die Zahl der Apotheken zu gering, wenn aber noch ein paar andere Gruppen den wahren Gehalt der FDP begreifen, dann kann das schnell gehen. Politiker mit dieser herablassenden Art , die durch keine eignen besonderen Leistungen gedeckt ist, haben für mich in einer echten Volksvertretung nichts verloren. Einfach jeden und jede im eigenen Umfeld über die angebliche Mittelstandspartei aufklären, wirkt Wunder !

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Lindner

von Frank ebert am 11.09.2017 um 16:31 Uhr

Lindner ist zugegeben ein sehr guter Redner und ein arroganter weisser Vogel. Ich wäre nicht mehr so gut auf die Beine gekommen ,wenn ich mit meiner Apotheke 2 Millionen euro in den Sand gesetzt hätte. Na ja, konnte Herr Lindner ja Franjo gute Tipps geben.

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