Weltweit mehr Fälle

Infektionen mit Candida auris nehmen zu

Würzburg/Jena - 06.09.2017, 17:40 Uhr

Candida auris kann in vielen Labors noch nicht nachgewiesen werden. (Foto: stanislavs / adobe-stock)               

Candida auris kann in vielen Labors noch nicht nachgewiesen werden. (Foto: stanislavs / adobe-stock)               


Vor acht Jahren wurde er erstmals in Asien nachgewiesen, seither werden weltweit immer mehr Fälle erfasst: Candida auris, ein für kranke Menschen mit geschädigtem Immunsystem gefährlicher Hefepilz, breitet sich aus. Experten raten zu erhöhter Aufmerksamkeit. Gleichzeitig warnen sie vor Panikmache.

In den USA, Großbritannien und Indien sind in den vergangenen Monaten zahlreiche Erkrankungen mit Candida auris erfasst worden. Experten rechnen auch für Deutschland mit einer Zunahme der Fälle. Nach einem Einzelfall 2015 hat das Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen in Jena in diesem Jahr bereits drei Fälle registriert. „Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Fallzahlen höher sind. Es gibt sicherlich Labors, denen der Erreger durchgerutscht ist“, sagte Zentrumsleiter Oliver Kurzai am heutigen Mittwoch in Würzburg.

Für einen gesunden Menschen stelle der Pilz keine Bedrohung dar, betonte Kurzai. Betroffen seien bislang vor allem Patienten, die sich während ihrer Behandlung im Krankenhaus mit dem Erreger infizierten. „Aufgrund der bislang vergleichsweise wenigen Fälle besteht allerdings noch kein klares Risikoprofil.“

Standard-Tests erkennen den Erreger nicht

Viele diagnostische Labors seien noch nicht ausreichend auf den erst seit einigen Jahren bekannten Hefepilz Candida auris vorbereitet. Auch medizinischem Personal ist der Erreger noch nicht ausreichend geläufig. „Die aktuellen Standard-Verfahren für Pilzinfektionen erkennen diesen Hefepilz nicht. Im besten Fall zeigen die Tests nur, dass etwas nicht stimmt“, erklärte der Mediziner von der Universität Würzburg. Die Hersteller der Testverfahren seien nun am Zug und müssten die Datenbanken aktualisieren, auf denen die Tests basieren.

Der Hefepilz wurde 2009 erstmals in Asien nachgewiesen. Dort hatte er den Gehörgang eines Patienten befallen. Daher rührt auch die Bezeichnung „auris“ – vom Lateinischen für „das Ohr betreffend“. Seitdem wurde Candida auris an unterschiedlichen klinischen Materialien nachgewiesen, sowohl als Erreger invasiver Infektionen als auch als Besiedler.

Kurzai zufolge hat er sich ungewöhnlich schnell weltweit ausgebreitet und bereits zu mehreren Ausbrüchen geführt. Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat – basierend auf den bislang vergleichsweise wenigen Fällen – festgestellt, dass etwa 40 bis 60 Prozent der mit Candida auris infizierten Patienten gestorben sind. Ob der Pilz die Ursache war, lässt sich dabei allerdings meist nicht genau sagen, da es sich jeweils um schwerstkranke Patienten handelte.

Resistent gegen Fluconazol 

Der Hefepilz ist gegen Fluconazol resistent, aber in der Regel empfindlich gegenüber Echinocandine, wie Caspofungin. Er kann zu invasiven Infektionen wie Sepsis sowie Harnwegs- und Wundinfektionen führen. Speziell für diesen Pilz typische Symptome seien bislang nicht erfasst, sagte Kurzai. Der Erreger sei nur im Labor identifizierbar. Eine Meldepflicht für Infektionen mit Candida auris gibt es bislang nicht.


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1 Kommentar

Candida auris

von Dr. Gero Beckmann, Fachtierarzt für Mikrobiologie am 07.09.2017 um 9:58 Uhr

Die Spezies war - so ist nachzulesen - bisher nicht besonders in Erscheinung getreten. Gut, dass Ihre Headline sich von vielen anderen mäßigend unterscheidet. Es hat nämlich mittlerweile Seuchencharakter: anekdotische Infektionen werden zu großen Gefahren aufgepumpt. Waren es früher eher - auch journalistische - Laien, so besorgen es heute die Kommunikationsabteilungen von drittmittelabhängigen oder danach trachtenden Forschungseinrichtungen. Dabei wäre es eine ethische Verpflichtung, die eigentlichen infektiologischen Gefahren (nosokomiale Infektionen - allein in D ca. 15-30.000 Todesfälle jährlich - durch beschämend niedrige Compliance von Hygienestandards oder Gefahren durch die Globalisierung zu ventilieren. Stattdessen: akademisches Briefmarkensammeln und Skandalisierung.

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