Gegen die Konkurrenz aus dem Netz

Versandapotheke für den lokalen Handel aufgegeben

Düsseldorf - 04.09.2017, 09:02 Uhr

Geschlossen: Apotheker Patenge betreibt seine Versandapotheke nicht mehr. (Foto: picture alliance/APA/picturedesk.com)

Geschlossen: Apotheker Patenge betreibt seine Versandapotheke nicht mehr. (Foto: picture alliance/APA/picturedesk.com)


Einige Kommunen gründen eigene lokale online-Portale, um die Händler vor Ort gegenüber der Konkurrenz aus dem Netz zu stärken. Auch Apotheker sind zum Teil mit dabei. Noch einen Schritt weiter ging Dr. Michael Patenge, der drei Apotheken im thüringischen Arnstadt betreibt. Er hat seine Versandapotheke zugunsten eines lokalen Portals „geschlossen“.

Dr. Michael Patenge, der Inhaber von drei Apotheken in Arnstadt, nahm im Juli seine Versandapotheke Apofuchs24 selber vom Netz. „Ich habe das Versandhandelsgeschäft aufgegeben zugunsten des lokalen Handels“, sagt Patenge. Allein 13 Geschäfte hätten in diesem Jahr in der Innenstadt schließen müssen – der Online-Handel treibe immer mehr Einzelhändler in den Ruin, sagt er. „Die Lage ist angespannt, und die Spirale dreht sich weiter.“

Daher fokussiert sich der Apotheker nun aktiv darauf, ein lokales Portal ähnlich wie in einigen bayerischen Kommunen in Arnstadt zu etablieren. „Ich bin derzeit dabei, ein Gegenmodell zum überregionalen Versand aufzubauen“, sagt er. Arnstadt-shopping.de heißt das Projekt dort. „In Phase Eins vernetzen wir die Händler. Jeder bekommt ein eigenes Profil, das wiederum zu seiner Webseite und den sozialen Medien wie Facebook, Instagram und so weiter verlinkt“, erklärt Patenge.

Lokale Online-Handelsplattform als Kompromiss

In einer späteren Phase soll die Plattform dann auch genutzt werden, um etwa gemeinschaftliche Aktionen, Angebote oder Gutscheine zu präsentieren. „Die Reichweite eines Portals ist sehr viel effektiver als wenn nur ein einzelner Händler auf seiner Webseite eine Aktion bewirbt“, sagt der Apotheker. Und damit die Seite zu „der“ Seite im Ort werde, plant er viele interaktive Elemente zu integrieren wie Wetter, Webcam, Terminkalender oder Kleinanzeigenmarkt. „Möglicherweise folgt noch eine App“, sagt Patenge.

Patenge sieht sogar eine Zukunft als alternative Online-Handelsplattform. „Es wäre möglich, in Phase Drei einen Shop auf die Plattform zu bringen, um den Versandkunden die Möglichkeit zu geben, bewusst lokal zu bestellen. Es wäre ein Kompromiss, um den lokalen Händlern weiterhin das wirtschaftliche Betreiben eines stationären Geschäftes zu ermöglichen und die Kunden nicht an den Versand zu verlieren“, erklärt er. Die Logistik habe man vor Ort und könne damit sogar schneller sein als Amazon und Co., sagt er.

Unterstützung habe er in der Stadt dabei von vielen Seiten. Zahlreiche Freiwillige meldeten sich, und mit lokalen Banken, Wirtschaftsvereinen, Vereinen und der IHK stehe man im Gespräch. „Überall sieht man die mittlerweile katastrophale Entwicklung in den kleinen und mittleren Städten. Was fehlt, ist ein umfassendes Konzept, um mit den Herausforderungen der neuen digitalen Zeit Schritt halten zu können“, sagt Patenge.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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