Hautpflegeprodukt

Noweda will Frei Öl auslisten und befragt Apotheker

Berlin - 31.08.2017, 09:00 Uhr

Noweda vs. Frei Öl®: Die Apotheker-Genossenschaft Noweda will Frei-Öl®-Produkte auslisten, weil das Hautpflege-Unternehmen künftig auch in Drogerien verkauft. (Foto: Frei Öl)

Noweda vs. Frei Öl®: Die Apotheker-Genossenschaft Noweda will Frei-Öl®-Produkte auslisten, weil das Hautpflege-Unternehmen künftig auch in Drogerien verkauft. (Foto: Frei Öl)


Nach über 50 Jahren wird das Hautpflegeprodukt Frei Öl® in dieser Woche seine Apothekenexklusivität verlieren. Der Apotheken-Genossenschaft Noweda schmeckt das gar nicht: Der Großhändler denkt darüber nach, das Produkt auszulisten und befragt seine Mitglieder zu der Angelegenheit.

Im Juli wurde bekannt, dass das von einem Nürnberger Apotheker gegründete Unternehmen Apotheker Walter Bouhon seine Frei-Öl®-Produkte künftig nicht mehr apothekenexklusiv, sondern auch über Drogeriemärkte vertreiben will. Das erste Frei-Öl®-Produkt kam 1966 auf den Markt. Entwickelt wurde es vom Nürnberger Apotheker Walter Bouhon, dessen Familie in Nürnberg immer noch eine Apotheke betreibt. Mittlerweile ist das Sortiment breiter – es gibt beispielsweise ein Figuröl, ein spezielles Massageöl für Schwangere und ein Reinigungsöl & Maske.

Vor einigen Wochen teilte das Unternehmen dann mit: „Es wird ein neuer Grundstein zum Wachstum des Unternehmens gelegt.“ Hintergrund für die Erweiterung der Vertriebskanäle sind laut der Firma Marktforschungsstudien. Aus diesen ginge hervor, dass ein relevanter Teil der Verbraucherinnen, die beispielsweise ölbasierte Pflegeprodukte suchen und kaufen, dies außerhalb der Apotheke tun. Zudem würden Mütter, die in der Schwangerschaft Frei Öl®  benutzt haben, nach der Geburt ihre eigenen Pflegeprodukte sowie Produkte für die Kinder hauptsächlich im Drogeriemarkt erwerben. Diese Kundinnen könne man nicht mehr in der Apotheke abholen, erklärt das Unternehmen.

Noweda: Auch andere Hersteller könnten auf die Idee kommen

Viele Apotheker sind darüber natürlich verärgert. Auch die Genossenschaft Noweda reagiert nun auf den Schachzug des Hautpflege-Unternehmens und hat eine Mitgliederumfrage ins Leben gerufen, unter dem Titel „Auslistung von Frei-Öl®-Produkten?“. In dem Brief, der an alle Genossenschaftsmitglieder ging, erklärt die Noweda: „Frei-Öl®-Produkte werden zukünftig auch außerhalb der Apotheken unter anderem in Drogeriemärkten verkauft. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieses Verhalten als Vorbild für weitere Hersteller dient. Noweda erwägt daher, die Zusammenarbeit mit Frei Öl® einzustellen und sämtliche Produkte auszulisten.“

Weil die Mitglieder und Kunden unmittelbar betroffen seien, fragt der Großhändler nun nach deren Meinung. Zunächst will die Noweda wissen, wie die Mitglieder das Ende der Apothekenexklusivität einschätzen. Die Apotheker können hier „falsch“ oder „richtig“ ankreuzen. In der zweiten Frage erkundigt sich der Großhändler ganz konkret danach, ob die Pharmazeuten mit einer Auslistung einverstanden wären. Neben den Antworten „Ja“ und „Nein“ stellt die Noweda den Apothekern noch zur Option, anzukreuzen, dass nur diejenigen Produkte von einer Auslistung betroffen sein sollen, die auch wirklich im Drogeriemarkt landen.

Die Geschäftsführung von Frei Öl® betonte im Juli, dass die Apotheke weiterhin „ein wichtiger Partner“ bleiben solle. Im Zusammenspiel mit einer starken Medienpräsenz sowie einer breiteren Verfügbarkeit erhofft man sich eine Steigerung der Markenbekanntheit. Diese könne auch die Umsätze in den Apotheken befördern. Auch die Gefahr, dass den Apotheken Kunden verloren gehen, sehen die Gesellschafter und Enkel des Gründers nicht. „Mit der Aufnahme der Drogeriemärkte als zusätzlichen Vertriebsweg sprechen wir vor allem jüngere Kundinnen an, die ihren Kosmetikbedarf nicht in der Apotheke decken und somit auch nicht von der Apotheke abwandern.“


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Bouhon - Schade darum, aber sollte nicht ohne Folgen bleiben

von Ratatosk am 31.08.2017 um 18:56 Uhr

Wer nicht will, daß noch mehr diesen Weg gehen, kann nur sofort brutal die Bremse ziehen.
Die Firmen rechen einfach, wieviel kostet uns der Ausstieg, was können wir extern erreichen.
Darüberhinaus, hätte der Hersteller auch einfach eine Tochter für so was ausgliedern können. Man sollte auch bedenken, daß wir nicht unbegrenzt gute Firmen haben, die man mal so an die Internetgrabbler verlieren kann.
Auch Bouhon wird erkennen, was ihm dann von den wirklich Großen im Einkauf zugemutet werden wird, die einzelne Apotheke und auch Einkaufsgemeinschaften sind zu klein um Preise zu diktieren, viel Spaß beim Verauf, wenn man beim Diskounter dann die Regalmeter zahlen darf und fürs Einräumen. Erstaunlich ist der Zeitpunkt, da auch Discounter Premiumlinien aufzubauen versuchen, da das Ramschen irgendwann zu Ende kommt.

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